„Er hörte in der Stadt die Flöhe husten“

Püttlingen · Viele Jahre schenkte man sich nichts in der Kommunalpolitik und begegnete sich doch mit Respekt. Kein Wunder also, dass Altbürgermeister Rudolf Müllers Abschieds-Laudatio auf Franz Hertel fast eine Stunde dauerte.

 Politisch standen sie auf verschiedenen Seiten, in der Püttlinger Geschichte waren sie viele Jahre Weggefährten: Alt-Bürgermeister Rudolf Müller (CDU, links) und das scheidende DKP-Stadtratsmitglied Franz Hertel. Fotos: Jenal

Politisch standen sie auf verschiedenen Seiten, in der Püttlinger Geschichte waren sie viele Jahre Weggefährten: Alt-Bürgermeister Rudolf Müller (CDU, links) und das scheidende DKP-Stadtratsmitglied Franz Hertel. Fotos: Jenal

 Treffen der Seniorenbeauftragten, von links: Ernst Schmidt (für die Stadt Püttlingen), Franz Hertel (für die Gewerkschaft Verdi) und Gerhard Ballas (Vorsitzender des Landesseniorenbeirates).

Treffen der Seniorenbeauftragten, von links: Ernst Schmidt (für die Stadt Püttlingen), Franz Hertel (für die Gewerkschaft Verdi) und Gerhard Ballas (Vorsitzender des Landesseniorenbeirates).

Zu einer politischen aber auch zwischenmenschlichen Bilanz des Püttlinger Stadtrates mit Franz Hertel (DKP) kam es am Sonntag bei dessen offizieller Verabschiedung im Püttlinger Schlösschen. Gut 40 Jahre vertrat Hertel die Belange der Bürger der Stadt Püttlingen und der DKP als Stadtratsmitglied. Mit einer fast einstündigen Laudatio durch Altbürgermeister Rudolf Müller (CDU) wurde der politische Weg und das Wirken von Franz Hertel aufgezeichnet und geehrt.

Der ehemalige Widersacher Müller sah in Hertel einen oft schwierigen und kantigen Politiker, "mit dem ich oft gerungen hatte. - An Argumenten hatten wir uns nichts erspart". Müller sagte aber auch: "Hertel hörte in der Stadt die Flöhe husten, wenn kommunalpolitische Dinge anstanden. Er war ein Mann für die Bürger, und dabei hieß es unter den Bürgern: ‚Der macht das Maul auf.' Und wenn sich Bürger falsch verstanden sahen, dann gingen sie halt zum Franz." Rudolf Müller befand, dass Franz Hertel für dessen Partei ein Glücksfall gewesen sei, denn es sei in Deutschland einmalig, dass ein Vertreter der DKP über 40 Jahre in einem Kommunalparlament vertreten war. Hertels politisches Engagement reiche weit über die Grenzen von Püttlingen hinaus, und es sei schließlich ihm zu verdanken gewesen, dass auch die Städtepartnerschaft zwischen Senftenberg und Püttlingen zustande kam.

Hertels " Nein" im Stadtrat sei oft unverstanden gewesen unter den Stadtratsmitgliedern und wurde oft kontrovers diskutiert. Er habe es verstanden, nicht nur kommunalpolitische Themen mit in den Rat einzubringen, und es sei für die anderen schwer gewesen, die Zusammenhänge so zu sehen wie Franz Hertel.

Sichtlich gerührt zeigte sich Franz Hertel nach der Laudatio von Rudolf Müller. Sein Parteifreund, der Landesvorsitzende der DKP Saarland, Thomas Hagenhofer, sah in Franz Hertel den "roten Stern über Püttlingen". Der Beigeordnete Edmund Altmeyer, der den erkrankten Bürgermeister Martin Speicher vertrat, erklärte: "Es wird was fehlen im Stadtrat Püttlingen, ein Mensch mit Kanten und Ecken, den es zu überzeugen galt." Auch die Vertreter aller Parteien im Stadtrat waren sich einig, dass Franz Hertel seine politischen Ziele konsequent verfolgte - eben mit allen Ecken und Kanten.

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