Behörden ermitteln nicht weiterDiebe schrecken auch nicht vor Gräbern zurück

Köllertal. "Das ist schwere Stangenware, die tragen Sie nicht einfach so weg", sagt Daniel Bürtel. Er ist bei der Saarbahn als Ingenieur für die Baustelle im Köllertal von Walpershofen in Richtung Heusweiler und Lebach verantwortlich

Köllertal. "Das ist schwere Stangenware, die tragen Sie nicht einfach so weg", sagt Daniel Bürtel. Er ist bei der Saarbahn als Ingenieur für die Baustelle im Köllertal von Walpershofen in Richtung Heusweiler und Lebach verantwortlich. Bürtel spricht von 2100 Metern Oberleitungsdraht aus Kupfer und Tragseilen für den Fahrdraht, die dreiste Diebe im November auf einer Länge von 700 Metern auf dem neuen Bauabschnitt entfernt hatten (wir berichteten). "Insgesamt kamen etwa 1,5 Tonnen Draht weg. Das müssen Sie vor Ort zertrennen und verladen", ergänzt Bürtel. Der Saarbahn entstand durch den Diebstahl zwar kein finanzieller Schaden, wohl aber dem ausführenden Bauunternehmen. Solange die Bauabnahme nicht durch die Saarbahn erfolgt sei, liege das volle Risiko für Diebstähle oder auch Verzögerungen beim Bauunternehmen.

"Seit dem 16. Dezember sind wir für den Bauabschnitt verantwortlich und setzen einen eigenen Werkschutz ein", erklärt Bürtel. Neben der Oberleitung kamen bei der Saarbahn im Köllertal auch frisch verlegte Kabel weg, zudem gab es mehrere Einbruchsversuche in Bahnbauwerke.

Die Polizeiinspektion in Heusweiler hat noch keine Hinweise auf die Täter. Gerhard Schmitt, der Inspektionsleiter, sagt: "Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft sind derzeit eingestellt. Sie können aber jederzeit wieder aufgenommen werden, wenn es neue Hinweise gibt." Allerdings ist Schmitt hier nicht sehr optimistisch: "Als wir damals vor Ort gewesen sind, stellten wir keine großen Spuren fest: Die Oberleitung war weg, und durch die Bauarbeiter waren überall Fuß- und Reifenspuren vorhanden." Schmitt baut hier vielmehr auf den Kommissar Zufall, dass sich die Täter irgendwann noch erwischen lassen: "Das ist bei solchen Delikten auch eher typisch, dass im Nachhinein ganze Serien aufgeklärt werden."Köllertal. Auch bei anderen Diebstählen, die in Köllertal-Gemeinden Aufsehen erregten, gibt es wenig Neues. Seit Juni vergangenen Jahres sind der Polizei elf Fälle bekannt, in denen auf Friedhöfen im Köllertal Diebstahl begangen wurde.

Bei der Kupfervase, die Roswitha Gilscher vom elterlichen Grab auf dem Riegelsberger Waldfriedhof gestohlen wurde, lag der entstandene Schaden bei 190 Euro: "Zum ersten Advent hatten wir die neue Vase mit Blumen zum Grab gebracht. Nach dem Wintereinbruch mit dem vielen Schnee sind wir das nächste Mal an Neujahr auf dem Friedhof gewesen, da hätte die Vase schon aus dem mittlerweile tauenden Schnee herausschauen müssen." Die mit Schrauben und einer Stange befestigte Vase war weg - im Gegensatz zu einer weiteren Schale aus Kupfer und einer Laterne. "Für mich war es das erste Mal, dass etwas auf dem Friedhof gestohlen worden ist. Es macht mich betroffen, wenn Diebe noch nicht einmal vor Gräbern Halt machen", sagt Gilscher.

Was passiert mit solchem Diebesgut? Es gibt verschiedene Wege, es zu verkaufen, etwa über den Alteisenhandel oder das Internet, so die Polizei. "Der entstandene Schaden ist bei solchen Diebstählen allerdings häufig viel höher als der Materialwert des Diebesgutes", gibt Schmitt zu bedenken - und: "Wir können nur raten, beim Kauf von wertvollem Grabschmuck einen möglichen Diebstahl mit zu bedenken." Gleiches gelte auch für die schätzungsweise 20 Treibstoffdiebstähle auf Baustellen seit Sommer 2010 in der Region. Eine Dieseltankfüllung für eine große Baumaschine liege etwa bei 200 Euro, so die Polizei. "Da sollte man als Bauunternehmer sich schon ein Sicherheitskonzept einfallen lassen. Am effektivsten wäre ein Wächter", sagt der Inspektionsleiter. hcr

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