Drohnenflug ins Mittelalter Literarischer Drohnenflug ins Mittelalter

Sulzbach <img class="rteNotetag" title="&lt;ir_note colorindex=42 text=&lt;Joerg Laskowski&gt;Sie ist bekannt für ihre sauber recherchierten Historienromane. Im Herbst bringt die Saarländerin Deana Zinßmeister ihr erstes Jugendbuch heraus – und erfindet damit ein neues Genre. In „Das Auge von Licentia“ spinnt sie die „Truman Show“-Idee weiter – als Aussteigergeschichte.&gt;" src="/js/tiny_mce/plugins/irnotes/img/note.png"> · Sie ist bekannt für ihre sauber recherchierten Historienromane. Im Herbst bringt die Saarländerin Deana Zinßmeister ihr erstes Jugendbuch heraus – eine Aussteigergeschichte.

 So sieht das Cover von „Das Auge von Licentia“ aus.

So sieht das Cover von „Das Auge von Licentia“ aus.

Foto: Arena Verlag/Zero/Arena Verlag

Was wäre die radikalste Art, zu entschleunigen? Um Dauerstress und alle anderen zivilisationsbegleitenden Zwänge der Moderne hinter sich zu lassen. Wie wäre es, neu anzufangen und dafür menschheitsgeschichtlich gerade so weit zurückzugehen, bis man dort landet, wo es noch keine Elektrizität gab. Nur Holz für ein Feuer, mechanische Werkzeuge und wer Musik hören will, muss sie selber machen. Für Jugendliche ein Horrorszenario – für Erfolgsautorin Deana Zinßmeister der Plot ihres ersten Jugendbuchs, das pünktlich zur Frankfurter Buchmesse beim Arena Verlag herauskommt.

Wer keine Historischen Romane liest, wird die gebürtige Lebacherin, die mit ihrer Familie in Heusweiler lebt, nicht kennen.

Obwohl sie eine der wenigen Autorinnen ist, die hauptberuflich schreiben. Ihre Bücher sind Longseller, das heißt, sie verschwinden nicht kurz nach Erscheinen von der Bildfläche, sondern werden dank steter Nachfrage immer wieder neu aufgelegt.

Dass Deana Zinßmeister nach zehn Jahren erstmals für ein jüngeres Publikum schreibt, war längst überfällig. „Aus allen meinen Büchern (bisher elf Romane) kann man ein Jugendbuch machen“: Man nehme einfach einen der Charaktere und stricke um ihn herum eine neue Geschichte.

Anlass zum Buch war ihr wachsender Widerwille, soziale Netzwerke betreffend. Für Schriftsteller gehört es heute zum Marketing-Pflichtprogramm, medialen Kontakt zu potentiellen und Stammlesern zu halten. Aber „das hat überhandgenommen“, was Zeit, Menge und Qualität betrifft.

Mit meinem Frust bin ich sicher nicht allein, dachte Deana Zinßmeister: „Warum gehen denn so viele den Jakobsweg? Da ist eine große Sehnsucht. Die Leute wollen zu sich selbst finden.“ Über Potential verfügte das „back to the roots“-Thema, aber es fehlte noch etwas „das Prickelnde“. So kamen Big Brother ins Spiel und die „Truman Show“: Drohnen filmen für die Fernsehzuschauer das Leben der Einsiedler im Ural.

Experten zufolge ist das 2000 Kilometer breite russische Uralgebirge als einziger Ort auf der Erde geographisch abgeschieden genug, um Aussteigern ein völlig autarkes Leben zu ermöglichen. Akribische Recherche gehört zu Deana Zinßmeisters Arbeitsstil: „Damit habe ich mir meinen Namen erschrieben. Ich hinterfrage alles.“ Bewusst verzichtet sie dabei auf das Internet: „Das wäre mir zu platt, da kann jeder alles reinschreiben“.

Damit ihre Story „wasserdicht“ wird, sucht die Autorin Archive auf und konsultiert Fachleute wie den Geschichtsprofessor Dr. Johannes Dillinger.

Inspiriert wurde sie für „Das Auge von Licentia“ auch durch das Wolfsgehege in Merzig: „Ich hatte noch das große Glück, mit Werner Freud reden zu können“, später dann mit seiner Nachfolgerin Tatjana Schneider.

Um abzuchecken, wie viel Überwachung aus der Luft möglich ist, kontaktierte sie Rauf Guliyev, der auch Hollywood mit Spezialdrohnen versorgt.

Zum Dank für die exklusiv gewährten Einblicke schrieb sie Guliyev als Figur ins Buch. Genau wie Martina Straten, die Radio-Salü-Moderatorin. „Das war mein Geschenk zu ihrem 50. Geburtstag.“

Ein Faible für Geschichte hatte Deana Zinßmeister schon immer: „Ich wollte Archäologin werden.“ Der Standard-Kommentar ihres Vaters dazu lautete: „Die wichtigsten Sachen hat der Schliemann schon alle ausgegraben.“

Also stieg die älteste von drei Geschwistern pflichtschuldig im Einzelhandel der Eltern ein. Erst viel später, Tochter und Sohn waren aus dem Gröbsten raus, startete ihre steile Autorinnen-Karriere.

Ihr Name ist übrigens echt: Zinßmeister heißt ihr Mann – wie jener Beruf der Steuern-Eintreiber im Mittelalter.

Locker getoppt wird das von ihrer eigenen Familienchronik, Stichwort DDR-Flucht. Irgendwann wird Deana Zinßmeister diese zu Papier bringen. Mit dem Laptop. Denn so reizvoll der Schritt in die Vergangenheit vielleicht wäre. Die Annehmlichkeiten der Gegenwart möchte Deana Zinßmeister keineswegs missen.

 Deana Zinßmeister hat ein Jugendbuch geschrieben.

Deana Zinßmeister hat ein Jugendbuch geschrieben.

Foto: Arena Verlag

Erstmals in der Öffentlichkeit vorgestellt wird „Das Auge von Licentia“ am 20. September in der Aula  Sulzbach. Beginn der Premierenlesung ist um 11 Uhr, der Eintritt frei.

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