Die Kobra klaut so schnell keiner

So kann's gehen · SZ-Redakteurin Doris Döpke spürt kurzlebiger Kunst nach.

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Foto: Robby Lorenz


Am Donnerstagabend sitzt es auf der Bank an der City-Promenade, das quietschrote Püppchen ohne Kopf und ohne Namen. Das heißt: nicht ganz namenlos; seine Schöpferin, eine Kunststudentin, hat es "The Lost Girl" getauft. Das verlorene Mädchen also. Am nächsten Abend ist der Titel wahr: Das Figürchen, sorgsam aus dicken Fäden gefertigt, ist spurlos verschwunden. "Schade", sagt eine andere Studentin bedauernd. Und fügt mit einem Lächeln hinzu: "Aber da habe ich schon überlegt, ob nicht jemand Lust kriegt, die Figur mit ins Bett zu nehmen - so knuffig!" Tja, da hat irgendwer wohl öffentliche Kunst privatisiert.

Keine freundliche Zueignung hingegen bei den arabischen Schriftzeichen in der Pfarrpassage. Zerbrochen liegen die Styroporteile am Montagmorgen in der Ecke gegenüber. Absichtlich kaputtgemacht? Oder ist jemand nachts aus Versehen gegen die schwarzen Dinger im Durchgang gelaufen? Man sieht's den Bruchstücken nicht an. Und nachmittags sind sie weg.

"Typisch Völklingen"? Ach was, Unsinn: Sobald Ungewöhnliches im Straßenraum auftaucht, recken sich in jeder Stadt begehrliche oder zerstörerische Hände. Wer ihnen entgehen will, platziert seine Objekte halt außerhalb ihrer Reichweite. Die Giraffen und Flamingos in der Alten Schulstraße sind denn auch noch da. Die Kobra an der Ruine des Kaufhof-Parkhauses sowieso; wer sie mopsen wollte, müsste verwegen klettern.

Wie die Kunsthochschul-Leute wohl weitermachen mit ihrer "öffentlichen Kunst" in Völklingen? Ganz egal, ob die von Dauer ist - sie hat was.

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