Überwachung auf dem St. Johanner Markt?

St Johann · Die Passanten auf dem St. Johanner Markt staunten am Samstag nicht schlecht. Manche dachten vielleicht sogar an die US-Sicherheitsbehörde NSA. Von einem Hochsitz aus beobachtete Kunststudentin Claudia Raudszus die Bürger und wollte wissen, wie empört sie reagieren.

Wie reagiert ein Mensch, wenn er merkt, das er beobachtet wird? Diese und viele weitere Fragen rund um das Thema Überwachen und Beobachten von der amerikanischen Sicherheitsbehörde NSA über die Stasi in der DDR bis hin zum privaten Voyeurismus stellt die Saarbrücker Kunststudentin Claudia Raudszus in ihrer Diplomarbeit vor. Dabei unterscheidet sie drei Blickrichtungen. Die Beobachtung im Privaten, in der Öffentlichkeit und von Privatpersonen in der Öffentlichkeit.

Ein Teil der Arbeit war nun erstmals am Samstag auf dem St. Johanner Markt zu entdecken. Wer genau hinsah, konnte Claudia Raudszus auf einem Hochsitz in einem Baum sitzend bemerken. Im Rahmen ihres Diplomthemas "Aussicht/Einsicht" errichtete die Künstlerin in einer freien Performance im öffentlichen Raum einen mobilen Jägerhochstand. Von diesem Hochsitz aus dokumentierte sie ihre Beobachtungen und versuchte, mit den Passanten in Diskurs zu treten. Dabei beleuchtete Raudszus das Verhältnis der Bürger zum Thema Privatsphäre während ihres Auftritts in der Öffentlichkeit. Außerdem stellte und diskutierte sie die Frage nach dem Begriff der "Öffentlichkeit". Claudia Raudszus: "Ich bin gespannt auf den Empörungslevel der Menschen, wenn sie merken, dass sie beobachtet werden." Daneben interessiert die Studentin der Perspektivwechsel. Der Eindruck beim Blick durch die Äste sei irgendwie natürlicher, meinte die Künstlerin schmunzelnd.

Ihre Arbeit hat ebenso einen "promenadologischen Ansatz". Die Promenadologie, auch Spaziergangswissenschaft genannt, ist eine von Lucius Burckhardt entwickelte kulturwissenschaftliche und ästhetische Methode, die darauf zielt, die Bedingungen für die Wahrnehmung der Umwelt bewusst zu machen und die Umweltwahrnehmung zu erweitern. "Ich möchte bei den Menschen den Blick öffnen für das Geschehen in der eigenen Stadt", sagt Radszus.

Die Studentin wird sich in den nächsten zwei Wochen noch zweimal am Markt auf die Lauer legen. Am 10. und 15. August bezieht sie wieder Position auf ihrem Hochsitz, um die Arbeit dann zu beenden. Das Ergebnis ist für sie noch völlig offen.

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