Auferstehung im Schalterraum

So kann's gehen · SZ-Mitarbeiterin Traudl Brenner hat eine himmlische Begegnung.

Die nette junge Mitarbeiterin meiner Saarbrücker Lieblingssparkasse hat mich am Donnerstag nicht schon von weitem angelächelt und gewinkt, wie sonst. Eher bedrückt hat sie mir zugenickt. Dann blickte sie zur Seite auf Herrn L., meinen Begleiter, und hat die Farbe gewechselt. Und ist zunächst mal verschwunden.

Daraufhin hab mir den Meinen erst mal gründlich angeguckt. Aber da war nichts Ungewöhnliches. Haare gekämmt, Jacke und Hose an, Schuhe auch. Eigentlich ein stattlicher älterer Herr. Nichts Furchterregendes dran. Dann hat die junge Frau mir Zeichen gegeben - ich solle doch mal zu ihr kommen. Ich, also nicht wir. Sie hatte ein Bündel Papier in den Händen. Und daraus ging hervor, dass Herr L. seit Anfang Mai tot sei. Das hatte sein früherer Arbeitgeber, die Hansestadt Bremen, der Sparkasse heute mitgeteilt, die seit seinem Umzug ins Saarland auch seine ist. Und dass folglich die zwischenzeitlich zu viel überwiesene Rente nun unbedingt ganz schnell wieder nach Bremen befördert werden müsse. Gerade habe man daraufhin sein Konto gelöscht, sagte die junge Frau. Und eben sei sie dabei gewesen, mir einen Beileidsbrief zu schreiben.

Ich denke, diesen Moment wird - außer uns natürlich - die Bankfrau nie vergessen: Sie hat eine Wiederauferstehung miterlebt. Aber Herr L. hat nun den Salat - Konto neu einrichten, neue Nummern merken und so weiter, weil irgendjemand in Bremen sich in vertan hat. Natürlich will's da keiner gewesen sein. Nur Huddel für Herrn L. und die Bank! Aber Hauptsache, Herr L. blickt mit Zuversicht auf sein neues Leben. Und etwas Gutes hat das alles, denn - wie sagt man da? Totgeglaubte leben ja laut Sprichwort länger.

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