Sie lassen im Dorf gern die Spinnräder surren

Auersmacher · Das Alte Bauernhaus im Herzen von Auersmacher soll an Arbeit und Alltag unserer Vorfahren erinnern. Da kommen vier fröhliche Frauen gerade recht, die sich auf eine jahrtausendealte Tätigkeit verstehen.

 Elisabeth Köhler, Dorothee Reuland-Petri, Anna-Lisa Hector und Carmen Ernst (von links) spinnen jeden Monat im Alten Bauernhaus, dem Heimatmuseum von Auersmacher. Foto: Heiko Lehmann

Elisabeth Köhler, Dorothee Reuland-Petri, Anna-Lisa Hector und Carmen Ernst (von links) spinnen jeden Monat im Alten Bauernhaus, dem Heimatmuseum von Auersmacher. Foto: Heiko Lehmann

Foto: Heiko Lehmann

An den Wänden hängen Regale mit uraltem Geschirr. In der Mitte des Zimmers stehen ein Tisch und Stühle aus längst vergessenen Tagen. Das Licht ist gedämpft. Der alte Boden knarrt bei jedem Schritt. Eine Frau legt ein Holzscheit in den Kamin und setzt sich wieder ans Spinnrad. Auersmacher anno 1815? Nein, wir schreiben 2015 und sind im Alten Bauernhaus des Dorfes.

Dort rief Dorothee Reuland-Petri im Juni 2014 eine Spinngruppe ins Leben. Die lässt einmal im Monat ein jahrtausendealtes Handwerk wieder aufleben. "Ich stricke seit vielen Jahren, und ich bekam meine Wolle immer von einer Frau, die selbst spinnt. Ich habe mich für das Spinnen derart interessiert, dass ich es selbst einmal versuchen wollte", sagt die 52-Jährige.

In den sozialen Netzwerken fand sie im Nu Gleichgesinnte. "Ich sprach zufällig mit Josef Lang aus Auersmacher über das Thema, und er bot uns an, im Alten Bauernhaus zu spinnen. Diese Räume haben ein besonderes Flair", sagt die geborene Sitterswalderin. Vier bis sechs Frauen setzen sich nun regelmäßig gemeinsam an die Spinnräder.

"Ich kann bei der Arbeit wunderbar entspannen. Nach anstrengenden Tagen ist es einfach eine Wohltat", sagt Neuling Anna-Lisa Hector aus Bliesransbach. Elisabeth Köhler aus Schaffhausen hat etwas Besonderes vor. Sie spinnt sich ihr Strickgarn aus Alpaka-Wolle, um daraus einen Pullover zu stricken. "Ich bekam die Wolle von Freunden und habe sie bearbeitet, um sie spinnen und später stricken zu können. Im Geschäft müsste man für solch einen Pullover mehr als 300 Euro bezahlen", sagt die Hobby-Spinnerin. Carmen Ernst aus Sitterswald liebt die Arbeit, die für sie zurück zu den Wurzeln führt. "Ich bin Selbstversorgerin und baue mein eigenes Gemüse an. Das Spinnen und Stricken gehören für mich dazu und geben mir ein sehr gutes Gefühl", sagt Carmen Ernst.

In uriger Umgebung mit etwas Kuchen und natürlich viel Gespächsstoff lassen die Damen jeden Monat ihr Kunsthandwerk in Auersmacher wieder aufleben. "Wir spinnen und stricken für uns und entspannen dabei. Wir nehmen keine Aufträge an und wollen einfach nur das Handwerk und die Geselligkeit pflegen", sagt Dorothee Reuland-Petri.

Sie bringt anderen gern das Spinnen näher: "Der Platz im Alten Bauernhaus ist begrenzt, und unser Ziel ist es nicht, die Gruppe wahnsinnig zu vergrößern", sagt die 52-Jährige, die einen Auftrag mit ihren Mädels dann doch ganz interessant findet.

"Wir überlegen, uns eine Auersmacher Decke zu stricken, und zwar mit Wolle von Schafen aus Auersmacher , die wir selber bearbeiten, spinnen und mit der wir dann stricken", sagt Reuland-Petri bevor sie in aller Ruhe wieder die Fäden in die Hand nimmt und mit viel Gefühl das Spinnrad mit ihrem Fuß in Bewegung setzt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort