Wo Wolle noch auf Beinen läuft

Numborn · Wo kommt die Wolle her? Wie hält man eine Sense scharf – und wozu braucht man sie überhaupt? Sachkundeunterricht auf der grünen Wiese und viele Tiere bot der Schülertag Hunderten Kindern zum Start des Numborner Bauernfestes.

 Großer Andrang herrschte am Freitag – hier an einem der zahlreichen Gehege – beim Tag der Schulklassen auf dem Bauernmarkt in Numborn, mit dem traditionell das Fest beginnt.

Großer Andrang herrschte am Freitag – hier an einem der zahlreichen Gehege – beim Tag der Schulklassen auf dem Bauernmarkt in Numborn, mit dem traditionell das Fest beginnt.

 Auch Spurenlesen will gelernt sein, Franz Sieger (links) zeigt beim „Naturmobil“, wie es geht. Fotos: Andreas Engel

Auch Spurenlesen will gelernt sein, Franz Sieger (links) zeigt beim „Naturmobil“, wie es geht. Fotos: Andreas Engel

Von fern und nah kamen saarländische Schulklassen herbei. Per Bus und per Pedes. Die Grundschule Holz machte einen Wandertag daraus. 149 Schüler und zehn Lehrer marschierten über Berschweiler, Ziegelhütte und Numborn herbei.

Historische Berufe aus bäuerlichem Umfeld und heimische Tierarten wurden vorgestellt. Die Lamas waren die erklärten Lieblinge. Weil sie so schön spucken können, haben sie Silas aus Reisbach und Anna Lena aus Heusweiler am meisten beeindruckt. Anna Lena fand auch die gefleckten Esel "richtig goldig". Vor den Kaninchenställen drängelten sich die Kinder, wenn Zuchtwart Heinrich Braun den Zwergwidder mit den langen Ohren zum Streicheln rausholte.

Eher geteilter Meinung war man beim Ziegenmilch-Test: Gian Luca fand sie "richtig cool" und behauptete: "Mir schmeckt Ziegenmilch richtig, richtig gut", während Lilia sagte: "Für mich ist sie bitter."

Nach dem Wandertag werden einzelne Themen im Sachkundeunterricht aufgegriffen, schilderte Lehrerin Maria Ames von der Erich-Kästner-Schule. Lehrer Herbert Klein aus Saarwellingen verriet, dass die Veranstalter spezielles Arbeitsmaterial für die Nachbereitung ins Netz gestellt haben.

Anton Schmitt von der Landwirtschaftskammer hatte sich einen weiten grauen Kittel mit vielen Taschen übergestreift und einen Stab in der Hand. Als Schau-Schäfer stand er zwischen einem Dutzend Pferchen mit unterschiedlichen Rassen und gab Auskunft. Den Schäferstab nannte er "verlängerten Arm". Mit dem Haken kann er Schafe, die weglaufen wollen, am Hinterbein festhalten. Und wenn die kleine, am Stab befestigte Schippe hochgeht, weiß auch der Hütehund, was zu tun ist. An diesem Sonntag kann man ab 11 Uhr beim Schafscheren zuschauen. Wie es mit der Rohwolle weitergeht - waschen, kardieren (kämmen) und spinnen - wird das ganze Wochenende über gezeigt. Auch die traditionellen Handwerker, beispielsweise Bürstenmacher und Korbflechter, die die Kinder am Freitagmorgen zum Staunen brachten, sind noch vor Ort.

Ludwig Müller zeigt schon seit 15 Jahren auf historischen Märkten, wie man Sensen dengelt und was "Lohmachen" ist, nämlich Gerben. Er kommt aus der Nähe von Kirn, das sei im 18. Jahrhundert eine Gerberstadt gewesen, erzählte er, und man habe aus Eichenrinde Gerbflüssigkeit gewonnen. Er selbst hatte bereits als Jugendlicher das Sensenschärfen gelernt. Pferdebauern würden heute noch mit Sense mähen, weil das Gras dann besser sei, deshalb gibt er auch Workshops.

Gerhard Weber an der Seilerei sagte, dass Hanfseile und Schiffstaue in Hamburg immer noch nach dem gleichen Prinzip gemacht würden. "Seile machen kannst du nicht lernen, das hast du im Blut", behauptete er und erzählte, dass sein verstorbener Schwiegervater Jakob Leinenbach die Maschine extra für den Kindertag konstruiert hatte. Auch das "Naturmobil" ist vor Ort. Dort kann man Felle von Fuchs, Dachs und Wildschwein anfassen und die Fußspuren von Eichhorn, Hase und Fasan als Gipsabdruck studieren. Und bei Jagdpächter Christian Zimmer bekommen Naturfreunde kleine Bestimmungsbücher mit Fährten und Spuren.

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