Gnadenhof in Naßweiler Ein schützender Ort mit viel Herz

Naßweiler · Mit Pferden und Ziegen fing alles an: Vor drei Jahren eröffnete Simone Hinnüber mit ihrem Partner Guido Karrer einen Gnadenhof in Naßweiler. Dort finden Tiere ein neues Zuhause und Kinder einen Ort, wo sie all ihre Sorgen vergessen können.

 Lisa Strauß, Vanessa Scheringer und Jolie Groß bandagieren Pferd Moni auf dem Gelände der Pferde- und Ziegenalm. Foto: Seeber

Lisa Strauß, Vanessa Scheringer und Jolie Groß bandagieren Pferd Moni auf dem Gelände der Pferde- und Ziegenalm. Foto: Seeber

Foto: Seeber

Wer die Adresse des Gnadenhofs in sein Navigationsgerät eintippt, steht am Ende der Fahrt vor einem unscheinbaren Haus in einem beschaulichen Ort direkt an der französischen Grenze. Von Tieren und Kindern keine Spur. Mit etwas Glück ist ein Nachbar anzutreffen, der einem den wertvollen Tipp gibt, dass sich hinter der Häuserreihe ein Feldweg befindet, der auf das Gelände der Alm führt.

Gesagt, getan - nun ja, fast. Das Auto noch schnell an der Straße parken. Denn alles, was kein Geländewagen ist, würde die tiefen Schlaglöcher wohl kaum heil überstehen. Aber was, oder besser gesagt wer, den Besucher am Ende des Weges erwartet, lässt die etwas schwierige Anfahrt sofort vergessen.

Kinder jeden Alters wuseln auf dem Gelände umher, Hunde, Katzen und Pferde verschiedenster Größen und Farben mittendrin, aus einiger Entfernung ist das Meckern der Ziegen schon zu hören. Und früher oder später trifft man auf Simone Hinnüber, die gute Seele des Hofs. Vor etwa drei Jahren hat sie den Gnadenhof gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Guido Karrer ins Leben gerufen, im Oktober vorigen Jahres haben sie den gemeinnützigen Verein Pferde- und Ziegenalm Naßweiler gegründet.

"Wir sind hier wie eine große Familie, egal ob jemand Fahrrad oder Ferrari fährt", erzählt Hinnüber mit einem breiten Lächeln. 26 Pferde , 22 Ziegen , Katzen , Hunde und sogar Fische leben auf dem Gnadenhof. Die Betreiber des Hofs retteten die Tiere vor dem Schlachter, aus Zirkussen oder vor gewalttätigen Besitzern. "Ein kleines Pony haben wir mal auf dem Rücksitz eines Renault Kangoo auf unseren Hof gefahren", erzählt sie lachend.

Jeden Mittag stehen Kaffee und Kuchen auf einem Tisch im kleinen "Saloon", einer gemütlichen Holzhütte auf dem Gelände. "Einige der Kinder, die zum Reiten zu uns kommen, stammen aus sehr armen Familien, da grummelt manchmal der Magen", erzählt sie weiter. Bezahlen müssen sie für die Reitstunden nichts, aber bevor sie sich in den Sattel schwingen dürfen, muss die Pferdebox gereinigt und das Pferd gestriegelt werden. Familien, die finanziell besser aufgestellt sind, spenden etwas Geld für den Unterricht. Neben den Kindern, die sich normale Reitstunden nicht leisten können, liegen den Betreibern auch behinderte und kranke Kinder am Herzen. Für sie gibt es speziell ausgebildete Therapiepferde.

Auch Hausaufgaben können die kleinen Reiter auf dem Hof machen - "die größeren Kinder helfen den kleineren, das ist wirklich schön zu sehen", sagt Hinnüber gerührt. An manchen Tagen sind auch französische Kinder auf dem Hof. Das sei besonders süß mitanzusehen, wie Kinder sprachliche Barrieren mit Händen und Füßen überwinden. Beim Reiten helfen sich die Kinder ebenfalls, trotzdem hat die Chefin immer ein Auge auf sie. Wenn sie sehe, dass sich beispielsweise jemand direkt hinter ein Pferd stelle und Gefahr laufe, getreten zu werden, dann greife sie ein.

Hinnüber fungiert auch als Reitlehrerin, sie besitzt zwar keinen Trainerschein, mache aber alles mit Herz. Und ihr unermüdlicher Einsatz ist auch von Erfolg gekrönt: Beim EWU-Westernreitturnier in Heiligenwald Anfang April ritten zwei Mädchen des Hofes auf die ersten Plätze. Außerdem überreichte die Town & Country Stiftung der Pferde- und Ziegenalm am vergangenen Donnerstag 500 Euro. Der Fokus der Förderung im Rahmen des Stiftungspreises liegt auf der Unterstützung benachteiligter Kinder. Und Geld kann das Paar gut gebrauchen: "Wir bezahlen alles aus eigener Tasche, von der Gemeinde kommt kaum Unterstützung".

 Simone Hinnüber mit ihrem Esel Moritz. Foto: Seeber

Simone Hinnüber mit ihrem Esel Moritz. Foto: Seeber

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Hinnüber arbeitet acht Stunden am Tag als Altenpflegerin, wenn es sein muss, mäht sie auch bei anderen Leuten danach noch den Rasen, um ein paar Euro dazuzuverdienen. Ihr Partner kommt aus der Landwirtschaft, seiner Familie gehört das Deutschhaus in Alt-Saarbrücken, wo er auch arbeitet. Zusätzlich kümmern beide sich jeden Tag um die Tiere auf dem Hof. "Das macht mir alles nichts aus, das ist es mir wert", sagt die Tierliebhaberin stolz. Aber am Abend sei sie dann schon richtig platt.

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