Ein kurzer Besuch im Ziegenparadies

Naßweiler · Ruhig ist es meist das Jahr über um die Pferde- und Ziegenalm in Naßweiler. Am Sonntag aber luden die Betreiber Simone Hinnüber und Guido Karrer zum Tag der offenen Tür ein und gaben ihren Besuchern ein Gefühl davon, warum hier so viele Kinder stets am Lächeln sind.

 Hannibal ist einer der drei glücklichen Ziegenböcke, die in Naßweiler ein Zuhause gefunden haben. Und wenn er besonderes Glück hat, wird er sogar von Simone Hinnüber getragen. Foto: Becker&Bredel

Hannibal ist einer der drei glücklichen Ziegenböcke, die in Naßweiler ein Zuhause gefunden haben. Und wenn er besonderes Glück hat, wird er sogar von Simone Hinnüber getragen. Foto: Becker&Bredel

Foto: Becker&Bredel

Geradezu überwältigt war Simone Hinnüber vom Erfolg des Tages der offenen Tür auf der Pferde- und Ziegenalm Naßweiler. So überwältigt, dass sogar einige Tränen geflossen seien, wie sie ohne Scheu zugab. Etwa 300 Besucher waren über den Sonntagnachmittag verteilt in den Grenzort gekommen. Zum Kuchen essen, für ein lockeres Gespräch oder um ihre Tiere von Pfarrer Axel-Maria Kraus segnen zu lassen.

Gemeinsam mit ihrem Lebenspartner Guido Karrer betreibt Simone Hinnüber die Alm am Bremerhof 48 seit etwa zwei Jahren. Zu erreichen ist das Gelände ganz einfach über einen kleinen Weg hinter dem Naßweiler Dorfgemeinschaftshaus. Dort kann man hochfahren oder auch parken - um sowohl den Weg als auch das Auto zu schonen.

Angefangen hatte alles mit einem Pferd und einigen Ziegen, wie Guido Karrer berichtet. Inzwischen beherbergt die Alm etwa zehn Pferde und Ponys, rund 30 Ziegen, drei Ziegenböcke und einen Esel. Als Gnadenhof dient die Alm unter anderem, also dazu, um Tiere vor der Schlachtung zu retten. Manchmal werden auch Tiere aus schlechter Haltung zu ihnen gebracht. Doch vor allem dient die Pferde- und Ziegenalm einem Zweck: "Kinder glücklich machen", wie Simone Hinnüber erzählt.

Kinder nämlich, sozial schwache vor allem, haben auf der Alm die Möglichkeit, reiten zu lernen. Im Gegensatz aber zu Reitschulen sind die Kinder hier nicht an eine "Reit-Stunde" gebunden, sondern können, so lange sie möchten, auch etwas über Anatomie, Pflege und Arbeit mit den Tieren lernen. So bekomme man eine wesentlich intensivere Bindung zu den Tieren.

Guido Karrer arbeitet im elterlichen Restaurant "Zum Deutschhaus" in Saarbrücken mit. Simone Hinnüber ist im zivilen Leben bei der Awo als Altenpflegerin angestellt. Da sie neben ihrer ausgeprägten sozialen Ader auch noch ein sehr kommunikatives Wesen besitzt, kennt sie von den Besuchern am Tag der offenen Tür fast alle persönlich und kann Geschichten über sie erzählen.

Geschichten weiß sie auch über die Kinder, die aus der ganzen Region zur Pferde- und Ziegenalm kommen. So spricht sie über den Jungen mit dem Aggressionspotenzial, dem die Arbeit auf dem Hof beim Abbau desselben hilft. Sie weiß über das kleine Mädchen mit den aufgeweckten Augen zu berichten, dass es es zu Hause nicht einfach hat. Oder sie erzählt die Geschichte des Mädchens aus Frankreich, über das sie eigentlich gar nichts weiß - außer, dass es immer in den Stall geht und dort bei den Pferden weint.

Trotz dieser Schicksale versprühen Guido Karrer und Simone Hinnüber einen mitreißenden Optimismus. Das sehen auch die Besucher so, die teilweise weite Weg auf sich genommen haben. Eva Besse etwa kam extra aus Bous. "Ein Ausflug zur Ziegenalm zu Simone lohnt sich immer", sagt sie.

Ein Ausflug zur Alm hat sich auch für einen autistischen Jungen bezahlt gemacht. Sein Arzt habe bei ihm nicht mehr weiter gewusst. Seit er auf die Alm kommt, mache er große Fortschritte, erzählt Simone Hinnüber. Nun denken sie und Guido Karrer darüber nach, einen gemeinnützigen Verein ins Leben zu rufen. "Die sieben Gründungsmitglieder stehen schon bereit", so Simone Hinnüber, "und die Satzung haben wir bereits ausgearbeitet." Ein genauer Zeitpunkt steht jedoch noch nicht fest. Bei all der positiven Energie dürfte es aber nicht zu lange dauern, bis dieses Ziel erreicht ist.

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