Wanderung Ein Ausflug in die Welt der kleinen Flattertiere

Karlsbrunn · Unterhaltsames und Wissenswertes über Fledermäuse vermittelte Biologin Nina Utesch bei einer Wanderung in Karlsbrunn.

 Aha-Effekt für die kleinen und großen Mitwanderer: Biologin Nina Utesch beobachtet eine Fledermaus mit einer Infrarotkamera.

Aha-Effekt für die kleinen und großen Mitwanderer: Biologin Nina Utesch beobachtet eine Fledermaus mit einer Infrarotkamera.

Foto: Thomas Seeber

„Ich hoffe, es wird spannend“, sagt Christine Meudt am Samstagabend kurz vor dem Start der Fledermauswanderung der Gemeinde Großrosseln. Meudt lebt in Wiesbaden. Über Pfingsten besucht sie mit Ehemann Rudi ihre Tante in Geislautern. Zuhause in Hessen wollten die beiden immer schon mal eine Fledermauswanderung mitmachen. Jetzt klappt’s im Saarland.

Etwa 20 Fans der kleinen Flugkünstler machen sich mit Nina Utesch vom Karlsbrunner Festplatz aus auf den Weg. „Heute ist es perfekt“, versichert die Biologin mit Blick auf das schöne Wetter. Zwergfledermäuse, so die Expertin, sollte die Gruppe auf jeden Fall sehen.

Utesch ist gut bepackt, sie hat einen Scheinwerfer, eine Wasserpistole und einen Detektor dabei. An der ersten Station am Waldrand wird aber erst mal ein toter Maikäfer ausgepackt. Seinen weichen Hinterleib hat eine Fledermaus gefressen. Vorsichtig wird er von Hand zu Hand weitergereicht, neugierig begutachten die Kinder das Exemplar. Schwupp — jetzt liegt der Käfer doch auf dem Boden. „Kein Drama, ich hab’ noch eine Schippe voll daheim“, sagt Utesch. Anschaulich erzählt sie aus dem Leben der Flattertiere. Die Fledermäuse hängen mit dem Kopf nach unten und krallen sich mit den Füßen fest. Unter dem Druck des Körpergewichts werden die Zehen durch Sehnen zu einem Haltegriff zusammengezogen. Die Position ändert sich, wenn ein Tier mal Pipi muss. Damit der Urin nicht übers Gesicht läuft, hängt sich die Fledermaus dann andersrum auf.

An einem Baum leuchtet Utesch mit der Infrarotkamera von unten in einen Fledermauskasten. Treffer! Auf dem Display erscheint eine muntere Zwergfledermaus. „Vorsicht, die pinkelt gleich!“, scherzt ein Teilnehmer. Nein, alles bleibt trocken. Die Atmosphäre ist locker, schnell kommt man ins Gespräch.

Geduldig beantwortet die Biologin alle Fragen. Wie alt werden die Tiere? Warum jagen sie nicht am Tag? Wo brüten Fledermäuse? Welche Arten leben im Saarbrücker Zoo? Die Zuhörer lernen viel: Im Schnitt wird eine Fledermaus 20 Jahre alt, während des Winterschlafs atmet sie nur ein Mal in 90 Minuten. Im Saarland gibt es 19 Arten. 17 davon stehen auf der Roten Liste, sie sind gefährdet.

Auf dem Weg zum Nikolausweiher werden die ersten Taschenlampen eingeschaltet. Utesch bittet die Gruppe, die Ohren zu spitzen: Die Vögel zwitschern noch. Auch sie jagen Insekten. Der Konkurrenz gehen die Fledermäuse aus dem Weg. Wenig später schlafen die Vögel. „Nachts ist der Tisch reich gedeckt“, erläutert die Expertin. 4000 Stechmücken verputzt eine Zwergfledermaus in einer Nacht.

„Da war eine!“, ruft ein Kind und zeigt in den Himmel. Gleichzeitig beginnt der Ultraschalldetektor zu knattern. Das Fledermaus-Radio macht die hohen Töne hörbar, die die Tiere zur Orientierung ausstoßen. Das Echo fangen sie mit den Ohren auf. Am sternenklaren Himmel herrscht jetzt Betrieb. Einige Fledermäuse kommen den Besuchern ziemlich nah. „Uns wird keine berühren“, verspricht Utesch.

Mit einem Scheinwerfer leuchtet sie über den See. Im Lichtstrahl erscheint eine Mücke als heller Punkt. Von der Seite rauscht lautlos ein Schatten heran — und weg ist das Insekt. Guten Appetit! Flink schießen die kleinen Jäger übers Wasser und lassen sich die Stechmücken schmecken.

Gegen Ende des zweistündigen Spaziergangs wird noch eine wichtige Frage geklärt: Was ist mit den Vampirfledermäusen? Die gibt’s nur in Südamerika, beruhigt Utesch. Und auch dort stehen Menschen nicht auf ihrem Speisezettel. Der Gruppe hat die Führung gut gefallen. Teilnehmerin Christine Meudt ist sehr zufrieden. Ihr Fazit: „Kurzweilig, informativ und spannend erzählt!“

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