„alocalo“ will Kunden Angebote regionaler Geschäfte näherbringen Saarländisches Start-up will Amazon die Stirn bieten

Friedrichsthal · Sie wollen Kunden ihrer App das Angebot regionaler Geschäfte näherbringen: Das Start-up alocalo ist dafür bereits mit einer Millionen-Förderung von der EU bedacht worden.

 Das alocalo-Team mit Geschäftsführer David Eisenbeis (5. von rechts).

Das alocalo-Team mit Geschäftsführer David Eisenbeis (5. von rechts).

Foto: Rich Serra/alocalo/Rich Serra

David gegen Goliath. Ein saarländisches Start-up aus Friedrichsthal will den gefräßigen Online-Handelsgiganten wie Amazon oder Zalando & Co. die Stirn bieten. Denn die Online-Handelsriesen haben das Einkaufsverhalten der Menschen verändert. Hohe Preissensibilität in Verbindung mit Konsumenten-Bequemlichkeit führen dazu, dass vielen Einzelhändlern in gewachsenen Kommunal-Strukturen die Luft ausgeht. Das Ende vom Lied: Die viel beklagte Verödung der Innenstädte droht, nur noch Kettenläden können die Mieten stemmen mit der Folge eines langweilig-uniformierten Einheitsangebots, das aber keinen Hund hinter dem Ofen mehr hervorlockt. Ein Teufelskreis. Wohlfeile Ratschläge und Strategien der Kommunen sind gefragt, doch die schauen der Entwicklung meist nur ideen- und tatenlos zu.

Hier setzt alocalo – so heißt das junge Unternehmen – mit seiner Geschäftsidee an. „Wir wollen das sozial-ökonomisch nachhaltige Amazon werden“, sagt der gebürtige Saarlouiser David Eisenbeis (25), der junge Geschäftsführer der alocalo GmbH. Gerade hat er seine Bachelor-Arbeit in Betriebswirtschaft an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (htw) in Saarbrücken abgeschlossen. Thema seiner Prüfungsarbeit: Das alocalo-Geschäftsmodell – natürlich.

Im Kern geht es bei der alocalo-Idee darum, dem Kunden (der die alocalo-App auf seinem Smartphone installiert hat) das Angebot seiner regionalen Geschäfte näherzubringen und der dabei entdeckt, dass die auch sowohl sortiments- als auch preismässig höchst leistungsfähig sein können. Und sich dann in die Innenstädte oder die Ortskerne bemühen, bei den lokalen Händlern kaufen und so zu deren Überleben beitragen. „Dabei ist es unerheblich, ob der Einzelhändler einen eigenen Online-shop hat oder nicht“, so Eisenbeis.

Der Türöffner zum Ganzen heißt „alcalo shopping assistent“, der – so Eisenbeis -eine „smarte und intuitive Onlinelösung bietet, das Angebot lokaler Einzelhändler zu durchstöbern und am besten auch dort gleich einzukaufen, auch wenn die Verbraucher auf bestehenden Shopping-Kanälen nach Produkten suchen“.

Und hier kommt nun die Künstliche Intelligenz (KI) ins Spiel: Der selbstlernende KI-Suchalgorithmus nutzt bestehende shopping-Portale als Input und sucht nach den gleichen oder ähnlichen Produkten in der alocalo-Produktdatenbank. „Das erhöht die Reichweite von Einzelhändlern deutlich, da die Verbraucher ihre gewohnten Online-Shopping-Websites nutzen können, um so zu lokalen Einzelhändlern umgeleitet zu werden. Klingt etwas kompliziert, funktioniert aber gut. „Das ist das erste Mal, dass Einzelhändler unabhängig, ob sie einen Online-shop haben oder nicht, auf allen klassischen Online-Portalen sichtbar werden“, so David Eisenbeis. Den Assistenten gibt es kostenlos für alle gängigen Browser sowie als App und Shopping-Portal.

Dass die Geschäftsidee der Saarländer kein euphorisch-hochfliegendes Geschäftsmodell mit hoher Absturzgefahr ist, beweist eine 2,3 Millionen-Euro-Förderung (nicht rückzahlbar) des EIC (European Innovation Council)-Accelerators der EU, des am stärksten umkämpften öffentlichen Finanzierungsprogramms für junge Unternehmen. Die Jury zu ihrer Entscheidung: „Wir glauben, dass die Gesellschaft ein großes Potenzial sowohl in der europäischen als auch internationalen Handelslandschaft hat.“ Welch ein Ansporn für die Saarländer. Freut sich auch Jungmanager Eisenbeis: „Das spornt unser Team an. Wir treiben mit dem Geld unsere Technologie jetzt schneller voran.“ Er ist sicher, den lokalen Einzelhandel auf eine Augenhöhe zur Konkurrenz der E-Commerce-Riesen zu hieven. Beim Förderantrag beim Accelerator erwähnt Eisenbeis die Saarbrücker Unternehmensberatung Dorucon (Dr. Jörg Rupp), die hier sehr professionell unterstützend gearbeitet habe.

Welche Branchen hat alocalo im Visier? Im Saarland sieht Eisenbeis ein Potenzial von rund 500 Unternehmen im stationären Einzelhandel in etlichen Branchen: „Man kann bei uns auch ein Sofa oder eine Waschmaschine bestellen.“

Jetzt geht es langsam in den Rollout, also den Markt aktiv anzugehen. Wie sieht es mit den Kosten aus? „Der Händler zahlt für einen Onlineshop bei uns 49 Euro im Monat. Bei zustande kommendem Umsatz nehmen wir 4,8 Prozent“, so Eisenbeis. Amazon knöpfe dem Händler 15 Prozent ab. Derzeit sind in der frühem Phase 74 Unternehmen aus dem Saarland dabei.

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