SMS Innenausbau in Güdingen Ein Familienbetrieb auf internationalem Parkett

Saarbrücken · Seit den bescheidenen Anfängen vor 40 Jahren hat sich bei der Schreinerei SMS Innenausbau viel getan. Heute beschäftigt die Firma in Güdingen rund 60 Mitarbeiter.

 In den Hallen der Schreinerei verschmelzen traditionelles Handwerk und moderne Technologie.

In den Hallen der Schreinerei verschmelzen traditionelles Handwerk und moderne Technologie.

Foto: SMS/Peter Liwowski

„Ich vermisse den Geruch von Holz“, sagt Schreiner Detlef Müller. Er erinnert sich an die Schreiner-Werkstatt seines Vaters. Als Kind hat er dort in den Schulferien gespielt, die Sägespäne auf dem Hof zu einem großen Haufen zusammengetragen. „Wir hatten unseren Spaß“, erinnert sich Müller in seinem Büro im Saarbrücker Vorort Güdingen. Der Beruf hat sich verändert. Holz gehört natürlich nicht der Vergangenheit an, aber längst zählen Metalle, Kunstoff und sogar Leder zu den Werkstoffen, mit denen die Schreinerei heute arbeitet.

Sein Vater Otto Müller hat 1957 im Saarbrücker Stadtteil Malstatt die Schreinerei seines Lehrmeisters übernommen. Zehn Mitarbeiter habe er damals beschäftigt, erzählt Müller. 1979 hat Otto Müller die SMS Innenausbau gegründet. Schon damals kam für Sohn Detlef keine andere Arbeit infrage. „Die Schreinerei war meine Heimat. Für mich gibt es keinen schöneren Beruf.“ Vor 33 Jahren hat er dann selbst die Meisterprüfung abgelegt, vor 22 Jahren schließlich den Betrieb des Vaters übernommen. Mittlerweile nicht mehr in der Malstatter Mitte, sondern in Güdingen. Dort beschäftigt er heute rund 60 Mitarbeiter, darunter zwei Auszubildende. Die haben bereits Feierabend, als der 54-Jährige an diesem Nachmittag durch seine Werkstatt führt.

Schränke, Vitrinen, Theken, Regale werden hier gefertigt. Zu Müllers Kunden gehören etwa der Discounter Aldi Süd, Keramikhersteller Villeroy & Boch, Kochgeschirranbieter Fissler und die dänische Schmuckmarke Bering, deren Ladeneinrichtungen Kunden auf der ganzen Welt sehen können. 85 Prozent seiner Aufträge sind gewerblich. Dennoch sagt Müller: „Wir sind nie zu groß für kleine Kunden.“ Klassische Schreineraufgaben wie Türen abschleifen gehören für ihn selbstverständlich auch zum Alltagsgeschäft.

Im ersten Teil der Halle werden die Regalteile mit Kanten versehen. Früher, erzählt Müller, wurden diese mit einem Bügeleisen auf die Platte geleimt. Das übernimmt heute der meterlange Kantenanleimautomat, der mitten in der Halle steht. Gleich dahinter ist eine CNC-Fräse zu sehen. Was ein Schreiner früher mit dem Hobel in vier Tagen gearbeitet hat, übernimmt die Maschine heute in zwei Stunden. Am Ende der langen Halle ist ein Hochregallager eingerichtet, wo Müller etwa Spanplatten für Regale lagert. SMS ist Partner von „form.bar“, einer Online-Plattform aus dem Saarland, die Kunden die Möglichkeit bietet, ihre Regale selbst zu designen. Im unteren Stockwerk ist also eine moderne, aber dennoch klassische Schreinerei eingerichtet.

Was Müllers Schreinerei-Betrieb von den meisten anderen unterscheidet, steckt im oberen Stockwerk. Wer sich hier umschaut, wird eher an eine Werbefirma erinnert. Bunte Leuchtreklamen erstrahlen an der Wand, 3-D-Drucke, etwa eine riesige Gabel, sind zu sehen. Neben Schreinern arbeiten bei Müller auch Siebdrucker. In der betriebseigenen Druckerei werden Schränke und Vitrinen gleich mit der passenden Beschriftung versehen.

Erst vor wenigen Wochen hat sich Müller auch einen neuen Laser angeschafft. Der alte war schon in die Jahre gekommen. Damit schneidet er aus Plexiglas und anderen Materialen, Werbefiguren und Ähnliches. Rund eine Viertel Million Euro hat Müller investiert. Wie er dazu kam? „Ich war immer neugierig auf was Neues.“

Die Schreinerei ist vom Möbelbauer zum Komplettdienstleister geworden. Das Konzept scheint anzukommen. Müller spricht von einem Umsatz von etwa sieben Millionen Euro im Jahr. Weiter expandieren will er nicht. Er fühlt sich mit der bisherigen Betriebsgröße wohl. Und auch wenn es noch einige Jahre bis zur Rente sind, steht die nächste Generation bereit. Mit im Betrieb arbeitet Tochter und Innenarchitektin Marion, sein Neffe Raphael organisiert den Einkauf. Aus dem Kleinbetrieb des Vaters ist ein internationales Familienunternehmen geworden.

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