Vom Leben eines Mannes in den Wirren des Krieges

St Ingbert · Auch fast 350 Jahre nach seinem Erscheinen ist der Roman „Der Abenteuerliche Simplicissimus Teutsch“ von Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen eine spannende Lektüre. Literatur-Fans können sich davon bei einer Lesung überzeugen.

An drei Sonntagen lesen Ursula Ochs-Steinfeld und Albrecht Ochs die schönsten Passagen aus dem Roman "Der Abenteuerliche Simplicissimus Teutsch" von Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen . Der Roman des 1622 in Gelnhausen (Hessen) geborenen und 1676 in Renchen (Baden) verstorbenen Autors hat als einziges deutschsprachiges Werk des 17. Jahrhunderts weltliterarischen Rang.

Das in fünf Bücher und ein als Fortsetzung (continuatio) bezeichnetes sechstes Buch gegliederte Werk handelt vom abenteuerlichen Leben eines jungen Menschen in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Nach einem Überfall von Soldaten auf den elterlichen Bauernhof im Spessart flieht der naive Bub Simplicius in den Wald, wird dort von einem Einsiedler aufgenommen und von diesem zwei Jahre lang unterwiesen und erzogen. Nach dem Tod des Einsiedlers gerät Simplicius in den Sog des Kriegsgeschehens und führt zwangsläufig ein irrlichterndes unstetes Leben in den chaotischen Wirren einer aus den Fugen geratenen Zeit, um schließlich in einem Leben als Einsiedler Ruhe zu finden.

Buch autobiografisch grundiert

Der Autor selbst charakterisiert sein Buch als "Die Beschreibung des Lebens eines seltsamen Vaganten . . . wo und welcher Gestalt er nämlich in diese Welt kommen, was er darin gesehen, gelernet, erfahren und ausgestanden auch warum er solche wieder freiwillig quittiert. Überaus lustig und männiglich nutzlich zu lesen." So sind es denn auch der erfrischende Humor, die treffsichere Satire, die Phantasie und der Witz des Autors, aber auch der unverfälschte, realistische Blick auf die Wirklichkeit und die bewundernswerte Sprachkunst, die Grimmelshausens Roman auch fast 350 Jahre nach seinem Erscheinen zu einer packenden Lektüre machen. Das autobiografisch grundierte Buch steht in der Tradition der spanischen pikarischen Romane des 16. und frühen 17. Jahrhunderts. Diese sogenannten "Schelmenromane" wurden auch in Deutschland ein beliebtes literarisches Genre. Sogar einige deutsche Autoren des 20. Jahrhunderts wie Erich Kästner , Albert Vigoleis Thelen , Thomas Mann ("Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull") und in gewisser Weise auch Günter Grass knüpfen an dieser Tradition wieder an. Bertolt Brechts Theaterstück "Mutter Courage und ihre Kinder" steht in Bezug zu Grimmelshausens simplizianischer Schrift "Trutz Simplex".

Die Lesungen finden als Veranstaltungen der VHS an diesem Sonntag, 22. Februar, Sonntag, 1. März, und Sonntag, 8. März, jeweils um 17 Uhr im Kulturhaus St. Ingbert , Annastraße 30 statt.

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