Stadtrat Stadt kümmert sich um Klimaschutz

St. Ingbert · Der globale Erwärmung ist derzeit in aller Munde. Auch St. Ingbert möchte etwas zum Schutz der Natur beitragen. Deshalb beauftragte der Stadtrat im Sommer 2018 ein Planungsbüro mit der Erstellung eines Klimaschutzteilkonzeptes.

 Da das Rohrbachtal eine wichtige Funktion als Frischluftschneise für St. Ingbert hat, sollte es weiterhin mit Hilfe der Beweidung offen gehalten werden. Seit dem Sommer 2018 kümmert sich die Stadt St. Ingbert um ein Klimaschutzteilkonzept, um für die Zukunft gewappnet zu sein.

Da das Rohrbachtal eine wichtige Funktion als Frischluftschneise für St. Ingbert hat, sollte es weiterhin mit Hilfe der Beweidung offen gehalten werden. Seit dem Sommer 2018 kümmert sich die Stadt St. Ingbert um ein Klimaschutzteilkonzept, um für die Zukunft gewappnet zu sein.

Foto: Cornelia Jung

Das Planungsbüro „Agl Hartz - Saad - Wendl: Landschafts-, Stadt- und Raumplanung“ aus Saarbrücken erstellt ein kombiniertes Klimaschutzkonzept, das „Klimagerechtes Flächenmanagement“, „Anpassung an den Klimawandel“ sowie den Landschaftsplan der Stadt einbezieht. Ziel der Arbeit ist es, die Siedlungsstruktur St. Ingberts im Hinblick auf Klimaanpassung und Klimaschutz zu bewerten, zu optimieren und damit Hinweise für die geplante Neuaufstellung des Flächennutzungsplans zu geben.

Es sollen Zielkonflikte zwischen bestehender und potenzieller Flächennutzung aufgedeckt, aber auch mögliche Synergien, etwa durch kombinierte Nutzungen, aufgezeigt werden. Das klimagerechte Flächenmanagement wird als Entscheidungsgrundlage für die Siedlungs- und Freiraumentwicklung dienen, räumlich verortete Maßnahmen aufzeigen und als Instrument für die Stadtentwicklung und dabei insbesondere die Landschafts- und Bauleitplanung Anwendung finden.

Peter Wendl vom beauftragten Planungsbüro war in die Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung, Biosphäre, Umwelt und Demografie gekommen, um den „sperrigen Begriff“ mit Inhalten zu füllen und in einem Zwischenbericht erste Ergebnisse zu präsentieren. Diese werden nach Fertigstellung des Gutachtens mit dazu beitragen, dass die Resilienz, also die Widerstandskraft St. Ingberts beim „Kampf mit dem Klimawandel“, gestärkt wird. Dazu sei es notwendig, klimagerechte Flächen zu entwickeln, wofür es wiederum einer gesamtstädtischen Strategie bedarf. Rund 50 Prozent der Stadtfläche ist Wald, doch schon die zweitgrößte Flächennutzung ist der Siedlungsraum. Und genau am Übergang beider gebe es den ersten „Knackpunkt“. „Sobald kleinere Fließgewässer vom Wald in die Stadt fließen, sind sie verrohrt“, so Wendl. Die Wiederherstellung von naturnahen Lebensräumen sei auch im Zusammenhang mit einem Hochwasserszenario immer gut, aber auch nur begrenzt möglich. Wenn das Starkregengutachten fertig sei, werde dies auch in das Klimaschutzteilkonzept einfließen.

Dem St. Ingberter Wald bescheinigt er eine große Heterogenität, aber auch eine gewisse Profillosigkeit. „Auf Schritt und Tritt ändern sich die Waldstrukturen“, erklärt Wendl. Hier sollte man die Eigenarten des St. Ingberter Waldes mehr zur Geltung bringen, einen „Urwald der Zukunft“ fördern. Im Konzept werde aber nicht nur die biologische Vielfalt beleuchtet, sondern man habe sich auch intensiv mit dem Erholungswert der Stadt auseinandergesetzt. Der Wald spielt in Zukunft eine noch größere Rolle als jetzt. „An heißen Tagen können die St. Ingberter dorthin ausweichen. Die Stadt ist in einer außergewöhnlich glücklichen Lage, denn ein großer Teil der Städter hat die Möglichkeit, auf kurzen Wegen in den Wald zu kommen.“ Bei der Analyse der Siedlungsstruktur habe man viel Ein- und Zweifamilienhäuser mit entsprechender Freifläche ausgemacht, es gebe wenig „verdichtete“ Bereiche, die sich allerdings auf die Kernstadt konzentrieren. Die Gewerbebereiche am Rand mit ihren großen versiegelten Betonflächen seien im Sommer überhitzungsgefährdet. Dagegen stelle das Rohrbachtal eine Frischluftschneise für die Stadt dar, da es dort große, offene Flächen gebe, in denen Kaltluft entsteht. Deshalb plädierte der Städteplaner dafür, das bestehende Beweidungsprojekt weiter zu fördern. Kritisch sieht er die anvisierte Verlagerung des Edeka-Marktes in der Spieser Landstraße. Wendl nannte die Standortwahl aus Sicht des Klimaschutzteilkonzepts „unglücklich“, da der Markt ausgerechnet in der so wichtigen Frischluftschneise des Rohrbachtales geplant sei.

„Konflikte“ gebe es mit der künstlichen Grenze, die durch die Autobahn A6 gezogen werde. An ihr würden sich die Gewerbegebiete als durchgehendes Band anlehnen, die vielen Fahrzeuge würden eine Luftbelastung mit sich bringen und es gebe in diesem Bereich einen hohen Versiegelungsgrad. Da sei nicht mehr viel Spielraum für eine klimaoptimale Gestaltung, was in den Ortsteilen Rentrisch, Hassel und Rohrbach mit ihren Freiflächen schon anders aussehe. „Die Offenhaltung der Flächen gilt es zu überwachen“, empfiehlt Wendl, „in Frischluftschneisen vorhandene Barrieren gilt es, wenn möglich, zu entfernen.“ In der Entwicklung der städtischen Grünflächen sieht Wendl weiteres Potenzial. Ebenso bei der Förderung grüner Gewerbeflächen, die mit Solardächern, Dachbegrünung, alternativen Energiekonzepten, Entsiegelung betonierter Flächen oder Versickerung von Oberflächenwasser ihren Beitrag zum Klimaschutz leisten könnten. In Sachen resiliente Innenstadt gelte es, die Offenlegung des Rohrbaches zu prüfen, wo es gerade im Bereich der Parkplätze Ansatzmöglichkeiten gebe.

„Nach dem neuen Bebauungsplan können 85 Prozent der Fläche versiegelt werden“, sagte die Leiterin der Abteilung Stadtentwicklung, Elisabeth Geib. Hier könnte die Kommunikation im weiteren Arbeitsprozess zur Ausarbeitung des Klimaschutzteilkonzepts ansetzen. Geplant sei laut Wendl auch die Mitarbeit der Bürger, die Ende Oktober in einer ersten Bürgerwerkstatt beteiligt werden. Außerdem soll es im Januar 2020 einen Validierungsworkshop und einem Monat später eine weitere Bürgerwerkstatt geben.

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