Im Wald sprießen kaum Pilze

Saarpfalz-Kreis · Jetzt ist eigentlich Pilz-Sammelzeit. Doch es lohnt sich kaum, in den Wald zu gehen, denn der Korb bleibt leer, sagt Pilzexperte Harry Regin aus Bexbach. Der September war viel zu heiß und zu trocken. Auch wenn es jetzt noch regnete und etwas wärmer würde, nützte das nicht mehr viel. Die Saison ist gelaufen.

 Der Pilzsachverständige Harry Regin zeigt den Teilnehmern einer Pilzwanderung einen rehbraunen Dachpilz. Foto: Jörg Jacobi

Der Pilzsachverständige Harry Regin zeigt den Teilnehmern einer Pilzwanderung einen rehbraunen Dachpilz. Foto: Jörg Jacobi

Foto: Jörg Jacobi

Mit den Pilzen verhält es sich wie mit den Millionen auf dem Konto - die haben immer nur die anderen. Während in diesem Herbst so gut wie nichts zu finden ist, vertraute mir eine Freundin an, sie habe drei Kilo Steinpilze gesammelt und gab mir großzügig welche davon ab. Sie hatte sie "irgendwo zwischen Sanddorf und Bechhofen" gefunden. Harry Regin, ausgewiesener Pilzexperte und Vorsitzender des Vereins Pilzfreunde Saarpfalz, war darüber sehr verwundert: "Das ist die erste positive Nachricht über Pilze , die ich in diesem Herbst höre."

Er ist nämlich ganz anderer Meinung: "Es lohnt sich derzeit kaum, in den Wald zu gehen, da kriegt man noch nicht einmal eine Pfanne mit frischen Pilzen zusammen." Schuld daran sei das Wetter: "Der September mit seinen Temperaturen über 30 Grad und die damit einhergehende wochenlange Trockenheit haben die Pilzvorkommen drastisch schrumpfen lassen." In seinem bevorzugten Sammelgebiet, dem Wald zwischen der Bexbacher Hochwiesmühle und Jägersburg, sei so gut wie nichts zu finden. Wenn schon der oberste Pilzexperte nichts findet, dann muss es wirklich schlecht bestellt sein: "Wir haben schon zwei Pilzwanderungen ausfallen lassen müssen, es nützt ja nichts, mit leeren Körben aus dem Wald zu kommen."

Revierförster Michael Pfaff wollte die Hoffnung noch nicht gänzlich aufgeben: "Wenn es in den nächsten Tagen etwas wärmer wird und dazu regnet, könnten doch noch ein paar schöne Exemplare sprießen". Doch das rette die verkorkste Pilzsaison auch nicht mehr, befürchtet Regin. Das feucht-kühle Frühjahr hingegen hatte sich gut angelassen: "Da gab es jede Menge Morcheln." Natürlich geht's bei Pilzen nicht nur ums Essen, sondern auch um Wissenschaft: "Wir haben über 100 Mitglieder in unserem Verein", betont der zweite Vorsitzende der Pilzfreunde Saarpfalz, Thomas Brandt, "das geht von begeisterten Kindern, die mit den Eltern Steinpilze suchen bis zum Pilzexperten, der den halben Tag vor dem Mikroskop verbringt."

Was Thomas Brandt an den Pilzen fasziniert, ist auch nicht nur der delikate Geschmack, sondern ihre spezielle Gattung: "Pilze sind keine Pflanzen. Sie gelten als eigenes Reich und sind sogar enger mit den Tieren als mit den Pflanzen verwandt, denn sie ernähren sich auch von organischen Nährstoffen aus ihrer Umgebung." Natürlich ließ sich auch Thomas Brandt nicht entlocken, wo er seine schönsten Exemplare findet, denn ein Pilzesammler verrät nie seine Sammelstellen. Aber zu einer generellen Beurteilung konnte er sich doch durchringen: "Feuchte Fichtenwälder sind für Steinpilze ein ideales Gebiet. Dort, wo Fliegenpilze gedeihen, findet man auch Steinpilze ." Gute Chancen, auf Steinpilze zu stoßen, hat man im Lambsbachtal bei Kirrberg, um den Jägersburger Weiher herum und im Kirkeler Wald.

Die Pilzzeit dauert ohnehin nur bis zum ersten Frost, "dann ist Schluss mit den Steinpilzen", erklärt Experte Brandt. Allerdings gebe es auch Arten wie den Austernseitling oder den Samtfußrübling, denen die Kälte nichts ausmache, "die kann man auch noch im Winter sammeln". Ein Problem stellten die Stockschwämmchen dar, "denn die konnte man früher bedenkenlos sammeln, die hatten keine Doppelgänger. Das hat sich leider geändert, neuerdings hat sich der fast genauso aussehende Gifttäubling ebenfalls bei uns niedergelassen, der zuvor nur im Gebirge vorkam".

Deshalb rät Thomas Brandt dazu, die neuesten Auflagen von Pilzbüchern zu kaufen, wenn man erwägt, allein sammeln zu gehen, "denn einiges, was früher behauptet wurde, stimmt nicht mehr". Außerdem sei man aufgrund neuester Forschungen gerade dabei, einige Namen und Gattungen neu zuzuteilen.

Harry Regin sieht darin aber kein großes Problem: "Ein Steinpilz bleibt weiterhin ein Steinpilz." Seit über 40 Jahren sind Pilze sein Hobby: "Es gibt über 7000 verschiedene Arten, und alle sind faszinierend." Wenn man einmal vom "Pilzvirus" infiziert sei, "dann kommt man nicht mehr davon los. Pilze sind ein Wunder der Natur."

Die Pilzfreunde Saarpfalz bieten Pilzbestimmungsabende und Wanderungen an.

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 Da schlägt das Sammlerherz höher: zwei makellose, köstliche Steinpilze im Unterholz. Foto: VDN/Jürgen Mayer

Da schlägt das Sammlerherz höher: zwei makellose, köstliche Steinpilze im Unterholz. Foto: VDN/Jürgen Mayer

Foto: VDN/Jürgen Mayer

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