Ein kleiner Nobelpreis

Homburg. Es gibt Routine-Reden, lustige Reden und manchmal auch peinliche Reden. Und es gibt Reden, die wir noch lange in Erinnerung behalten. Ein solcher Vormittag fand gestern im Ratssaal am Forum in Homburg statt, anlässlich der Verleihung des zwölften Siebenpfeiffer Preises

 Detlef Drewes, Ehefrau Heike, Tochter Sarah und Landrat Clemens Lindemann bei der Rede von Theo Waigel (v.l) . Foto: Bernhard Reichhart

Detlef Drewes, Ehefrau Heike, Tochter Sarah und Landrat Clemens Lindemann bei der Rede von Theo Waigel (v.l) . Foto: Bernhard Reichhart

Homburg. Es gibt Routine-Reden, lustige Reden und manchmal auch peinliche Reden. Und es gibt Reden, die wir noch lange in Erinnerung behalten. Ein solcher Vormittag fand gestern im Ratssaal am Forum in Homburg statt, anlässlich der Verleihung des zwölften Siebenpfeiffer Preises. Ausgezeichnet wurde der Europa-Korrespondent Detlef Drewes, der für 20 Zeitungen, darunter auch die SZ, aus Brüssel, Straßburg und Luxemburg berichtet und damit bis zu 18 Millionen Leser täglich erreicht. Die Jury hat mit Drewes einen ebenso leisen wie kompetenten Journalisten gewürdigt, der nicht seine Person, sondern seine Berichterstattung über die EU, die Nato und die Benelux-Länder in den Vordergrund stellt, "mit seiner ausgeprägten Kompetenz, komplexe Sachverhalte in verständlicher Art zu erklären, macht sich Detlef Drewes tagtäglich im Sinne der europäischen Idee, die in der Tradition des Vormärz steht, verdient", formulierte der stellvertretende Chefredakteur der Saarbrücker Zeitung und Jurymitglied Bernard Bernarding.Drewes, studierter Theologe, war längere Zeit Ressortleiter für Politik und Wirtschaft bei der "Augsburger Allgemeinen". Aus dieser Zeit kennt er auch Theo Waigel (CDU), der von 1989 bis 1998 Bundesfinanzminister war und die Euro-Währung mit aus der Taufe gehoben hat.

Waigel hielt die Laudatio auf den Preisträger, sprengte aber - zum Glück für die Zuhörer im vollen Ratssaal - den Rahmen der üblichen Lobesrede und begeisterte die Zuhörer fast eine Stunde lang mit einer ebenso humorvollen wie nachdenklichen Rede zur Notwendigkeit von Europa und endete mit einem Hinweis zum Volkstauertag. Denn Waigels gefallener Bruder liegt im nordelsässischen Niederbronn begraben. Die meist negativ gefärbte Berichterstattung über Europa verdecke die Tatsache, dass die EU seit über 60 Jahren für Frieden und Freiheit sorge, so Waigel. Die Wünsche seiner Jugend in der Nachkriegszeit nach einem geeinten Europa hätten sich erfüllt: "Die EU hat den Nobelpreis verdient, Drewes hat den Siebenpfeiffer-Preis verdient."

Drewes bedankte sich: "Es ist mir eine Ehre, heute hier zu stehen und in die Tradition Philipp Jakob Siebenpfeiffers eingereiht zu werden, weil ich das tue, von dem ich selbst einmal geträumt habe: Europäer zu sein."

Drewes brach in seiner Rede eine Lanze für die europäische Idee und fand sogar mild-ironische Worte für die Bürokratie: es sei ja nicht das Schlechteste, dass man bei 27 Rednern aus den 27 Mitgliedsstaaten oft schon vergessen habe, was der erste gesagt habe. Aber der Grundtenor seines Europa-Plädoyers war bitter ernst: Niemand in Europa sollte vergessen, dass die vielen Verordnungen zur Regelung unseres Binnenmarktes, die oft und gerne bösartig kritisiert würden, "nichts anderes sind als ein gewaltiges Paket zur Sicherung unserer Arbeitsplätze."

Landrat Clemens Lindemann, der mit seiner Begrüßung und seinen Abschiedswortenfür den sympathischen Rahmen des Siebenpfeiffer-Preises sorgte, erinnerte daran, dass demokratische Teilhabe kein Konsumartikel sei, sondern dass Philipp Siebenpfeiffer und Johann Wirth dafür Leib, Leben, Freiheit und Beruf riskiert haben. maa

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