Markus Derschang: "Der Tod braucht Platz im Leben"

Hassel. Wie in den übrigen St. Ingberter Stadtteilen fand am gestrigen Volkstrauertag auch in Hassel eine Gedenkstunde in der Friedhofshalle statt. Ortsvorsteher Markus Derschang packte in seiner Ansprache ein heißes Eisen an: die abnehmende Teilnehmerzahl am Volkstrauertag

 Ehrenwache hielten bei der Gedenkfeier zum Volkstrauertag am Ehrenmal vor der Leichenhalle in Hassel (von links) Feuerwehrleute sowie Reservisten. Foto: Oliver Bergmann

Ehrenwache hielten bei der Gedenkfeier zum Volkstrauertag am Ehrenmal vor der Leichenhalle in Hassel (von links) Feuerwehrleute sowie Reservisten. Foto: Oliver Bergmann

Hassel. Wie in den übrigen St. Ingberter Stadtteilen fand am gestrigen Volkstrauertag auch in Hassel eine Gedenkstunde in der Friedhofshalle statt. Ortsvorsteher Markus Derschang packte in seiner Ansprache ein heißes Eisen an: die abnehmende Teilnehmerzahl am Volkstrauertag. "Ist der Volkstrauertag in naher Zukunft ein Gedenktag ohne Volk?" 67 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs falle es vielen, insbesondere jungen Menschen schwer, die Bedeutung, die der Volkstrauertag zu begreifen oder gar zu teilen.Gemeinsam erinnere man an das Unrecht der Willkürherrschaft und an die Schrecken des Krieges, an das Leiden der Menschen, die verfolgt, verschleppt, vertrieben, gedemütigt, verwundet oder getötet worden seien. "Ausdrücklich schließen wir auch die Opfer der anderen Nationen in unser Gedenken mit ein." Derschang erinnerte an die über 100 Bundeswehrangehörigen, die bisher bei Auslandseinsätzen ihr Leben verloren haben. In einer Welt ohne Frieden habe der Volkstrauertag keineswegs seine Aktualität verloren.

Angesichts der Millionen Opfer fordere dieser Tag Demut von uns, ermahne er uns, uns für den Frieden einzusetzen und entschieden gegen Unfreiheit, Krieg und Terror vorzugehen. Derschangs Fazit: "Wir trauern heute gemeinsam. Trauer gehört genauso zum Leben wie Freude und Glück, weil der Tod untrennbar mit unserem Menschsein verbunden ist. Es gilt: Traut euch zu trauern - der Tod braucht Platz im Leben."

Pfarrer Alexander Beck von der Protestantischen Kirchengemeinde Hassel knüpfte in seiner Gedenkrede an die vom Ortsvorsteher aufgeworfene Generationenproblematik an. Aus Gesprächen mit ehemaligen Kriegsteilnehmern kenne er die schreckliche Realität des Zweiten Weltkrieges. Wie die Menschlichkeit auf dem Schlachtfeld verlorenging. Wie die Soldaten sich nicht trauten, Bindungen und Freundschaften einzugehen, die durch den Krieg schon bald zerstört werden konnten. "Keiner ging aus dem Krieg so heraus, wie er hineinging. Der Krieg kennt keine Gewinner, nur Verlierer."

Diese Erfahrungen dürften nicht vergessen, sondern müssten über Generationen hinweg weitergegeben werden. Oft werde gefragt, ob Uhlands Lied vom "Guten Kameraden" noch zeitgemäß sei, so Pfarrer Beck. Er verlas die Strophen, die zu einer Schweizer Volksweise gesungen werden. "Ich kann keine Verherrlichung feststellen."

Die Gedenkstunde, die gemeinsam mit dem Verband der Kriegsopfer, dem Verband der Heimkehrer, der Reservistenkameradschaft Hassel und der Freiwilligen Feuerwehr veranstaltet wurde, wurde vom Katholischen Kirchenchor Hassel und einer Abordnung des Reservistenmusikzuges Saarland musikalisch umrahmt. Während der Ortsvorsteher am Ehrenmal vor der Leichenhalle einen Kranz niederlegte, hielten die Feuerwehr, die Reservisten und ihre französischen Kameraden die Ehrenwache. stj

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