Die Blies, die Nibelungen und die Unterwelt

Saarpfalz-Kreis. "Nur dort unten im Tale ein anhaltendes Rauschen, bald wie ein Wagen rollend, bald klappernd wie ein Mühlwerk und dann - leise verklingend. Die Blies, tückisch und wasserreich, die im Zickzack ihre Fluten durchs Tal rollt, springt dort plötzlich kopfüber ein Wehr hinab

 Das Titelbild des neuen Saarpfalz-Lesebuches. Foto: Verlag

Das Titelbild des neuen Saarpfalz-Lesebuches. Foto: Verlag

Saarpfalz-Kreis. "Nur dort unten im Tale ein anhaltendes Rauschen, bald wie ein Wagen rollend, bald klappernd wie ein Mühlwerk und dann - leise verklingend. Die Blies, tückisch und wasserreich, die im Zickzack ihre Fluten durchs Tal rollt, springt dort plötzlich kopfüber ein Wehr hinab. Dichte Nebel lagern über ihr und ihren Ufern: der Unterwelt entstiegene Geister, stammverwandt dem unsterblichen Geschlecht der Nibelungen": Es war im April 1926, als der inzwischen 62-jährige Dichter Ludwig Scharf seine Heimatstadt Blieskastel noch einmal besuchte. Längst lebte Scharf, der im München der Jahrhundertwende eine führende Figur der künstlerischen Avantgarde gewesen war, auf einem Schloss in Südungarn. Die Eindrücke seiner Visite im Bliesgau brachte er zu Papier und veröffentlichte sie damals. Lange verschollen, ist die Erzählung nun wieder zugänglich - im zweiten Band des "Saarpfalz-Lesebuchs" nämlich. Unter dem Titel "Beim Bliesfluss fast ein Himmelreich" haben die Herausgeber Martin Baus, Bernhard Becker und Reiner Marx darin Texte von rund 150 Autoren zusammengestellt. Heinrich Heine und Otto von Bismarck, Victor Hugo und Theodor Fontane, der Heilige Pirminius und Alfred Döblin, Mark Twain, Theodor Heuss und selbstverständlich Goethe. Illuster ist die Liste der Autoren, die in diesem regionalliterarischen Almanach versammelt sind. Ganz gleich, ob es sich um berühmte Namen handelt oder nur Kennern bekannte Schriftsteller - sie alle haben etwas mit der Region zu tun. Die einen sind hier geboren oder haben hier gelebt, andere hat es eher zufällig in die Saarpfalz verschlagen oder sie waren sogar nur auf der Durchreise, haben sich aber auf ihre Weise mit Land und Leuten beschäftigt. "In der Zusammenstellung ist so ein vielfältiges Mosaik entstanden, das als literarische Vermessung der Region zu sehen ist. Geschichten und Gedichte, Erinnerungen und Erzählungen, Notizen und Miszellen - auch in Mundart - bieten kurzweilige und spannende Ein- und Draufsichten," fasst das Herausgeber-Trio den Inhalt des fast 400 Seiten voluminösen Bandes zusammen. Auch zeitgenössischer Autoren sind vertreten: Arnfrid Astel, Heinrich Kraus, Edith Braun, Relinde Niederländer, Edith Aron, Ludwig Harig, Sabine Göttel, Hans Emmerling und viele andere haben teilweise sogar eigens Texte für das vom Saarpfalz-Kreis initiierte Projekt beigesteuert. Auch der Lyriker Johannes Kühn ist mit von der Partie; einem seiner Gedichte ist auch der Titel entliehen. Das Saarpfalz-Lesebuch, das im Conte-Verlag St. Ingbert erscheint, wird am heutigen Donnerstag, 19 Uhr, im großen Sitzungssaal des Homburger Forums vorgestellt. Reinhard Klimmt, Ministerpräsident des Saarlandes a.D., wird in den Inhalt einführen. Dazu gibt es auch Rezitationen, Autoren werden anwesend sein. red

Die Buchpräsentation ist öffentlich. Interessierte werden gebeten, sich unter Tel. (0 68 41)1 04 84 09 oder via E-Mail: marianne.hepp@saarpfalz-kreis.de anzumelden.

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