Anwohner dagegen Bürgerinitiative fordert „vernünftige Planung“

St. Ingbert · Der geplante Umzug von Edeka am Mühlwald erhitzt die Gemüter. Nicht nur die Verkehrsführung ist Gegenstand der Streitigkeiten.

 Diese Luftaufnahme zeigt den Edeka-Markt an der Spieser Landtraße (vorne), das Mühlwaldstadion (vorne rechts) und den Sportplatz Obermühle (oben).

Diese Luftaufnahme zeigt den Edeka-Markt an der Spieser Landtraße (vorne), das Mühlwaldstadion (vorne rechts) und den Sportplatz Obermühle (oben).

Foto: BeckerBredel

Michael König hat ein Problem, und das heißt Neubau des Edeka-Marktes in der Spieser Landstraße. Der 58-jährige Bäckermeister, dessen Familienunternehmen bereits seit 1850 in St. Ingbert existiert, hat deshalb zusammen mit Anwohnern eine Bürgerinitiative ins Leben gerufen, die mit den Bebauungsplänen von Oberbürgermeister Hans Wagner (wir berichteten) nichts anfangen kann. „Die Politik will immer Bürger haben, die mitmachen und sich einbringen. Dann müssen sie uns auch lassen“, sagt König. Der 58-Jährige ist etwa zeitgleich mit Gründung der Bürgerbewegung bei Bündnis 90/die Grünen eingetreten.

Zwar wurde am 18. Februar eine Bürgerinformationsveranstaltung abgehalten, zu der laut eines Berichts der Stadt „etwa 100 Bürger und Vertreter der Politik“ erschienen seien. Diese hätten „die geplanten Veränderungen positiv aufgenommen“, heißt es dort. Und daran stört sich Bäckermeister König. Viele Menschen, die bisher gegen den Neubau unterschrieben haben – derzeit sind es um die 350 – wollen, dass der Edeka-Markt unverändert bleibt. „Wegen der familiären Atmosphäre“, sagt der 58-Jährige. Allerdings könne man sich mit einer „vernünftigen Planung“ durchaus anfreunden.

Die Bürgerinitiative hat mit den derzeitigen Plänen gleich mehrere Probleme. Eines davon besteht in dem geplanten Kreisel an der Kreuzung Spieser Landstraße/Am Mühlwald. König, dessen Bäckerei sich an genau jener Ecke befindet, fürchtet weniger Kundschaft, da durch den Kreisverkehr „keiner mehr schnell aussteigen und bei mir reinschauen“ könne. „Ich bin da auch durchaus als Geschäftsmann betroffen“, sagt er. Für die Anwohner sei ein Hauptproblem der „Betonklotz“ selbst, der auf den Parkplatz am Mühlwald gestellt werden soll. Eine „Weiterveräußerung an Dritte binnen 30 Jahren“ soll nur unter Zustimmung der Stadt möglich sein, wie es in den „Erläuterungen zur Umsiedlung des Edeka-Marktes“ weiter heißt. Der Bau stünde also in der jetzt ausgeführten Form voraussichtlich für Jahrzehnte dort. Weiterhin stören sich die Anwohner an den geplanten Parkplätzen, die zum Teil auf dem jetzigen Hartplatz entstehen sollen. Dieser wiederum würde zu einem „Kleinspielfeld“ geschrumpft, Edeka soll für den Bau von neuen Umkleiden am Spielfeldrand aufkommen. Auch auf dem Dach des neu entstehenden Gebäudes sind Parkmöglichkeiten angedacht.

Ein weiteres Problem besteht darin, dass St. Ingbert über die Aue durch die sogenannter Kaltluftschneise mit Frischluft versorgt wird. Hierzu stellt die Stadt fest, dass diese durch die „Position des Marktes unmittelbar an der Straße Am Mühlwald“ freigehalten werde. Dem hält König ein Gutachten aus dem Jahr 1995 entgegen. Dieses wurde über mehrere Jahre durch den Diplommeteorologen Helmut Bangert aus Paderborn erstellt. Darin wird empfohlen, jene Gebiete, die klimatisch belastet sind, möglichst nicht weiter zu versiegeln. Der Sachverständige empfahl sogar einen Aufbruch der versiegelten Flächen wo immer möglich. Durch die große Parkplatzfläche geschieht in Königs Augen aber nun genau das Gegenteil der Forderung des Experten.

Auch das zu erwartende höhere Verkehrsaufkommen durch die Vergrößerung des Marktes wäre für die Luftqualität abträglich. Und natürlich auch für den Verkehrsfluss. Dem soll – laut Gutachten des Landesamts für Straßenbau (LfS) – eben jener Kreisel entgegenwirken, mit dessen Errichtung Bäckermeister König ein Problem hat. Um diesen in entsprechender Größenordnung überhaupt bauen zu können, muss allerdings das Gelände des jetzigen Edeka-Marktes bebaut werden. „Die Planung wird vom LfS erst angegangen, wenn Baurecht in Aussicht steht“, heißt es hierzu in dem Bericht der Stadt. Allerdings funktioniere der Edeka-Markt nur dann, „wenn bei Eröffnung des Marktes der Mühlwaldkreisel gebaut ist. Ohne Kreisel überstauen die Zu- und Abfahrten.“ Eine komplizierte Sachlage also. Für deren Lösung König eine einfache Idee parat hat: „Eine Tempo 30 Zone würde die Verkehrsprobleme dort lösen, da muss man nicht für Millionen einen Kreisel bauen.“ Insgesamt fürchtet er, dass der Kreisel und das gesamte Projekt nachher anders aussehen, als jetzt versprochen. „Ich habe mit verschiedenen Leuten aus dem Stadtrat geredet, und die wollten mich beruhigen. Aber was ist nach den Wahlen?“

Unterdessen haben die Grünen eine eigene Planung für das Areal am Mühlwald vorgelegt und die Unabhängigen eine zügige Verlagerung des Edeka-Marktes gefordert.

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