Anstoß für ein Industriemuseum

St Ingbert · Stadtarchivar Dieter Wirth unternimmt einen neuen Versuch, die St. Ingberter Geschichte öffentlich anschaubar zu machen. Zusammen mit zwei Studentinnen der Fachhochschule Kaiserslautern hat er ein Auge auf die alte Schwankhalle geworfen.

 Blick in die ehemalige Schwankhalle der Becker-Brauerei auf dem Gelände des Innovationsparks am Beckerturm. Fotos: Wirth/privat

Blick in die ehemalige Schwankhalle der Becker-Brauerei auf dem Gelände des Innovationsparks am Beckerturm. Fotos: Wirth/privat

 Dieter Wirth mit einem Bildnis von Maria Krämer im ehemaligen Heimatmuseum.

Dieter Wirth mit einem Bildnis von Maria Krämer im ehemaligen Heimatmuseum.

Reich an industriegeschichtlichen Schätzen ist St. Ingbert. Ein passender Ort, an dem diese Kleinode vergangener Zeiten publikumswirksam gezeigt werden könnten, gibt es aber nicht. Für Dieter Wirth ein geradezu unhaltbarer Zustand. Der Vorsitzende des Heimat- und Verkehrsvereins Hassel, als Archivar im Rathaus sowieso Herr über die städtische Vergangenheit, will das nicht hinnehmen. Er fordert eine Diskussion, wie die Mittelstadt mit ihrer Heimat- und Industriegeschichte umzugehen gedenkt. Eine öffentliche Veranstaltung steht dabei heute Abend auf dem Programm: Um 18 Uhr stellen zwei Studentinnen der Fachhochschule Kaiserslautern in der ehemaligen Schwankhalle der Becker-Brauerei auf dem Gelände des Innovationsparks am Beckerturm ihren Entwurf für ein Stadt- und Industriemuseum St. Ingbert vor. Innovationspark-Geschäftsführer Stefan Braun, Professor Werner Glas von der FH Kaiserslautern, Dieter Wirth sowie die beiden Studentinnen Maria Erdmann und Sonja Böhr werden reden.

Die Örtlichkeit ist natürlich nicht zufällig gewählt. Der FH-Professor habe ihn vor vier Monaten angerufen, weil er für Bachelorarbeiten seiner Studenten ein Thema suchte. Wirth ergriff die Gelegenheit beim Schopf, wies auf die alte Schankhalle hin (dort wurden zu Brauereizeiten Holzfässer gesäubert). Auf 1300 Quadratmetern ließe sich dort ein Museum realisieren. "Alles dreht sich immer nur um die Baumwollspinnerei," sagt Wirth. Doch dort sei für das Heimatmuseum gar kein Platz. Dem wolle er mit seiner Privatinitiative begegnen und einen Diskurs anstoßen, ob St. Ingbert seine Geschichte etwas wert ist oder nicht. Nachlässe und Exponate stehen nach Wirths Worten in Hülle und Fülle zur Verfügung. Er erinnert an das Firmenarchiv der Becker-Brauerei, an Artefakte von der Alten Schmelz, wertvolle Porträts der Industriellen-Familie Krämer, eine Sammlung aus der Zeit der Glasproduktion oder auch der Knappenfahne von 1839, der ältesten Fahne des Saarlandes, wie Wirth erläutert. Ein Heimatmuseum hatte schon der Historiker Wolfgang Krämer 1928 gefordert, berichtet er. Anfang der 30er Jahre seien dann auch Exponate gesammelt worden für ein solches Projekt. Wirth: "Es kamen 1300 zusammen."

1932 habe es dann eine zehntägige Ausstellung in der Ludwigschule gegeben. 1938 eröffnete ein Heimatmuseum, das aber schon 1943 während des Zweiten Weltkrieges aus Sicherheitsgründen abgeschlagen wurde. Nach einer Phase im Rathaus ab 1973 sei das Heimatmuseum dann 1989 im Museum Sankt Ingbert (ehemaliges Landratsamt) eingerichtet worden. Seit der Museumsschließung 2007 sind die Bestände eingelagert.

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