Amok-Lauf an Schulen verhindern

St. Ingbert. Am Leibniz-Gymnasium in St. Ingbert wurden erstmalig drei Infoveranstaltungen angeboten, bei denen es um das Thema "Amok-Lauf an Schulen" ging. Kriminalhauptkommissar Hagen Berndt vom Landesinstitut für Präventives Handeln konnte für diese abendlichen Veranstaltungen mit Lehrern und Eltern als Referent gewonnen werden. Das Institut, das es seit zwei Jahren in St

 Nach Amokläufen gibt es inzwischen ausführliche Informationsmaterialien mit Handlungsanleitungen für Schulen. Foto: con

Nach Amokläufen gibt es inzwischen ausführliche Informationsmaterialien mit Handlungsanleitungen für Schulen. Foto: con

St. Ingbert. Am Leibniz-Gymnasium in St. Ingbert wurden erstmalig drei Infoveranstaltungen angeboten, bei denen es um das Thema "Amok-Lauf an Schulen" ging. Kriminalhauptkommissar Hagen Berndt vom Landesinstitut für Präventives Handeln konnte für diese abendlichen Veranstaltungen mit Lehrern und Eltern als Referent gewonnen werden. Das Institut, das es seit zwei Jahren in St. Ingbert gibt, beschäftigt 30 Mitarbeiter, darunter Pädagogen, Psychologen und eben Polizeibeamte.Hagen Berndt, dessen Arbeitsbereich vor allem Jugendkriminalität war und ist, machte deutlich, dass Gewalt kein irrationaler Akt ist, sondern beispielsweise einem Amoklauf eine Entwicklungsgeschichte voraus geht. Betretene Stille herrschte bei den Anwesenden, als ein Film eingespielt wurde, den Jugendliche in Amerika vor und während eines Amoklaufes gefilmt und ins Netz gestellt hatten.

Einige "Nachahmungstäter" in Deutschland nahmen diesen Film zum Vorbild, um ihre schrecklichen Rachegelüste in die Tat umzusetzen. "Amok" kommt aus dem Malaysischen und bedeutet soviel wie 'Wut'. Die meisten Schüler, die in der Schule gemobbt, scheinbar benachteiligt oder auch ausgegrenzt werden, haben diese Wut im Griff. Aber eben nicht alle.

Welche Alarmsignale es im Vorfeld eines solchen "Wutausbruchs" gibt oder wie sie gedeutet werden können, darüber wurde während der Veranstaltung ausführlich gesprochen. In 88 Prozent der Fälle hat das unmittelbare Umfeld der Täter etwas bemerkt, aber entweder nichts gesagt oder aber nicht vermocht, das Erlebte richtig einzuordnen. Freunde, Mitschüler, Eltern und Lehrer sollten für solche indirekten Hinweise sensibilisiert werden, um entsprechend handeln zu können. Nicht jede Tat wird sich verhindern lassen, aber auch hier sind Kommunikation und Interesse für sein Kind der Schlüssel zum Erfolg.

Das Wichtigste, so erfuhren über 100 Eltern und Lehrer am Leibniz-Gymnasium, sei es, nicht zu resignieren. Neben vielen nützlichen Tipps für alle Eltern, gab es diese auch für Lehrer. Denn diese können entscheidend dazu beitragen, dass es durch die Stärkung des Klassenverbandes und ein vertrauensvolles Miteinander zwischen Schülern und Lehrern erst gar nicht zu einer Eskalation der Gewalt kommt. Wie wichtig auch die Stärkung des Selbstbewusstseins von Schülern ist und welche Verantwortung hier dem Lehrpersonal zukommt, kann man nur erahnen, wenn man Auszüge aus den Aufzeichnungen von Sebastian Buse, dem 18-jährigen Amokläufer von Emsdetten 2006 liest. Er schrieb: "Das Einzige, was ich in der Schule beigebracht bekommen habe, war, dass ich ein Verlierer bin."

Solch eine Tat ist ein Hilferuf mit unsicherem Ausgang, toten, verletzten, traumatisierten und fürs ganze Leben gezeichneten Menschen. Und da die Schule ganz bewusst als Tatort ausgesucht wird, ist die Prävention hier in besonderem Maße angebracht, weil ein gutes Klassen- und Familienklima ein entscheidendes Kriterium für deren Wirksamkeit ist. Auch der funktionierende Kontakt zwischen Elternhaus und Schule kann "deeskalierend" wirken.

Konkrete Maßnahmen wurden besprochen und Lehrerin Hildegard Ames-Reiber informierte darüber, dass es auch am Leibniz-Gymnasium ein Krisenteam gibt, welches im Ernstfall alle notwendigen Schritte veranlasst und koordiniert. Ein beruhigendes Gefühl, auch wenn jeder Anwesende hoffte, dass es hier nie so weit kommen möge.

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