Engagement mit Herzblut

Wittersheim · Sie waren über lange Jahre hinweg mit großem Engagement für ihren Ort unterwegs, haben vieles bewirkt: die ehemaligen Ortsvorsteher im Blies- und Mandelbachtal. Nach der Kommunalwahl vom Mai dieses Jahres haben sie nicht mehr kandidiert. Wir ziehen Bilanz ihres langjährigen Wirkens. Heute: Helmut Kihl aus Wittersheim.

 Für seine Ecken und Kanten ist der Wittersheimer Helmut Kihl weithin bekannt. Foto: Jörg Martin

Für seine Ecken und Kanten ist der Wittersheimer Helmut Kihl weithin bekannt. Foto: Jörg Martin

Foto: Jörg Martin

"Man muss zu etwas stehen. Besser man hat Ecken und Kanten, als dass man ein Weichei ist": Helmut Kihl wirkt richtig pathetisch, wenn er das sagt. Blickt man auf sein jahrzehntelanges politisches Wirken zurück, dann war das alles andere als eine Zeit als Weichei. Für seine Ecken und Kanten ist der bisherige Ortsvorsteher von Wittersheim im positiven Sinne bekannt. Aber auch für sein Engagement mit Herzblut. Für etwas zu stehen nimmt man dem Politiker ab.

Wobei diese Bezeichnung nicht mehr ganz zutrifft. Kihl gehört dem Ortsrat seines Heimatortes nämlich nicht mehr an und ist nun sozusagen "Ortsvorsteher a. D.". 40 Jahre, mit einer Wahlperiode Unterbrechung, gehörte er dem ,,Parlament'' an. 1979 bis 1984 war er stellvertretender Ortsvorsteher und von 2004 an bis 2014 Chef des Ortsrates. Dabei wollte er eigentlich nie eine Karriere als Politiker machen. "Dieses Hickhack wollte ich nicht", gibt er zu. Doch es kam anders.

Bereits im Alter von zwölf Jahren hatte er Ideen für Heimatfeste. Kihl fing bei den Jungsozialisten (Jusos) an und wurde schnell deren Kreisvorsitzender. Das Amt hatte er bis 1974 inne. Ein Vierteljahrhundert stand er den Sozialdemokraten von Wittersheim /Bebelsheim vor. Knapp 20 Jahre war er auch SPD-Chef auf Gemeindeebene. Mit 30 wurde er erstmals in den Kreistag gewählt, wo er drei Jahrzehnte die rote Fahne hochhielt. 20 Jahre davon war er stellvertretender Fraktionschef. An die "Dorfmitte am Bach" und an das Haus Lochfeld muss der frühere Betriebsrat der Stadtwerke Saarbrücken direkt denken, wenn man ihn nach Höhepunkten seiner Amtszeit fragt.

Aber auch Dinge, die auf den ersten Blick nicht so spektakulär klingen, waren ihm wichtig: Das Klima im Ortsrat habe sich verbessert. Über Parteigrenzen hinweg zum Wohl des Dorfes habe er mit seinen Kollegen zusammengearbeitet. Und doch: Die Montessori-Schule für Wittersheim hätte er gerne gehabt. Es hat nicht geklappt. Auch das neue Buswartehäuschen in der Saargemünder Straße wird wohl erst sein Nachfolger einweihen können.

So ganz lassen kann es "Kihle Helmut" dann aber doch nicht. Als Jagdvorsteher hat er indirekt etwas Einfluss aufs Ortsgeschehen und kann seine Kontakte weiter nutzen. Eventuell gar so manche Finanzspritze lockermachen. Fehlt einem nach so langer Zeit das Amt nicht? "Nein, ich genieße es, nicht mehr so viel Termindruck zu haben", gibt der 70-Jährige unumwunden zu. Jetzt hat er endlich mehr Zeit für seinen großen Garten, für Frau Marlene und Spazierengehen mit dem Enkelkind. "Mit 70 hat man noch Träume", lächelt Kihl. Dennoch wird er den Vereinen erhalten bleiben. So ganz kann er es doch nicht lassen. . .

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