Silvester kann kommen

Homburg · An Weihnachten wird geschlemmt, an Silvester ist man satt. Was geht noch nach Stollen, Gänsebraten und Marzipan? Klar, in der Silvesternacht soll das Essensritual möglichst lange dauern, damit man die Zeit bis Mitternacht überbrückt.

 Ein Fondue-Abend im Freundeskreis ist ein beliebtes Silvester-Ritual. Denn Fondue schmeckt allen gut, und die Zeit bis Mitternacht lässt sich damit gut überbrücken. Foto: Ron Sumners/Fotolia

Ein Fondue-Abend im Freundeskreis ist ein beliebtes Silvester-Ritual. Denn Fondue schmeckt allen gut, und die Zeit bis Mitternacht lässt sich damit gut überbrücken. Foto: Ron Sumners/Fotolia

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Die Vorweihnachtszeit mit den vielen Konzerten, den Zimtwaffel- und Glühweingerüchen wird jedes Jahr ausgiebig gefeiert. Doch die Festtage selbst, auf die man sich vier Wochen lang freut, gehen immer allzu schnell vorbei.

Morgen ist die besinnliche Zeit zwischen den Jahren schon zu Ende, die ersten Böller und Knaller, die auf den Straßen gezündet werden, künden die nahe Silvesternacht an. Ärmellose Abendkleider, glitzernde Damenschuhe mit hohen Absätzen und dekorativ umgekippte Champagnergläser mit bunten Luftschlangen zieren die Schaufensterauslagen und wirken im Vergleich zur gerade erst weggeräumten Kerzenromantik regelrecht beängstigend. Kein sanftes Übergleiten in den Alltag, nein, die laute und bunte Silvester-Party markiert das Ende der besinnlichen Weihnachtszeit.

Und bei diesem Thema kommt schon die nächste Frage: Was isst man eigentlich an den letzten Tagen des Jahres? Wer hat da überhaupt noch Hunger? Man hat an Weihnachten meist schon so ausgiebig geschlemmt, dass zum Jahresausklang nicht mehr so viel Appetit auf üppige Gerichte vorhanden ist.

Am Silvesterabend ist es klar, da dreht sich alles darum, die Zeit bis Mitternacht mit möglichst zeitraubenden Essensritualen zu überbrücken, was am besten in einem größeren Freundeskreis mit Fondue oder Raclette geht. Damit hat man am Ende auch eine gute Grundlage, um ein paar Gläser mehr an alkoholischen Getränken zu verkraften. Feiert man Silvester innerhalb des engeren Familienkreises, werden in der Neujahrsnacht auch oft Heringssalat oder heiße Würstchen gereicht.

Und am Neujahrstag? Mit Schweinefleisch kann man nichts falsch machen, denn Schwein bedeutet bekanntlich Glück. In manchen Regionen gibt es auch Karpfen. Doch im Grunde existiert für den Neujahrstag kein besonderes Brauchtum beim Essen. Der Tag dient oftmals eher der Erholung von der Silvester-Nacht, so dass diejenigen, die ausgiebig gefeiert haben, am Neujahrstag lieber Diät halten.

Die Diät passt zur bescheidenen Stimmung, die in den kommenden Wochen Einzug hält. Ein untrügliches Zeichen für den nüchternen Alltag ist die alljährliche Mitteilung der Stadtverwaltung, wo man seinen abgeschmückten Tannenbaum loswerden kann. Das Wohnzimmer wird mit Hilfe des Staubsaugers von den letzten Nadeln befreit, die Krippenfiguren werden auf dem Dachboden verstaut - und nun kann die große Januar-Leere kommen.

Vielleicht bleibt es da als schwacher Trost, dass dies so gar nicht der alten Tradition entspricht. So abrupt ließen sich unsere Vorfahren die Weihnachtszeit nicht nehmen. Denn ein Höhepunkt dieser schönen Zeit ist früher auch der Dreikönigstag gewesen.

Bis ins 18. Jahrhundert, als der Aberglaube im Volk noch weit verbreitet war, wurde bis in den Januar hinein gefeiert, gelacht und Komödie gespielt, vor allem, um die Dämonen und Geister zu vertreiben, die angeblich in den Raunächten umgingen. Shakespeare verfasste sogar ein komisches Stück dazu, ,,Twelfth Night" ("Was Ihr wollt") genannt - das in der zwölften Nacht nach Weihnachten , also am Epiphania-Tag, dem 6. Januar, aufgeführt werden sollte.

Und es gab früher am Epiphania-Tag sogar Geschenke. Eine Tradition, die in Italien bis heute gepflegt wird, dort bringt die Fee Befana die Päckchen.

Doch der Epiphania-Tag hat es in Deutschland außerhalb der Kirchentradition nie zu großer Popularität geschafft. Also gibt es nur eins, was die verkaterte Januar-Stimmung retten kann: Weißer Pulverschnee, zugefrorene Seen und strahlender Sonnenschein. Den Sonnenschein haben wir immerhin schon, jetzt warten wir nur noch auf den Schnee.

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