Kultursommer Ein Meister auf den Metallstäben

Homburg · Vibraphonist Matthias Strucken begeisterte beim Jazzfrühschoppen in Homburg mit seiner gut aufgelegten Band.

 An seinem Vibraphon lieferte Matthias Strucken am Samstagvormittag beim Jazzfrühschoppen auf dem historischen Marktplatz in Homburg eine wunderbare Hommage an sein musikalisches Vorbild Milt Jackson.

An seinem Vibraphon lieferte Matthias Strucken am Samstagvormittag beim Jazzfrühschoppen auf dem historischen Marktplatz in Homburg eine wunderbare Hommage an sein musikalisches Vorbild Milt Jackson.

Foto: Thorsten Wolf

Auf den ersten Blick sieht es für den Laien aus wie ein Xylophon. Doch tatsächlich hört das Instrument, dem sich Matthias Strucken verschrieben hat, auf den Namen Vibraphon. Der Unterschied ist: Das Xylophon hat Holzstäbe, das Vibraphon Metallstäbe. Und genau letztgenanntes Instrument mit dem unvergleichlichen Tongefüge hatte Strucken mit seinem Milt Jackson Project am Samstag natürlich zu seiner Premiere beim Jazzfrühschoppen in Homburg mitgebracht. „Wir sind zum ersten Mal hier.“

Der erste Eindruck sei „super“, versicherte Strucken, verbunden auch mit der Hoffnung, das gute Sommerwetter sorge auch für einen entsprechenden Publikumszuspruch. Gefragt, wie man im Jazz den Weg zum vielleicht für den einen oder anderen recht ungewöhnlichen Vibraphon finde, blickte Strucken im Gespräch mit unserer Zeitung zurück in die eigenen Geschichte. „Ich kommen vom Schlagzeug. Viele Vibraphonisten haben als Schlagzeuger angefangen. Auch Lionel Hampton, der von Louis Armstrong dann als Vibraphonist entdeckt wurde.“ Die Entscheidung für das Instrument aus der Familie der so genannten „Stabspiel-Instrumente“ habe er nie bereut, versicherte Strucken. „das ist für mich perfekt. Ich bin Schlagwerker und habe immer rhythmische Musik gemocht, schon als Kind.“ Im Jazz habe er dann die perfekte Mischung aus Improvisation und Rhythmus gefunden.

Musikalisch präsentierte Strucken am Samstag eine Hommage an den großen Jazzmusiker und Vibraphonisten Milt Jackson. „Ich bin ein großer Fan von Jackson. Jackson hat im Modern Jazz Quartett gespielt und diese Musik in den 50-er und 60-er Jahren, ich sag mal, gesellschaftsfähiger gemacht. Ich bin sehr beeinflusst von seiner Spielweise, weil sie einfach sehr bluesig und einfach gehalten war, aber trotzdem auf den Punkt ist. Es war immer hörbar, es hat die Zuhörer immer direkt ergriffen. Und das ist auch meine Vorstellung und mein Ansatz – Musik, die swingt.“ Grundsätzlich werde man immer wieder auch mit der Frage konfrontiert, ob Jazz Zukunft oder Vergangenheit sei. Strucken: „Jazz findet immer Hörer. Klar ist das inzwischen auch geschichtliche Musik. Aber ich glaube schon, dass dieses Genre immer wieder überlebt, weil Sachen wie Gypsy-Jazz, Boogie und Swing immer Hörer haben, Hörer, die das toll finden, die das ergreift.“

Für seine Premiere hatte Matthias Strucken neben Jazz-Standards, Eigen-Kompositionen und Eigen-Arrangements natürlich auch Titel von Milt Jackson mit im Gepäck, „Sachen, die swingig, aber nicht so direkt bekannt sind. Sie gehen schon in die Mainstream-Swing-Ecke, aber sie sind nicht so abgespielt wie ‚Autumn Leaves‘ oder ‚Summertime‘ – eben ein paar andere Sachen. Dabei werde man schon auf die Reaktion des Publikums achten, versicherte Strucken vor Beginn des Konzertes. „Natürlich werde ich jetzt nicht das eigentliche Programm ändern, das ist ja fest geplant. Aber zum Beispiel bei den Soli, mal länger, mal kürzer, reagiert man dann schon.“

Die von Strucken so angesprochenen Soli hatten dann auch gleich vom ersten Ton an einen entsprechenden Stellenwert im Auftritt des Milt Jackson Projects mit Martin Saase am Piano, Matthias Nowak am Kontrabass, Mathias Kornmaier am Schlagzeug und Bandleader Matthias Strucken, der nicht nur das Vibraphon meisterhaft beherrschte, sondern auch als Sänger überzeugen konnte. Schon beim Eröffnungsstück gaben alle vier Musiker eindrucksvoll ihre Visitenkarte ab, mit Applaus auf offener Szene. Zu hören war als Entré „Things are getting better“. Diesen Einstieg kommentierte Strucken dann launig und mit einem Augenzwinkern so: „Die Dinge werden besser – deswegen spiele ich das gerne am Anfang eines Konzertes, man weiß ja nicht, wie sich die Stücke noch steigern.“ Danach bewies Strucken bei „The Masquerade is over“, dass er auch mit dem Gesang keine Schwierigkeiten hat. Was nicht wenige schon nach diesen ersten beiden Werken dem Konzertvormittag attestierten: Langweilig werde es wohl nicht. Und da sollte man Recht behalten!

Am kommenden Wochenende hat der Homburger Musiksommer zwei ganz besondere Perlen an der Kette: Bei Querbeat am Freitagabend, 26. Juli, 19 Uhr, gibt es, präsentiert von Riddim Posse, eine echte Reggae-Soca-Calypso-Caribbean-Party. Und beim Jazzfrühschoppen am Samstagmorgen ab 11 Uhr  wird’s richtig voll auf der Bühne des historischen Marktplatzes, dann lassen Soul Café vielköpfig Soulklassiker mit frischen Arrangements erklingen. Der Eintritt ist wie immer frei.

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