Homburg als Hauptwohnsitz"Andere Städte machen das schon längst"

Homburg. In Homburg sind rund 3000 Personen gemeldet, die hier ihren Zweitwohnsitz haben. Ein großer Teil davon sind Studenten, die entweder von der ZVS (Zentralstelle für Studienplatzvergabe) mehr oder weniger freiwillig nach Homburg verschickt worden sind, andere stammen aus dem Saarland, wollen aber nicht mehr zu Hause wohnen und haben hier eine kleine Bude

Homburg. In Homburg sind rund 3000 Personen gemeldet, die hier ihren Zweitwohnsitz haben. Ein großer Teil davon sind Studenten, die entweder von der ZVS (Zentralstelle für Studienplatzvergabe) mehr oder weniger freiwillig nach Homburg verschickt worden sind, andere stammen aus dem Saarland, wollen aber nicht mehr zu Hause wohnen und haben hier eine kleine Bude. Und dann gibt es noch Leute, die bei großen Homburger Firmen arbeiten und nicht jeden Abend nach Hause fahren können, meist sind es leitende Angestellte, die auch abends noch Termine haben und nicht jedesmal den weiten Weg in die Heimat antreten können. Sie alle werden künftig entweder die Zweitwohnungssteuer bezahlen oder sich mit ihrem Hauptsitz in Homburg anmelden müssen. In diesem Fall entfällt natürlich die Steuer, die zehn Prozent der Bemessungsgrundlage betragen soll. Die Bemessungsgrundlage ist im üblichen Fall die Kaltmiete. Dass die Stadt damit keine Reichtümer erwirbt, ist schon klar, aber es geht auch nicht primär um die Einnahmen, sondern um die gestiegene Einwohnerzahl. Denn die ist wiederum ausschlaggebend für die Schlüsselzuweisungen von Geldern des Kreises. Und die kann Homburg dringend gebrauchen. "Wir wurden vom Finanzminister sogar ausdrücklich dazu angehalten, alle Möglichkeiten auszuschöpfen", betont Oberbürgermeister Karlheinz Schöner. Allerdings sind die Studenten, die davon hauptsächlich betroffen sind, von seinem Vorstoß nicht besonders angetan. "Das wurde bei uns heiß diskutiert", sagt Daniela vom Fachschaftsrat Medizin, "und die Wenigsten finden das gut." Vor allem der Aufwand sei zu groß, zumal Studenten ja nur "ein paar Jährchen" in Homburg blieben und dann entweder ins Ausland oder in eine andere Stadt umzögen. Und dann müsse man sich überall wieder an- und abmelden. Da sei es doch praktischer, man gebe weiterhin seine Heimatadresse als Hauptwohnsitz an, bis man sich irgendwo dann endgültig niederlasse. Noch ein zweiter Punkt spreche gegen diesen Hauptwohnsitz-Vorstoß des Oberbürgermeisters, findet auch der CDU-Landtagsabgeordnete Günter Becker: "Manche Ehrenämter sind an den ersten Wohnsitz gebunden, beispielsweise die Übernahme eines Mandates in kommunalen Gremien. Damit ist für manche, die ein politisches Amt in einem Gemeinde- oder Stadtrat ihres Heimatortes ausüben, diese Tätigkeit nicht mehr möglich."Wollen Sie mit der Einführung der Zweitwohnsteuer die Studenten ärgern?Schöner: Dann hätten sich die Studenten in den meisten anderen deutschen Uni-Städten schon viel früher ärgern müssen. Denn andere Städte machen das schon seit Jahrzehnten so, nur wir hier in Homburg waren da immer großzügig. Außerdem sollen Studenten ja gar keine Steuern bezahlen, sie sollen hier ihren Hauptwohnsitz anmelden, dann ist doch alles in Ordnung. Diese Anmeldung empfinden aber viele Zweitwohnungsnutzer als umständlich.Schöner: Was, bitte soll denn daran umständlich sein? Die Studenten bekommen mit ihren Einschreibe-Unterlagen automatisch den Anmeldungsbogen der Stadt dazu und füllen den aus. Die Sache mit dem Zweitwohnsitz betrifft aber nicht nur Studenten, sondern auch Arbeitnehmer, die weit weg wohnen und hier eine Wohnung haben, die sie nur während der Arbeitswoche nutzen. Das ist nun mal das Schicksal einer Stadt wie Homburg, die viele Arbeitsplätze für Einpendler bietet.Welche Vorteile versprechen Sie sich zusätzlich von der Zweitwohnungssteuer?Schöner: Einerseits die Schlüsselzuweisungen, aber das ist ja bekannt. Es gibt aber noch einen anderen Grund. Zum Beispiel weisen Städte wie Mainz oder Heidelberg immer auf ihren Zuzug und ihre Jugendlichkeit hin, während wir hier noch dazu nicken, wenn man uns vorlegt, dass wir immer älter werden. Dabei werden die anderen Städte genauso alt. Die haben nur mit den vielen Studenten ihren Altersdurchschnitt gesenkt und die Zuzugsquote erhöht. Für uns waren die Studenten bisher statistisch keine Größe, die unsere Stadt als jugendliche Zuzugsgemeinde ausgewiesen hätte, weil viele Studenten ja nur einige Jahre in Homburg verweilten. Mit dem Hauptwohnsitz Homburg sehen wir dann auch bald viel jünger aus. Meinung

Jeder Cent ist wertvoll

Von SZ-Redakteurin Christine Maack Ich weiß noch gut, als mir die Stadt Köln - vor über 20 Jahren! - ein Schreiben in die Studentenbude sandte, ich möge jetzt bitte meinen Erstwohnsitz dort anmelden. Ich dachte nicht im Traum daran, ich stammte schließlich aus dem Saarpfalz-Kreis, was hatte ich mit Köln zu tun? So geht es derzeit vielen Studenten, die einerseits von der ZVS nach Homburg verschickt wurden oder die irgendwo im Saarland wohnen, aber keine Homburger werden wollen. Die Hauptwohnsitzfrage ist eben auch ein emotionales Thema. Die Stadt sieht es als nüchterne Notwendigkeit. Es geht dabei nicht um die - ohnehin geringen - Steuereinnahmen aus Zweitwohnsitzen, sondern um höhere Schlüsselzuweisungen, die sich aus einer neuen Einwohnerzahl ergeben könnten. Die Stadt braucht jeden Cent. Und die Studenten nutzen schließlich die Homburger Infrastruktur.

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