Garantiert ansteckender Rote-Bohnen-Jazz

Homburg. Gemeinhin gelten Bohnen zum Frühstück eher als Bestandteil angelsächsischer Lebensart. Dass Bohnen am Morgen aber auch durchaus etwas Leichtes haben können, das beweisen die per Kanal von den Angelsachsen getrennten Franzosen

 Norbert Congrega, Christophe Deret, Alain Huguet, Pierre Jean und Gérard Tarquin von den "Les Haricot Rouge" aus Frankreich auf der Marktplatz-Bühne. Fotos: Thorsten Wolf

Norbert Congrega, Christophe Deret, Alain Huguet, Pierre Jean und Gérard Tarquin von den "Les Haricot Rouge" aus Frankreich auf der Marktplatz-Bühne. Fotos: Thorsten Wolf

Homburg. Gemeinhin gelten Bohnen zum Frühstück eher als Bestandteil angelsächsischer Lebensart. Dass Bohnen am Morgen aber auch durchaus etwas Leichtes haben können, das beweisen die per Kanal von den Angelsachsen getrennten Franzosen. Gut, ein leichtes Frühstück ist sowieso Kultur im Land von Seine, Tour de Eiffel und Savoire Vivre - aber das, was die "roten Bohnen" aus Frankreich, "Les Haricots Rouge", schon in frühen Morgenstunden mundgerecht abliefern können, fügt der Definition von Leichtigkeit durchaus noch eine weitere Erläuterung hinzu. Der Beweis? Den lieferten die französischen Jazzer am vergangenen Samstagmorgen beim Jazzfrühschoppen auf dem historischen Homburger Marktplatz. Und dass den roten Hülsenfrüchten durchaus ein exzellenter Ruf voraus eilt, das konnte man schon ahnen. Befragt man das moderne Orakel von Delphi, heute wohl besser bekannt als World Wide Web, so fällt als Antwort auf die Frage, "Wer oder was sind die roten Bohnen eigentlich?" unter anderem: "Die beste und bekannteste Jazzband Frankreichs". Der französische Literat Antoine Blondin soll über die Formation folgendes gesagt haben: "Les Haricots Rouges sind weder eine geheime noch eine verschwiegene Gesellschaft. Wenn sie loslegen, machen sie tatsächlich laute Musik, aber diese entfacht eine Hochstimmung, die spüren lässt, dass diese Musiker spielen, wie sie atmen: völlig frei. Die auffälligste Begabung dieser Gruppe ist die große Freude am Spielen. Es ist unmöglich, davon nicht angesteckt zu werden." Und damit liegt Blondin nicht falsch, denn: Spielfreude, Witz, die Befähigung, sich charmant auch selber auf den Arm zu nehmen, es dabei aber nicht an Profession und musikalischer Wertigkeit fehlen zu lassen - das sind Les Haricots Rouge. Die Franzosen sind ungemein authentisch, sie spielen ihren Jazz nicht, sie leben ihn, auch am vergangenen Samstag. Eingebunden in stimmige Arrangements und getragen von einer 40-jährigen Erfahrung waren es dabei vor allem die Soli, die freien Ausflüge ins Kernreich des Jazz, die beim Publikum immer wieder für eine direkte Reaktion auf das Servierte sorgten, meist mit lautstarkem Applaus auf offener Szenen - die Bohnen zum Frühstück waren augenscheinlich ganz nach dem Geschmack der Zuhörer.

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