Jazz-Genuss für Anspruchsvolle

Homburg · Beim Jazzfrühschoppen in Homburg ist am Samstag die Barrelhouse Jazzband aus Frankfurt aufgetreten. Bandleader Reimer von Essen hatte ein vielfältiges und anspruchsvolles Programm im Gepäck, mit dem er die Besucher zu begeistern wusste.

 Reimer von Essen und seine Barrelhouse Jazzband sorgten am vergangenen Samstag beim Jazzfrühschoppen auf dem historischen Homburger Marktplatz für ein anspruchsvolles Musikvergnügen. Foto: Thorsten Wolf

Reimer von Essen und seine Barrelhouse Jazzband sorgten am vergangenen Samstag beim Jazzfrühschoppen auf dem historischen Homburger Marktplatz für ein anspruchsvolles Musikvergnügen. Foto: Thorsten Wolf

Foto: Thorsten Wolf

"Wir haben eigentlich keine wirklich populären Stücke im Programm. Wir sind darauf spezialisiert, das zu spielen, was andere nicht spielen." Mit diesen Worten beschrieb Reimer von Essen , Bandleader der Barrelhouse Jazzband, treffend das, was es am vergangenen Samstag beim Jazzfrühschoppen zu hören gab (wir berichteten). Denn: Es war eine ganz besondere Reise durch den Jazz , vorbei an allzu bekannten Zielen hin zu hörenswerten Kleinoden, die die Band aus Frankfurt da auf dem historischen Marktplatz bot. Vor vollem Haus sorgte die Formation Ton um Ton für die Bestätigung dessen, was der 2013 verstorbene Konzert- und Tourneeveranstalter Fritz Rau einmal über die Band gesagt hatte: "Die Barrelhouse Jazzband, Deutschlands älteste und wertvollste Jazzband, hat Jazzgeschichte geschrieben. Sie hat die Brücke geschlagen zwischen Tradition und Pflege des frühen Jazz in New Orleans und seiner heutigen Bedeutung im Spiegel unserer Zeit."

Immer wieder mit dem über Jahrzehnte geschulten Gefühl für den musikalisch richtigen Moment sorgten Reimer von Essen und seine Mitmusiker bei ihrem wiederholten Gastspiel in Homburgs guter Stube für einen außerordentlichen und nachhal(l)tigen Hörgenuss bei den begeisterten Gästen. Doch die Sache mit dem Genuss war auch eine, die die Akteure auf der Bühne betraf. "Wir sind in allerbester Stimmung. Die Atmosphäre hier auf dem Marktplatz, der Empfang durch die Gäste, alle sind so freundlich. Das war bis jetzt schon ein sehr schöner Morgen", freute sich von Essen in einer der Pausen. "Wir sind wirklich gerne hier."

Es war nicht der erste Auftritt der Barrelhouse Jazzband in Homburg . So wussten Band und Zuhörer, was jeden jeweils erwartet. Und das war seitens der Frankfurter Musiker ein anspruchsvolles Programm. "Wir spielen hier nicht die bulligen Stücke, die unmittelbar Jubel auslösen. Ganz gedeckte Werke lassen wir aber auch weg." Könnte man es sich mit Jazz-Gassenhauern nicht einfacher machen? Reimer von Essen : "Dann wären wir nicht die Barrelhouse Jazzband. Wir sind von Anfang an den Spuren der schwarzen Musiker gefolgt. Das bedingt eine große musikalische Ausdrucksstärke, das Vermeiden von allzu großer musikalischer Glattheit. Und wir haben immer irgendwo im Hintergrund den Blues." Dies sei das schwarze Erbe, das die Band angetreten habe.

Gefragt, wo der Jazz heute stehe, zeichnete von Essen das Bild eines sich immer weiter verzweigenden Musikstils. "Der Jazz als solcher existiert gar nicht mehr, denn es gibt so viele Arten von Jazz - von purem New Orleans bis zu den Avantgarde-Richtungen. Dazu kommen Mischformen wie Weltmusik." So könne man die Frage nicht wirklich beantworten. "Was man sagen kann: Der Jazz ist keine populäre Musik mehr. Und er ist noch nicht als Klassik anerkannt. Er befindet sich in einem Prozess. Und ich hoffe sehr, dass man eines Tages erkennen wird, dass unsere Musik genauso erhaltenswert ist wie die von Mozart." Dazu trägt vielleicht der Jazzfrühschoppen mit bei. Das nächste Kapitel des musikalischen Sommermärchens schreibt dabei am kommenden Samstag die Washboard Jazzband.

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