Der Geschmack der fernen Heimat

Homburg · Das Siebenpfeifferhaus in Homburg ist zum Schauplatz einer spannenden wie buchstäblich geschmackvollen Begegnung geworden: Flüchtlinge aus Eritrea haben Rezepte aus ihrer Heimat gekocht.

 Deutsche und Ausländer in Homburg an einem Tisch: So verlief das Essen im Siebenpfeifferhaus. Im Hintergrund Köchin Luwam Kibron und ihre männlichen Helfer. Foto: Sebastian Dingler

Deutsche und Ausländer in Homburg an einem Tisch: So verlief das Essen im Siebenpfeifferhaus. Im Hintergrund Köchin Luwam Kibron und ihre männlichen Helfer. Foto: Sebastian Dingler

Foto: Sebastian Dingler

Das war mal eine schöne und sinnvolle Veranstaltung, die auch noch einen ganz besonderen Genuss bot: Flüchtlinge aus Eritrea hatten im Homburger Siebenpfeifferhaus zu einem Abendessen mit landestypischer Kost eingeladen (wir berichteten). Dem Aufruf folgten sowohl Asylbewerber als auch Deutsche.

Wesentlich dazu beigetragen hatten neben Köchin Luwam Kibron und ihren Helfern das Ehepaar Ellenruth und Lutz Brede sowie Pfarrerin Doris Agne von der protestantischen Kirchengemeinde. Letztere erklärte, wie es zu dem Treffen kam: "Die Eritreer hatten vorgeschlagen, mal ein Essen zu machen. Das haben wir aufgegriffen und gesagt: Das wäre eine gute Gelegenheit, ganz ungezwungen miteinander ins Gespräch zu kommen." Der Kirchengemeinde sei es wichtig, einen Beitrag zur Integration der Menschen aus Eritrea und Syrien zu leisten, erklärte die Pfarrerin.

Dass hauptsächlich Eritreer gekommen waren, lag sicherlich an den Kochrezepten aus der Heimat , aber auch daran, dass die protestantische Kirchengemeinde gut vernetzt ist mit dem Verein "Homburger wollen helfen", der die Räumlichkeiten der Gemeinde für seine Sprachkurse nutzt. Und dorthin finden sich eben meist Eritreer ein. Im Gespräch mit ihnen offenbarte sich die Problematik des armen Landes am Roten Meer: Dort picke sich die Militärregierung wahllos junge Menschen aus der Bevölkerung heraus, um sie zwangsweise zu einem möglicherweise lebenslangen Militärdienst zu verpflichten - und das zu einem Monatslohn von umgerechnet zehn Euro. Auch Luwam Kibron ist dieser Tortur entflohen - was sie und ihre Helfer nun an Speisen auf den Tisch brachten, war außergewöhnlich und sehr lecker. Der Teller wurde dabei mit einem Crêpe-ähnlichem Fladen belegt, darauf kamen Zigni (eine Art scharfe Bolognese-Sauce), Salat, ein Fleisch-Eintopf, hart gekochte Eier, ein Zucchini-Kartoffel-Gemüse und Reis. Als Gabel und Messer diente ein zweiter Fladen, mit dessen Stückchen die einzelnen Gerichte aufgenommen wurden.

Die überwiegend christlichen Eritreer schienen sich im Siebenpfeifferhaus wohl zu fühlen; es hatten sich aber auch Muslime eingefunden. Der in Syrien geborene und aufgewachsene Omar Yosef etwa ist tschetschenischer Herkunft. Seine Frau habe er nach "zehn Minuten Verhandlung" mit deren Vater heiraten dürfen und anschließend aus Tschetschenien nach Syrien gebracht - so erzählte es der Vater von vier Kindern am Essenstisch.

Dass über solche der hiesigen Kultur fremden Geschehnisse lebhaft und herzlich diskutiert werden konnte, gehörte zum erreichten Ziel der Veranstaltung: sich kennen lernen, miteinander ins Gespräch kommen.

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