"Akzent im saarpfälzischen Teil setzen"Ein Westfale führt die Pfälzer

Bischof Wiesemann, warum wurde der Saarpfalz-Standort Homburg für den Katholikentag des Bistums Speyer ausgewählt? Bischof Wiesemann: Nachdem klar war, dass der traditionelle Ort des Diözesankatholikentags, Johanniskreuz, nicht mehr in Frage kommt, haben wir nach einem alternativen Konzept gesucht. Es soll sich nicht alles immer nur in Speyer abspielen

Bischof Wiesemann, warum wurde der Saarpfalz-Standort Homburg für den Katholikentag des Bistums Speyer ausgewählt? Bischof Wiesemann: Nachdem klar war, dass der traditionelle Ort des Diözesankatholikentags, Johanniskreuz, nicht mehr in Frage kommt, haben wir nach einem alternativen Konzept gesucht. Es soll sich nicht alles immer nur in Speyer abspielen. Daher wird der Diözesankatholikentag in regelmäßigen Abständen in verschiedene Regionen des Bistums wandern. In Homburg haben wir das Gelände und die nötige Infrastruktur. Und es ist gut, einen solchen Akzent auch einmal im saar-pfälzischen Teil des Bistums zu setzen.Was hat Sie bewogen, den Präsidenten der Evangelischen Kirche der Pfalz, Christian Schad, als Hauptredner auf der Kundgebung im Stadtpark einzuladen? Wollten Sie ein ganz besonderes ökumenisches Zeichen damit setzen?Wiesemann: Dies war ein Vorschlag der Gruppe, die den Diözesankatholikentag inhaltlich vorbereitet hat. Ich habe diesen Vorschlag gerne aufgegriffen. Gerade die Beschäftigung mit der Heiligen Schrift und mit Paulus zeigt uns noch einmal, dass der Begriff des "Katholischen" mehr meint als nur die Konfessionsbezeichnung. So wird uns der Diözesankatholikentag zu einem Ereignis, das auch das Bekenntnis zur Überwindung der menschlichen Spaltung beinhaltet. Inhaltlich will das Treffen Bezug auf das von Papst Benedikt XVI. ausgerufene Paulus-Jahr nehmen, was ist darunter zu verstehen?Wiesemann: "Aus Leidenschaft fürs Evangelium" - das ist das Motto unseres Diözesankatholikentags. Mit der Ausrufung des Paulus-Jahres wollte der Heilige Vater genau darauf hinweisen: Er stellt uns Paulus als jemanden vor, der von dieser Leidenschaft ganz ergriffen war und sein ganzes Leben vom Evangelium bestimmen ließ. Immer mehr Menschen wollen mit der Institution Kirche nichts mehr zu tun haben, kehren ihr den Rücken. Was kann Kirche tun, um Menschen für sich zu gewinnen?Wiesemann: Zunächst hat die Kirche nicht Menschen für sich zu gewinnen, sondern sie soll sie zu Jesus Christus führen. Es geht nicht um die Steigerung der Mitgliederzahl eines Vereins oder einer Partei. Die Kirche muss konsequent, wie Paulus es gesagt hat, Christus als den Gekreuzigten verkünden und darf sich nicht irgendwelchen Zeitströmungen welcher Richtung auch immer, anpassen. Sie verkündet und feiert die frohe Botschaft Gottes, der uns Menschen umfassend Heil und Leben geben will. Eine eindeutige Haltung, die zeigt, dass der Mensch der Adressat Gottes ist - das ist das Pfund, mit dem die Kirche wuchern kann: "Aus Leidenschaft fürs Evangelium" - das soll die Menschen begeistern.Gleichzeitig mit dem Katholikentag findet das Diözesan-Messdiener-Treffen in Homburg statt. Ist dies als sichtbares Zeichen der Verbindung Jugend und Kirche zu verstehen?Wiesemann: Natürlich! Tausende Mädchen und Jungen sind als Messdiener in unseren Pfarreien aktiv und prägen das Gesicht von Kirche. Bei einem solchen Treffen sehen die jungen Menschen, dass sie mit ihrem Glauben und ihrem Bekenntnis zu Jesus Christus nicht allein sind, sondern zur größeren Gemeinschaft der Kirche gehören. Es macht Mut, so etwas zu erleben. Was erwarten Sie persönlich vom Katholikentag?Wiesemann: Ich bin zunächst einmal zuversichtlich, dass es ein frohes und schönes Fest unseres Glaubens wird, das uns alle stärkt und Zuversicht für die kommende Zeit gibt. Wir haben viele Probleme in der Diözese und die Zeiten, die kommen, sind sicher nicht einfach. Aber das ist kein Grund, die Freude an Gott zu verlieren und sein Lob, zu dem die Kirche da ist, in die zweite Reihe zu stellen.Homburg/Speyer. Karl-Heinz Wiesemann wurde am 1. August 1960 in Herford (Westfalen) geboren. Er wuchs in Enger auf. Dort legte er auch sein Abitur am Widukind-Gymnasium ab. Von 1979 bis 1986 studierte er Katholische Theologie und Philosophie in Paderborn und Rom. Er schloss seine Ausbildung mit der Lizenziatsprüfung ab und empfing am 10. Oktober 1985 das Sakrament der Priesterweihe durch Franz Kardinal König. Von 1986 bis 1990 wirkte er als Vikar in Geseke. Anschließend absolvierte er ein Promotionsstudium an der Gregoriana in Rom, das er 1995 abschloss. Von 1994 bis 1999 arbeitete Wiesemann als Pfarradministrator und Pfarrer in St. Maria Magdalena in Menden-Bösperde, ehe er 1999 Propst der Pfarrei St. Petrus und Andreas in Brilon wurde. Papst Johannes Paul II. ernannte Wiesemann am 4. Juli 2002 zum Titularbischof von Macriana Minor und bestellte ihn zum Weihbischof im Erzbistum Paderborn. Die Bischofsweihe erhielt er am 8. September 2002 im Paderborner Dom. Wiesemanns Wahlspruch ist "Major omni laude", was auf deutsch "Größer als alles Lob" bedeutet. 2003 wurde er zum Domkapitular ernannt. Ab 2004 war er als Bischofsvikar für Priesterfortbildung und Berufungspastoral sowie für Gesellschaft, Wissenschaft und Kultur. Er ist Mitglied der Kommissionen für Ökumene und für Liturgie in der Deutschen Bischofskonferenz und Mitglied im Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem. Seit 2006 ist er Ehrenmitglied der Paderborner CV-Verbindung Guestfalo-Silesia. Am 19. Dezember 2007 ernannte ihn Papst Benedikt XVI. als Nachfolger von Anton Schlembach zum Bischof von Speyer; die feierliche Amtseinführung Wiesemanns im Dom zu Speyer fand am 2. März 2008 statt. jkn "Die Kirche darf sich nicht irgendwelchen Zeitströmungen anpassen."Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann

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