Rechnen statt malen und singen?Unterricht an Schulen: Hier ist Ihre Meinung gefragt

St. Wendel. Sind Bildende Kunst und Musik heutzutage noch aktuell? Oder sollten sie lieber vom regulären Stundenplan als Pflichtfächer verschwinden? Wenn's nach der Schüler-Union (SU) im St. Wendeler Land geht, dann haben sie ausgedient. SU-Vorsitzender Jonas Reiter sieht diese eher als freiwilliges Angebot in den Nachmittagsstunden

St. Wendel. Sind Bildende Kunst und Musik heutzutage noch aktuell? Oder sollten sie lieber vom regulären Stundenplan als Pflichtfächer verschwinden? Wenn's nach der Schüler-Union (SU) im St. Wendeler Land geht, dann haben sie ausgedient. SU-Vorsitzender Jonas Reiter sieht diese eher als freiwilliges Angebot in den Nachmittagsstunden. Der 16-jährige Gymnasiast: "Eine verpflichtende Teilnahme an künstlerischen Fächern wie Musik und Kunst ist nicht mehr zeitgemäß." Er begründet dies mit den von Schüler zu Schüler unterschiedlich ausgeprägten Begabungen: "Nicht jeder Schüler ist begabt im Zeichnen oder hat ein ausgeprägtes Musikgespür." So sei es schlicht ungerecht, junge Leute für fehlende Fähigkeiten zu bestrafen. Im Gegensatz dazu seien Leistungen in Fächern wie Englisch oder Geschichte "durch intensives Lernen ausbaubar - anders bei Musik und Kunst", ist Reiter überzeugt.Um allerdings kulturelle Werte bedeutender Vertreter aus Kunst und Musik nicht zu vernachlässigen, schlägt er vor, diese in den Geschichtsunterricht zu verlagern.

Der Vertreter der CDU-Kaderschmiede weiß auch schon, was mit den frei werdenden Stunden geschehen soll: Diese könnten Schüler nutzen, um zu lernen, sich ihren Hausaufgaben zu widmen oder die nächsten Unterrichtsstunden vorzubereiten. Die einstigen Kunst- und Musikstunden dann einfach den Fächern wie Deutsch und Mathe zuzuschlagen, hält er hingegen für wenig zielführend.

Auch wegen des aktuellen Bildungsmonitors, wonach das Saarland als eines von 16 Bundesländern abgeschlagen den 14. Platz belegt, müsse sich der Unterricht verbessern. Reiter: Schüler müssen in den grundlegenden Fächern wie Mathe, Deutsch und Fremdsprachen intensiver gefördert werden." Denn die meisten benötigten im Beruf "keine schulischen Qualifikationen in den Bereichen Kunst und Musik."

Massiver Widerspruch kommt vom Saarländischen Lehrerinnen- und Lehrerverband (SLLV). Deren Vorsitzender Herbert Möser: "Diese Forderung ist meines Erachtens völlig abwegig." Musische Fächer seien im Hinblick auf die erzieherische Aufgabe seiner Kollegen für Heranwachsende unerlässlich. Zu Reiters Blick auf die spätere berufliche Qualifikation heutiger Schüler kontert der 63 Jahre alte Mathe- und Physiklehrer: "Berufsbildlerisch in einer fünften Klasse tätig zu sein, sehe ich nicht als sinnvoll an." Er wundere sich, dass der St. Wendeler Schülerunionschef nicht auch noch fordere, "den Sportunterricht abzuschaffen", fügt Möser höhnisch hinzu.

Rückendeckung erhält er von der SLLV-Vizevorsitzenden Lisa Brausch. Die 50-Jährige, zuständig für den musischen Bereich an Grundschulen, sieht in den Fächern Musik und Kunst eine Möglichkeit, "Schüler aufzufangen, die in anderen Fächern schwächer sind". Hier könnten sie sich nach ihren Erfahrungen entfalten und dadurch ihr Selbstbewusstsein stärken. Brausch verteidigt: "Diese Fächer gehören auf jeden Fall zum Unterricht."St. Wendel. Musik und Kunst in der Schule - ja oder nein? Die Saarbrücker Zeitung will wissen, wie Sie darüber denken. Bis einschließlich diesen Sonntag haben wir dazu zwei Rufnummern geschaltet (Normaltarif). - Telefon: (06 81) 5 02 60 10: Ja, abschaffen, weil mit solchen Fächern Schüler nicht sinnvoll aufs spätere Berufsleben vorbereitet werden. - Telefon: (06 81) 5 02 60 20: Nein, Kinder dürfen nicht nur Wissen eingebläut bekommen, sondern sollen auch musisch erzogen werden.

Sie können aber auch via Internet abstimmen:

saarbruecker-zeitung.de

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