"Rattenscharf": Sieg dank brachialer Töne

St. Wendel. Die Bühne des Jugend-Band-Festivals ist in rotes Licht getaucht. Vor ihr tummeln sich ausgelassen tanzend einige Fans und jubeln Funktion LP - der Gewinnerband des letzten Jahres - zu, die für das Warm-Up verantwortlich ist. Im Hintergrund stehen die fünf Gruppen, die in diesem Jahr gegeneinander antreten werden

 Die Gewinner des Festivals, Worst Case Scenario, rockten die Bühne im Saalbau.Foto: Bonenberger & Klos

Die Gewinner des Festivals, Worst Case Scenario, rockten die Bühne im Saalbau.Foto: Bonenberger & Klos

St. Wendel. Die Bühne des Jugend-Band-Festivals ist in rotes Licht getaucht. Vor ihr tummeln sich ausgelassen tanzend einige Fans und jubeln Funktion LP - der Gewinnerband des letzten Jahres - zu, die für das Warm-Up verantwortlich ist. Im Hintergrund stehen die fünf Gruppen, die in diesem Jahr gegeneinander antreten werden. Einige von ihnen beobachten angespannt und sichtlich nervös, wie die Musiker von Funktion LP nun die Bühne für die Veranstalter räumen. Andere versuchen sich schon jetzt mit Schulterklopfen und gegenseitigem Zurufen in die richtige Stimmung zu versetzten. Dann stellt Organisator Alexander Zeyer die fünf Bands vor und bittet sie zu sich. Bermudadreieck, Effected, Monkeys on Fire, Worst Case Scenario und The Rookies kommen auf die Bühne. Und letztlich dürfen dann auch meine Jury-Kollegen Ralph Schäfer-Lösch (Fun Music School) und Daniel Isengard (Unser Ding) gemeinsam mit mir zu den Musikern, bevor die Show beginnt.

Jede Band spielt 45 Minuten

Den Anfang machen die fünf jungen Talente von Bermudadreieck. Anfangs noch etwas nervös, finden sie schnell ihren Rhythmus und begeistern den sich langsam füllenden Saalbau mit deutschem Punkrock. Ihre Songs sind allesamt selbst geschrieben. Wie jede Band haben sie 45 Minuten, um die Zuhörer und die Jury von sich zu überzeugen.

Nach ihrem Auftritt kommt dann die für uns als Jury schwerste Aufgabe: Wir müssen Originalität, Kreativität und Musikalität der Band bewerten und auch gleich ein passendes Statement bereithaben. Keine leichte Aufgabe, lobende und kritischen Worte zu finden, ohne falsche Hoffnungen zu wecken oder berechtigte zu zerstören. Aber es gelingt.

Nach einer kurzen Umbaupause sind dann Effected an der Reihe. Die vier Musiker aus St. Wendel präsentieren sich routiniert und erfahren. Ihre eigenen Songs und auch die Coversongs, die sie in ihrem ganz eigenen, rockigen Style interpretieren, überzeugen restlos.

Ihrem Auftritt folgt die Band Monkey on Fire. Die fünf Jungs spielen Post-Grunge und haben nicht nur Cover von Blink oder Liquido, sondern auch eigene Lieder in petto. Gekonnt verstehen sie es, das Publikum mitzureißen und die Stimmung im Saalbau anzuheizen.

Dann wird es laut und hart: Worst Case Scenario stürmt die Bühne und zeigt mit einer Mischung aus brachialen Shouts und melodischem Gesang, was sie unter Post Hardcore versteht. Diese Art von Musik dürfte bei noch keinem Jugend-Band-Festival gelaufen sein. Aber vielleicht ist auch gerade das der Grund, warum die fünf Musiker aus Otzenhausen ausschließlich Lob ernten.

Effected belegt Rang zwei

Zum Schluss präsentieren sich The Rookies, die ihren Stil recht kryptisch mit Manowar-Punk umschreiben. Sie liefern eine witzige Performance und gute Rockmusik ab, die beim Zuhören und -schauen einfach nur Spaß macht. Nach den Auftritten können auch die Gäste im Saalbau eine Band zu ihrem Favoriten wählen. Gemeinsam mit den Jurystimmen wird das Ergebnis dann von den Veranstaltern ermittelt und steht schnell fest.

Noch einmal kommt Spannung auf. Auf dem dritten Platz landet The Rookies. Zweiter wird Effected. Der erste Platz, der mit einer CD-Produktion verbunden ist, geht an Worst Case Scenario. Damit hatte nicht jeder gerechnet, und am wenigsten sie selbst. Natürlich freuen sie sich über ihren Sieg und finden ihn, so Frontmann Tobi, "rattenscharf".

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