Polizei im Saarland warnt Saar-Polizei warnt vor Trickbetrügern am Bank-Terminal

Saarbrücken · Als die 78-jährige Beate Sperr (Name von der Redaktion geändert) in die Bank geht, ist sie sich unsicher. Wie sie später erzählt, hatte sie vorher noch nie versucht, eine Überweisung an einem Terminal zu tätigen.

  Am Bank-Terminal kann man Opfer von Betrügern werden.

Am Bank-Terminal kann man Opfer von Betrügern werden.

Foto: Getty Images/istock/zoranm

Auch deshalb sucht sie sich für den ersten Versuch einen Sonntag aus. „Da wird kein Betrieb sein“, denkt sie sich. Sie stellt sich an ein Terminal, links von ihr steht ein Mann, rechts von ihr eine Frau. Bald kommt sie nicht weiter, kann bei der Überweisung laut eigener Aussage nichts in die nächste Zeile eingeben. „Ich war hilflos, habe mich wahrscheinlich auch umgeschaut und vielleicht mit mir selbst gesprochen“, erzählt sie. Der Mann neben ihr streckt plötzlich seine Hand aus und drückt eine Taste auf dem Display. Sperr denkt sich nichts dabei, vielleicht wollte er nur helfen. Aber sie bekommt die Karte nicht mehr heraus.

Die ist zu diesem Zeitpunkt schon weg. Vermutlich nur wenige Meter weiter bei dem Mann, der mit ihr am Automaten direkt nach dem Diebstahl 5000 Euro von Sperrs Konto abhebt. Die 78-Jährige ahnt nichts davon, geht am nächsten Tag zur Bank zurück, weil sie denkt, dass ihre Karte eingezogen wurde. Dort dann der Schock: Über 12 000 Euro wurden sonntags und montags von ihrem Konto abgehoben.

Die Masche, der Sperr zum Opfer gefallen ist, ist bei der Polizei als „Shoulder Surfing“ bekannt. Opfer sind laut Landespolizeipräsidium meist ältere Menschen, die sich beim Bedienen der Terminals in der Bank unsicher sind. Die Täter agieren hierbei meist zu zweit. Einer versucht dem Opfer über die Schulter zu schauen und die Pin auszuspähen, der zweite versucht das Opfer in ein Gespräch zu verwickeln oder drückt unbemerkt die Abbruchtaste am Terminal. Danach wird die Karte in einem günstigen Moment entwendet.

Wie effektiv die Masche ist, zeigt die Statistik: 29 EC-Karten wurden zwischen Februar und November im Saarland auf diese Weise gestohlen. Pro Monat also fast drei Fälle, in denen die Opfer schnell bis zu mehrere Tausend Euro verlieren. Laut Polizei handelt es sich bei den Tätern offenbar um eine ausländische Gruppe, die in unterschiedlichen Besetzungen arbeite. Die Ermittlungen laufen.

Die Polizei weist auf besondere Vorsichtsmaßnahmen hin, die bei Transaktionen an Geld- oder Überweisungsautomaten befolgt werden sollten. Bei der Eingabe von Passwörtern sollte das Tastaturfeld mit Hand oder Gegenstand abgedeckt sein. Auch sollte man auf einen ausreichenden Sicherheitsabstand zu anderen Personen achten.

Bei Kartenverlust oder Verdacht auf Kartenmissbrauch können Opfer ihre Karte unter dem bundesweiten Sperrnotruf (116 116) oder bei der Bank sperren lassen. Die Polizei rät zudem, das Limit für das Abheben von Bargeld auf dem Konto zu überprüfen. „Je höher das Limit, desto höher der Schaden bei kriminellen Übergriffen.“ Opfer sollten sich unverzüglich an die Polizei wenden. Für weitere Beratungen können sich Opfer auch jederzeit an die Verbraucherzentrale des Saarlandes wenden.

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