Opa Enkler kämpft für die Camper

Homburg. "Natur pur" bietet die idyllische Anlage am Homburger Königsbruch. Rudi Enkler (79) hat "mit eigenen Händen" aus einer früheren Sandgrube den Campingplatz mit bester Infrastruktur geschaffen. Seit 1963 ist die moderne Anlage mit einer Gesamtfläche von etwa 220 000 Quadratmetern in Betrieb

Homburg. "Natur pur" bietet die idyllische Anlage am Homburger Königsbruch. Rudi Enkler (79) hat "mit eigenen Händen" aus einer früheren Sandgrube den Campingplatz mit bester Infrastruktur geschaffen. Seit 1963 ist die moderne Anlage mit einer Gesamtfläche von etwa 220 000 Quadratmetern in Betrieb. Drei aus Quellwasser gespeiste Seen (Wasserfläche: rund 100 000 Quadratmetern) machen den Platz zum Geheimtipp für Dauercamper. An 420 Stammgäste, die meist aus dem Umkreis von 30 Kilometern, aber auch aus Unna oder den Niederlanden kommen, hat Enkler Parzellen verpachtet - viele mit direktem See-Zugang. Die Jahrespacht liegt zwischen 600 und 1000 Euro. Die Camper wiederum haben sich ihr Freizeitparadies geschaffen: Die Wohnwagen umbaut, Terrassen und Gärten angelegt. In den Ferien sind hier 1400 Menschen, davon 180 Kinder, erzählt der Platzchef, den der Campernachwuchs "Opa Enkler" ruft. Jetzt ziehen aber düstere Wolken über der Anlage an der saarländisch/rheinland-pfälzischen Grenze auf. Enkler hat Post aus dem Homburger Rathaus bekommen. Die Stadtverwaltung will von ihm konkret wissen, wer Dauercamper ist und welche Platzmiete zahlt. Grund dafür: Homburg fordert seit Januar Steuern für jeden Zweitwohnsitz. Auch die Dauercamper sollen zahlen - zehn Prozent von der Jahresmiete. Der Platzbesitzer soll die entsprechenden Angaben machen, damit die Stadt an die Steuer kommt. Seit Monaten korrespondiert Enklers Anwalt, Justizrat Hans-Jürgen Gebhardt, mit der Kreisstadt. Er sieht keinen Auskunftsanspruch. Heute läuft eine von der Stadt gesetzte Frist ab. Enkler liefert keine Daten. Mit Schreiben vom 27. Juli 2010 hat das Rathaus ihm für diesen Fall ein Bußgeld von bis zu 10 000 Euro angedroht, zudem ein Verwaltungsverfahren zur zwangsweisen Durchsetzung der geforderten Erklärung. Sogar ein Verfahren zur Untersagung eines Gewerbes wird in Aussicht gestellt, da "insbesondere beharrliches steuerliches Fehlverhalten zur Annahme gewerberechtlicher Unzuverlässigkeit" führe. Diese Drohung hat Anwalt Gebhard "besonders amüsiert".Opa Enkler will für seine Camper kämpfen, deren Lebensgewohnheiten nicht im Auftrag des Rathauses überwachen. Notfalls sollen Gerichte entscheiden. Er denkt schon an eine Camper-Demonstration vor dem Rathaus. "Die Leute lassen das ganze Jahr ihr Geld in Homburg. Dafür sollen sie noch bestraft werden." In Kirkel und an anderen Campingstandorten lache man über solche Abzock-Versuche. Zudem sei sein Platz über Winter geschlossen, die Versorgungsleitungen dann unterbrochen. Die Stadt hat zwischenzeitlich aus eigenen Daten festgestellt, dass 26 Leute mit erstem Wohnsitz auf dem Campingplatz gemeldet sind. Ein Zweitwohnsitz ist gemeldet. Von Opa Enkler erfährt das Rathaus aber nicht, wer sonst noch am Königsbruch campt. Meinung

Seltsame Methoden

Von SZ-Redakteur Michael Jungmann Die Finanznot macht Kommunen erfinderisch. Die Idee der Zweitwohnsitzsteuer für Dauercamper kann als Beleg dafür angesehen werden. Im akuten Fall droht den Homburgern sogar, die brav den Hauptwohnsitz in der Stadt gemeldet haben, aber noch ein Platz am Königsbruch-See gepachtet haben, die Zweitsteuer. Um diese kassieren zu können, greift das ratlose Rathaus zu seltsamen Methoden. Dem Campingplatzbetreiber wird dreist mit Zwangsmaßnahmen, gar mit Gewerbeverbot gedroht, wenn er seine Kundschaft nicht verrät. Da hat die angeblich bürgerfreundliche Verwaltung weit über das Ziel hinaus geschossen. HintergrundMit der umstrittenen Zweitwohnungssteuer wollen Saarbrücken und Homburg erreichen, dass mehr Bewohner ihren Hauptwohnsitz in der Stadt anmelden. Nur für diese erhält die Kommune Zuweisungen aus der Landeskasse. Die Landeshauptstadt (derzeit 177 900 Einwohner) erreichte bisher 575 Ummeldungen, Homburg (42 359 Einwohner) rechnet mit rund 300. In Saarbrücken werden aber bisher Dauercamper nicht zur Zweitwohnsitzsteuer veranlagt. mju

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort