Wie Kinder und Jugendliche richtig lesen und schreiben lernen

Neunkirchen. "Lesen und Schreiben lernt man, indem man liest und schreibt." Klingt nach Binsenwahrheit, steht aber methodisch außer Frage. "Ein Schwimmer trainiert ja auch im Becken, ein Läufer auf der Aschenbahn", argumentiert Jürgen Groß

Neunkirchen. "Lesen und Schreiben lernt man, indem man liest und schreibt." Klingt nach Binsenwahrheit, steht aber methodisch außer Frage. "Ein Schwimmer trainiert ja auch im Becken, ein Läufer auf der Aschenbahn", argumentiert Jürgen Groß. Er leitet das Neunkircher Lehrinstitut für Orthographie und Schreibtechnik (LOS) in der Bahnhofstraße, das jetzt sein 25-jähriges Bestehen feierte. Groß selbst ist seit 1985 im Boot. Direkt im Anschluss an seine Referendarzeit heuerte er bei dem renommierten Lehrinstitut an, das nicht mit herkömmlichen Nachhilfeanbietern verwechselt werden sollte. Unter Einbeziehung neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse widmen sich heute über 200 LOS in Deutschland, Luxemburg und Österreich der pädagogischen Diagnose und Therapie der Lese-/Rechtschreibschwäche. Betroffen sind schätzungsweise ein Viertel aller deutschen Kinder und Jugendlichen - aus allen sozialen Schichten, Schulform übergreifend, wie Jürgen Groß betont. Die Probleme reichen von vergleichsweise harmlosen, aber andauernden Schwierigkeiten mit Grammatik oder Textverständnis bis hin zu massiven Störungen beim Schriftsprache-Erwerb. Da kaum ein Fach ohne Lesen und Schreiben zu bewältigen ist, bleiben die Mädchen und (weitaus häufiger betroffenen) Jungen nicht nur im Fach Deutsch weit hinter ihren Möglichkeiten zurück. Zu der schulischen gesellt sich die seelische Belastung. Es hagelt Kritik von Eltern und Lehrern, Erfolgserlebnisse bleiben aus, das Selbstbewusstsein schwindet. Irgendwann trauen sich die Betroffenen gar nichts mehr zu: "Ich kann das nicht, das gibt ja beim nächsten Diktat doch alles wieder rot", bekommt Groß oft zu hören. Dauerhaft aus diesem Teufelskreis hilft nur eine gezielte Förderung. Im LOS wird zunächst die Lese- und Rechtschreibeleistung des Schülers mittels standardisierter Testverfahren ermittelt. Anhand der Ergebnisse kann ein individueller Förderplan erstellt werden. "Es ist ein pädagogisches Problem und nicht etwa mit Ergotherapie oder ähnlichem in den Griff zu bekommen." Den Test kann man übrigens auch im Internet online absolvieren: www.deutschprobe.de.Zurzeit betreut das Team um Jürgen Groß 40 Kinder und Jugendliche vom Schulanfänger bis zum Achtklässler. "In der Regel benötigen sie ein bis drei Jahre, um fit in Deutsch zu werden." nig

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort