Die Rocky Horror Show steigt in der Gebläsehalle Trash, Sex und der pure Rock‘n‘Roll

Neunkirchen · The Rocky Horror Show wirft ihre Schatten voraus. Premiere des Kult-Musicals ist am 23. Mai in der Neunkircher Gebläsehalle.

 Die Musicalstars der Rocky Horror Show stellten sich bei einer Pressekonferenz in der Neunkircher Gebläsehalle vor.

Die Musicalstars der Rocky Horror Show stellten sich bei einer Pressekonferenz in der Neunkircher Gebläsehalle vor.

Foto: Jörg Jacobi

Halbnackte Männer in Liebestötern, Frauen in aufreizenden Phantasie-Uniformen, geschlechtslose Wesen in Leder und Glitter . . . keine Frage, die Rocky Horror Show ist im Anmarsch. Die erste Vorhut kaperte am Freitag die Gebläsehalle: Für eine mehrstündige Fotosession warfen sich die Hauptdarsteller in Schale und posierten hoch motiviert in historischer Industriekultur-Kulisse.

Man wagt es ja eigentlich kaum zu schreiben: Aber bisher machte der schrägste wie auch erfolgreichste Trip der Musical-Geschichte einen Bogen um Neunkirchen, Musicalstadt hin oder her. Doch das wird sich im Sommer schlagartig ändern. Ab 23. Mai gesellen sich zu den 20 Millionen Menschen, die Richard O´Briens „Rocky Horror Show“ seit der Uraufführung 1973 in London genossen haben, einige tausend weitere aus der Kreisstadt und der ganzen Region.

Mit dem Berliner Thilo Reinhardt nimmt sich ein renommierter Regisseur dieser TreTempi-Produktion an. Einer, der „ganz neu drauf kuckt“, sagte Produzent Michael Rennig – einfach, weil es auch sein erstes Mal ist. „Ich habe eine frühe Beziehung zur Rocky Horror Show“, erzählte Reinhardt. In den 80er Jahren sah er den trashigen Film in Heidelberg, im Kino gegenüber dem Frauenknast „Fauler Pelz“. „Damals waren wir ganz von den Socken“, neue Welten taten sich urplötzlich auf. Heute erinnert ihn die Hauptfigur ein wenig an Don Giovanni, „den Super-Playboy, Aufreißer, Flachleger, dem keiner entkommt“. Aber jenseits von Erotik und Sex habe das Ganze auch eine philosophische Ebene: Da ist einer, der sich über alle Tabus hinweg setzt und sich selbst von den Fesseln befreit, die ihn am Alltag festhalten. „Das ist provokativ für uns alle“, fragt man sich doch automatisch: „Was ist aus dem jungen Menschen geworden, der ich war. Habe ich das erreicht, was ich wollte, oder verzichten gelernt, wie es die Gesellschaft verlangt“, philosophierte Reinhardt aus dem Stehgreif. Es dürfte also spannend werden, ob und wie er dem bekannten Stoff ein paar neue Facetten abringt. Für die insgesamt 15 Vorstellungen steht einerseits ein vor Ort bewährtes Team zur Verfügung, informierte Oberbürgermeister Jürgen Fried bei der Pressekonferenz. So liegt die musikalische Leitung in Händen von Francesco Cottone. Für die Choreographie zeichnet sich Ellen Kärcher verantwortlich, die außerdem in die Rolle der Columbia schlüpft. Mit dabei auch ein weiteres Urgestein der Neunkircher Musicallandschaft: Rockröhre Rouven Wildegger-Bitz, der seine voluminöse Stimme dem Eddie leiht. Doch näher als Edda Petri hat es niemand. Für die Integrationsbeauftragte ist es vom Kutscherhaus nur ein Katzensprung zur Gebläsehalle, wo sie die Magenta spielt.

Was die Hauptrollen anbelangt, konnte man „die Besten, die zu kriegen sind“, casten, freute sich Fried. Allen voran Andreas Wolfram als Frank`n Furter – diese „nicht greifbare, ständig um sich greifende Figur“, wie der mit pinkfarbener Lack-Korsage, Phantasiefrisur und High-Heels ausstaffierte Mime sein Alter Ego beschrieb. Von Vorschusslorbeeren wollte Wolfram allerdings nicht viel wissen: „Der Star ist das Stück“, wehrte er lächelnd ab. Ihm zur Seite stehen Anna Hofbauer als Janet und Jan Schuba als Brad. Wobei die Ex-Bachelorette, die derzeit noch als Päpstin in Neunkirchen zu erleben ist, einen erstaunlichen Imagewechsel von sittlich-fromm zu deutlich aufgeknöpfter vollzieht.

Für eine wirklich gelungene, zünftige Rocky Horror Show bedarf es aber letztlich auch eines mitmachfreudigen Publikums. Weshalb Edda Petri die Zuschauer vorab ermunterte, tüchtig zu interagieren. Zum Einsatz kommen traditionell Reis und Konfetti, Wasserpistolen und Toilettenpapier, um nur die wichtigsten Utensilien zu nennen.

Ob man sich denn schon Gedanken über ein Reinigungskonzept gemacht habe, witzelte Oberbürgermeister Fried in Richtung der Vertreter der gastgebenden Kulturgesellschaft im Allgemeinen und Thomas Hoheisel als dem technischen Leiter der Gebläsehalle im Besonderen. „Ganz viele“, lautete dessen trockene und überaus nüchterne Antwort.

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