Unsere Angst auf dem Nachhauseweg Für ein gutes Gefühl in der Dunkelheit

Neunkirchen · Polizei und Weisser Ring Neunkirchen geben Tipps für den sicheren Weg nach Hause oder zur Arbeit.

 Nicht nur Frauen fühlen sich in der Dunkelheit unwohl, wenn sie allein draußen unterwegs sind. Foto: Jörg Jacobi

Nicht nur Frauen fühlen sich in der Dunkelheit unwohl, wenn sie allein draußen unterwegs sind. Foto: Jörg Jacobi

Foto: Jörg Jacobi

Es ist derselbe Weg, dieselbe Uhrzeit. Und doch ist seit ein paar Tagen alles anders, wenn Sandra S. morgens mit ihrem Hund Gassi geht. Es ist noch dunkel, und Sandra hat ein ungutes Gefühl. „Wenn es im Gebüsch knackt, zucke ich zusammen“, sagt die Neunkircherin. Mit ihren Ängsten ist Sandra S. nicht allein. Laut einer Studie des Weissen Rings aus dem Jahr 2017 haben 23 Prozent der Teilnehmer oft und 20 Prozent sogar „sehr oft“ Angst, bei einem nächtlichen Aufenthalt im Freien Opfer einer Straftat zu werden. Die Folge: Die Menschen gehen in der dunkleren Jahreszeit weniger häufig aus oder meiden bestimmte Straßen und Plätze.

Grundsätzlich sei es vernünftig, auf dem Weg nach Hause oder zur Arbeit gut frequentierte und ausgeleuchtete Straßen und Wege zu nutzen, findet Kriminalhauptkommissarin Anja Leinenbach. Die kommissarische Leiterin des Kriminaldienstes Neunkirchen weiß aber auch: Im vergangenen Jahr wurden im Einsatzgebiet der PI Neunkirchen (also auch Ottweiler und Spiesen-Elversberg) insgesamt rund 100 Taten auf öffentlichen Wegen, Straßen und Plätzen angezeigt. Im Vergleich zu Saarbrücken eine recht geringe Zahl. Über 50 Prozent dieser Straßenkriminalität – von Körperverletzung bis zur Handyerpressung – davon in den Sommermonaten. „Es gab demnach im Herbst und Winter keine erhöhten Fallzahlen“, berichtet Leinenbach. Die erfahrene Kriminalbeamtin betont außerdem, dass es sich bei den meisten Fällen um Auseinandersetzungen von Menschen handelte, die sich kennen.

Fakten aus der Kriminalitätsstatistik, die also keinen Anlass geben, in der dunkleren Jahreszeit ängstlicher als sonst zu sein. Nichtsdestotrotz können gewisse Verhaltensmuster sowohl das eigene Sicherheitsgefühl stärken als auch das Risiko minimieren, Opfer einer Straftat zu werden. „Wichtig ist, dass man mit Selbstsicherheit an die Dinge rangeht“, gibt Jürgen Felix Zeck vom Weissen Ring Neunkirchen einen grundsätzlichen Rat. Aufrecht gehen beispielsweise und nicht vorauseilend in eine Opferrolle schlüpfen. „Souverän auftreten, aber nicht herausfordernd“, hält auch Anja Leinenbach in den meisten Fällen für förderlich. Wenn möglich, nach Veranstaltungen nicht allein, sondern mindestens zu zweit nach Hause gehen, um die Hemmschwelle für einen Angreifer zu erhöhen.

Kleine Hilfsmittel sind natürlich auch ein probates Mittel, sich sicherer zu fühlen. Eine Taschenlampe etwa, mit der man dunkle Stellen ausleuchten kann. Oder ein Taschenalarm, mit dessen schrillem Ton ein Angreifer abgeschreckt werden kann. Weitaus moderner sind die digitalen Begleiter via Smartphone. Für ein gutes Gefühl unterwegs können Begleit-Apps wie die „Waygard-App“ sorgen. Mit einem Versicherungskonzern hat die Polizei Köln eine Software entwickelt, die es Bürgerinnen und Bürgern bundesweit ermöglicht, sich mithilfe einer Geo-Lokalisierung virtuell auf dem Nachhauseweg begleiten zu lassen und in Gefahrensituationen einen Notruf auszulösen. Im Saarland habe man noch wenig Erfahrung mit solchen Begleit-Apps, sagt Anja Leinenbach. Aber auch ohne spezielle App könne ein griffbereites Handy oder die Unterhaltung während des Wegs mit einem vertrauten Menschen dafür sorgen, mit einem besseren Gefühl nach Hause zu gehen. Die altmodische Variante: Vor dem Start zu Hause Bescheid geben, dass man sich auf den Weg gemacht hat. Von dem Einsatz von Pfefferspray raten übrigens sowohl Zeck als auch Leinenbach ab. „Das Thema ist heikel“, meinen beide. Der „Schuss“ könne auch nach hinten gehen, wenn man sich in einer Stresssituation selbst damit verletze.

Wenn es tatsächlich zu einer bedrohlichen Situation kommen sollte, sollte man auf jeden Fall frühzeitig die Polizei mit ins Boot nehmen, rät die Neunkircher Kriminalbeamtin. Sicher ist sicher.

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