100-Jährige verleiht Stimmungen Farbe

Ottweiler · Bis 31. August zeigt die Marienhausklinik Ottweiler in Zusammenarbeit mit der Städtischen Galerie Neunkirchen 30 Werke der Künstlerin Ruth Engelmann-Nünninghoff. In ihrem hohen Alter malt sie immer noch gerne.

Gut möglich, dass Ruth Engelmann-Nünninghoff heute wieder zum Spachtel greift. Das tue sie noch regelmäßig, verriet die 100-Jährige gut gelaunt bei der Eröffnung ihrer aktuellen Ausstellung in der Marienhausklinik. "Ich stehe nicht früh auf und will malen", erklärte sie. Vielmehr ist es immer eine ganz besondere Stimmung, ein augenblickliches Gefühl, ein "Moment", der sie an die Leinwand treten lässt, um ihm mit Acrylfarbe Ausdruck zu verleihen. "Ich bin selbst überrascht, was dabei herauskommt." Die Wirklichkeit abzubilden, besitze für sie dagegen keinen Reiz: "Für das hat man ja einen Fotoapparat."

Bereits dreimal zu Gast

Fotografiert wurde natürlich bei dieser kleinen Feier, welche die Anwesenheit Ruth Engelmann-Nünninghoff adelte. "Wir sind glücklich und stolz, dass wir diese Arbeiten einer beeindruckenden Künstlerin und außergewöhnlichen Frau bei uns zeigen können", freute sich Ulf Sauerbaum. Den Initiator dieser und aller anderen Ausstellungen in der Marienhausklinik verbindet schon länger eine Freundschaft mit der Künstlerin, die schon dreimal mit ihren Werken hier zu Gast war.

30 Bilder hatte Sauerbaum ausgewählt sowohl aus dem bekannten Spätwerk als auch aus den 80er und 90er Jahren - Leihgaben der Städtischen Galerie Neunkirchen, die der Künstlerin zu Beginn des Jahres eines große Retroperspektive gewidmet hatte. Kunsthistorikerin Nicole Nix-Hauck, Leiterin der Galerie, ließ in ihrer Laudatio den Werdegang der Malerin Revue passieren.

Inspiration in Spanien

Auch wenn man heute Ruth Engelmann-Nünninghoff vor allem mit abstrakter Kunst verbindet, gefunden hat sie dazu erst Anfang der 90er Jahre während einer Spanienreise. "Licht und Schatten ihrer bis dahin naturalistischen Darstellungen wurden immer mehr zu eigenständigen Flächen im Bildgefüge", so Nicole Nix-Hauck. "Als selbstständige Formen bestimmen sie heute das Format . . . ästhetisch, filigran, formvollendet."

Dass ein Krankenhaus ein guter Ort für eine solche Ausstellung ist, waren sich alle einig. "Es ist eine tolle Sache, dass die Menschen, die hier als Patienten sind, solche Kunsterlebnisse jenseits des Klinikalltags haben können", so Nicole Nix-Hauck. "Mit Sicherheit wird es rege Diskussionen über diese abstrakten Arbeiten geben", weiß Ulf Sauerbaum aus Erfahrung. "Aber positive."

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