Musical mit aktuellem Bezug

Neunkirchen · Die Tanzwerkstatt Susanne Sprung führte das Musical „Les Misérables“ in der Neunkircher Gebläsehalle auf. Rund 25 Jugendliche brachten mit Tanz und Gesang das Stück aus dem historischen Frankreich auf die Bühne.

 Jean Valjean (Joshua Prick, l.) fühlt sich durch die Liebe zwischen Cosette (Nina Matheis) und Marius (Henning Seibert) bedroht. foto: Anika Meyer

Jean Valjean (Joshua Prick, l.) fühlt sich durch die Liebe zwischen Cosette (Nina Matheis) und Marius (Henning Seibert) bedroht. foto: Anika Meyer

. Die Ärmsten haben es am schwersten in "Les Misérables" und wer allzu viel Mitgefühl zeigt, läuft Gefahr, anderen unbequem zu werden: "Sie sind ein steinreicher Fabrikant und doch kümmern Sie sich vor allem um die Armen in der Stadt! Meine Hochachtung", sagt Inspektor Javert (Niklas Wagmann) zu Bürgermeister Madeleine (Joshua Prick) und es schwingt ein gefährlicher Sarkasmus mit. Der Bürgermeister ist manch einem suspekt, vor allem, als er sich der armen Fantine (Bianca Basler) annimmt. Der Unverheirateten mit dem Kind. Es ist kein Geheimnis, dass sie bei Gastwirt Thénardier (Sten Leipnitz) eine Tochter versteckt und die Fabrikarbeiterinnen verspotten sie auf das Übelste.

Noch hatte man die Worte im Ohr, die Susanne Sprung zu Beginn der Musicalpremiere ihrer Tanzwerkstatt am Samstag an das Publikum in der Gebläsehalle gerichtet hatte: dass es in Zeiten wie diesen kaum ein passenderes Stück gebe. "Menschen erheben sich, wollen in einem Land, in dem Menschen unterdrückt und umgebracht werden, nicht mehr bleiben." So erlebte man die bekannte, auf dem Roman von Victor Hugo basierende Geschichte neu, wurde sich bewusst, dass es sich bei dem, was sich auf der Bühne abspielte, keineswegs um historische Probleme der französischen Gesellschaft unter Napoleon und Bürgerkönig Louis Philippe handelte. Ein beklemmender Moment, als bei den Huren Fantines "Preis" abgewogen wird. Ist sie 30 Sous wert? Ist sie fünf Sous wert? Ebenso, als bei den Barrikadenkämpfen viele ihr Leben lassen oder als davor ein Delikt der Not - der Diebstahl eines Brots - den Bürgermeister zu Fall bringt. Der heißt nämlich eigentlich Jean Valjean und war einst bettelarm. Zu seinem Unglück erkennt ihn Javert. Als Valjean der sterbenden Fantine die Hand hält, als er deren Tochter Cosette (Charlotte Groß) von Madame Thénardier (Madeleine Schillo) freikauft und als Ziehtochter aufnimmt - Javert ist ihm stets auf den Fersen. Zusätzlich in seinem kleinen Glück bedroht fühlt er sich, als die erwachsene Cosette (Nina Matheis) sich in Marius (Henning Seibert) verliebt.

Nach Konflikten zwischen Valjean, Javert und Marius siegen jedoch Menschlichkeit, Verständnis und Liebe. Leinwandprojektionen unterstrichen das Geschehen, das die rund 25 Jugendlichen engagiert auf die Bühne brachten, begleitet vom mit Profis und Halbprofis besetzten Orchester der Viva-Workshops. Und dass die Gruppe in der Gebläsehalle nur wenige Tage zum Proben gehabt hatte, das war gar nicht mehr zu spüren: "Wir standen unter großem Druck und es gab viel Aufregung, aber jetzt sind wir zufrieden", so Sprung. Sie führte Regie und hatte das Stück umgeschrieben. Im Team waren auch Elmar Ottenthal, Helmut Sutter, Simon Triem und andere der Szene. Jean Valjean (Joshua Prick, l.) fühlt sich durch die Liebe zwischen Cosette (Nina Matheis) und Marius (Henning Seibert) bedroht. foto: Anika Meyer

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