Ruhig mal ein Experiment im Weinglas wagen
Neunkirchen · In der Gebläsehalle waren zwölf Winzer, acht davon von der Saar, mit einer erlesenen Weinauswahl zur Präsentation und Verkostung angetreten. Die Gäste waren angetan von Auswahl und Qualität der edlen Tropfen.
"2007, Kabinett feinherb", sagt Jochen Siemens vom gleichnamigen Weingut und schenkt ein. "Vorne mit Süße, im Abgang sensorisch fast trocken." Seine Verkoster sind beeindruckt: "Genial! Und was dazu?" Ruhig etwas Schärferes, rät Siemens. "Blauschimmelkäse." Bei zwölf Winzern konnte am Montag in der Gebläsehalle Neunkirchen derart gefachsimpelt werden. Und das bereits zum zweiten Mal. Letztes Jahr hatte die erste Riesling-Präsentation stattgefunden, auf Initiative von Christian Ebert vom Weingut Schloss Saarstein und Carlo Weidner, Weinexperte der Firma C&C am Boxberg. "Wir arbeiten schon lange zusammen", erklärte Weidner. Als Ebert und seine Kollegen vom Verband deutscher Prädikatsweingüter (VDP) auf ihn zukamen und eine Präsentation, wie sie in vielen Städten bereits etabliert ist, auch im Saarland veranstalten wollten, hat er für Neunkirchen plädiert. "Wir haben den Wein hier in den letzten Jahren stark nach vorne gebracht, unter anderem mit der Weinlounge." Das passe also. An der Organisation war auch Fred Leibenguth, Hauptamtsleiter der Stadt, beteiligt. Der Beigeordnete Sören Meng übernahm die Eröffnung.
"Wir haben den saarländischen Markt lange ein wenig vernachlässigt", sagt Christian Ebert. Dabei wüssten die Winzer selbst nicht so recht, warum. "Es gibt hier viele Weinliebhaber und die Entfernungen sind kurz. Kunden können sich mal eben ins Auto setzen und zum Weingut fahren." Eber schenkte unter anderem sein neuestes "Experiment" ein: den "Aux vom Berg", gewonnen aus der an der Saar unüblichen, früh reifenden Rebe Auxerrois.
Weil die Neunkircher Wein-Präsentation verstärkt regional ausgerichtet sein sollte, waren acht Winzer von der Saar vertreten, aber auch vier überregionale - wohlgemerkt Vertreter der deutschen Spitzenklasse. Und nicht nur Riesling , sondern auch andere Weine, auch Rotweine, fanden sich. Einer der Gastwinzer war Volker Knipser, dessen edle Tropfen in keinem deutschen Spitzenlokal fehlen dürfen. "Trotzdem trinkt keiner mehr von unserem Wein, als wir", scherzte er. Kalksteinböden sorgten für die charakteristische Mischung aus Kraft und Eleganz. Auch bei Wirsching, Künstler, Piedmont, Adeneuer, Wagner, Peter Lauer, Von Hövel und Nik Weis konnten die Besucher ihre Gläser füllen lassen. Dorothea Sihler-Jauch vom Weingut Othegraven zeigte anhand mitgebrachter Gesteinsstücke, was den mineralischen Saar-Wein ausmacht: Schieferböden. "Dass das Gestein mal rötlich, mal grau ist, liegt an der unterschiedlichen Konzentration an Eisenoxid." Auch sie hat sich in die Materie erst einarbeiten müssen, ebenso wie ihr Mann: der Fernseh-Moderator und Journalist Günther Jauch . 2010 haben beide Gut Othegraven von einer Verwandten erstanden und damit dazu beigetragen, dem Mosel-Saar-Ruwer-Riesling ein Stück der Aufmerksamkeit zurückzugeben, die er vor den Weltkriegen genoss. Bei zwölf Winzern, hier Dorothea Sihler-Jauch vom Weingut Othegraven (l.), kosteten die Besucher edlen Riesling . Foto: Anika Meyer