„Kreativ gegen knappe Kassen“

Kreis Neunkirchen · Am Sonntag, 8. November, wählen die Bürger im Kreis Neunkirchen einen neuen Landrat. Drei Kandidaten stehen zur Wahl: Tobias Hans (CDU), Sören Meng (SPD) und Tina Schöpfer (Die Grünen). Die SZ befragte das Trio in Einzelgesprächen zu Themen, die für die Menschen im Kreis interessant sind. In alphabetischer Reihenfolge veröffentlichen wir die zusammenfassenden Berichte. Heute: Tina Schöpfer aus Kohlhof.

 Tina Schöpfer führte in der SZ-Redaktion aus , was sie als Landrätin in Angriff nehmen will. Foto: Willi Hiegel

Tina Schöpfer führte in der SZ-Redaktion aus , was sie als Landrätin in Angriff nehmen will. Foto: Willi Hiegel

Foto: Willi Hiegel

Auf eine Zählkandidatin will sie sich nicht reduzieren lassen. "Ich kann Verwaltung", sagt Tina Schöpfer selbstbewusst, "traditionell teilen sich CDU und SPD die Landratsämter . Wer etwas anderes will, soll durch mich ein Angebot bekommen." Die 39-Jährige geht in die Landratswahl am 8. November als Kandidatin der Grünen. Sie wolle gerne kreativ den Landkreis gestalten, anpacken, etwas umsetzen. "Wir dürfen nicht immer schauen, was nicht geht, sondern was geht - auch mit wenig Geld." Dass die Urwahl ebenfalls Kosten schafft bei niedriger Wahlbeteiligung, irritiert sie nicht. Sie sei ein Element direkter Demokratie und deshalb wichtig.

Die stellvertretende Referatsleiterin für grenzüberschreitende Zusammenarbeit im saarländischen Finanz- und Europaministerium wohnt mit ihrem Mann auf dem Kohlhof. Die Arbeit in Saarbrücken mache ihr Spaß, aber der Job als Landrätin biete mehr Gestaltungsspielraum. Bei leeren Kassen und ewigem Streit um die Kreisumlage gibt es Spielraum? Die Grünen-Kandidatin spricht davon, im Fall ihrer Wahl verwaltungsintern eine Stelle zu schaffen, die sich mit der Akquise von Fördergeld beschäftigt. Durch Kreativität lasse sich auch mit knapper Kasse etwas erreichen. Den Ärger der Kommunen über die Kreisumlage könne sie verstehen, aber sie erinnert daran, das Land habe den Kreisen Einnahmen aus der Grunderwerbsteuer weggenommen. So würden Kreis und Kommunen gegeneinander ausgespielt. Als Landrätin würde sie dafür kämpfen, neue Steuerquellen zu erschließen, etwa eine Beteiligung an der Umsatzsteuer.

Die Kandidatin spricht von einem "Wir-Gefühl", das den Kreis auszeichne: "Die Leute sagen, das ist ein schöner und ein lebenswerter Kreis . Das muss man aber auch bewusst machen." Die Stärke der Region, das seien die Menschen, wie sich gerade beim Thema Flüchtlinge erweise. Auf der anderen Seite werde noch zu wenig aus dem gemacht, was die sieben Kommunen des Landkreises Neunkirchen bieten. Kleineren und mittleren Unternehmen würde Schöpfer gerne unter die Arme greifen, zum Beispiel "Coworking Spaces", also gemeinsame Büros für kleine und junge Unternehmen, schaffen. Einen Innovationspreis wolle sie als Landrätin schaffen, die Landwirtschaft und den Vertrieb regionaler Produkte stärken.

Bissig "kann" die Grünen-Politikerin auch. Was sie als Landrätin von der Vorgängerin Cornelia Hoffmann-Bethscheider unterscheiden würde? "Vor allem - ich würde zehn Jahre im Amt bleiben." Sie wolle die Menschen mitnehmen, die Verwaltung transparenter machen, etwa indem Sitzungsniederschriften für jeden im Netz nachzulesen seien. Eine Bürgersprechstunde vor Ort wäre ihr auch wichtig. Den Unterschied zu ihren beiden Mitbewerbern Sören Meng (SPD ) und Tobias Hans (CDU ) mache ihre etwas buntere berufliche Erfahrung aus. Sie habe als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Uni gearbeitet und im Saarbrücker Stadtrat als Grünen-Fraktionsgeschäftsführerin fungiert.

Die Rolle einer Landrätin definiert die Grünen-Kandidatin über ein "gutes Miteinander", oder auf saarländisch dem "Mitenanner schwätze". Im Falle einer Wahl würde sie sofort das Gespräch mit den Verwaltungschefs suchen. Schöpfer: "Ich möchte wissen, was sind deren Probleme?"

10 000 Flyer sind gedruckt. Tina Schöpfer will sie selbst verteilen. Ihr Tag geht deshalb derzeit von morgens 6 Uhr bis spät in die Nacht. Die Arbeit klemmt zwischen den Wahlkampfstunden wie zwischen Sandwich-Hälften. Wie hält das die Beziehung aus? "Mein Mann und ich sind das Kreativteam. Er kommt mit auf die Veranstaltungen an den Wochenenden." Ihr Vater mache Fotos im Kreis , die sie verwende: "Es ist super, wenn man so eine Unterstützung erfährt."

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