Gegen das Vergessen ankämpfen

Neunkirchen · Auch die ehemalige Hüttenstadt Neunkirchen war in ihrer Geschichte von Antisemitismus, Fremdarbeit und Nazi-Terror betroffen. Ein Paket aus Ausstellung und Stadtrundfahrt soll im September besonders junge Leute über dieses trübe Kapitel der deutschen Geschichte aufklären und gegenüber rechtsradikalen Tendenzen in Gesellschaft und Jugendkultur sensibilisieren.

 Auf dem Synagogenplatz endet die Stadtrundfahrt. Dort brannten Nazis 1938 die Neunkircher Synagoge nieder. Foto: SZ/see

Auf dem Synagogenplatz endet die Stadtrundfahrt. Dort brannten Nazis 1938 die Neunkircher Synagoge nieder. Foto: SZ/see

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"Hass ist ihre Attitüde" - unter diesem Titel startet am Mittwoch, 17. September, eine Ausstellung des Adolf-Bender-Zentrums in der Neunkircher Rathausgalerie. Das Neunkircher "Forum für Freiheit, Demokratie und Anti-Faschismus" hatte angeregt, dass die Wanderausstellung doch auch mal am Oberen Markt Station machen könnte.

Georg Jung vom Forum hat bei einem Redaktionsbesuch erklärt, worum es bei der Ausstellung auf 25 Tafeln geht. "Es wird gezeigt, wie junge Menschen gezielt zu nationalsozialistischem Gedankengut verführt werden." Das könne zum Beispiel über Musik, T-Shirts, Symbole, Zahlenspiele und Codes geschehen, so Jung. Die Ausstellung berücksichtigt unter anderem rechte Akteure, Opfer rechter Gewalt, aber auch Handlungsmöglichkeiten, wie es in einer Broschüre weiter heißt.

Georg Jung freut sich, dass der Neunkircher Oberbürgermeister die Schirmherrschaft übernommen hat. "Ich würde mir wünschen, dass möglichst viele Jugendliche - am besten mit ihren Schulklassen - kommen und die Ausstellung besuchen", so Jung.

Das Forum nimmt die Ausstellung zum Anlass, für Freitagnachmittag, 26. September, eine antifaschistisch-historische Stadtrundfahrt durch Neunkirchen anzubieten. "Damit wollen wir deutlich machen, wie es in der Stadt zur NS-Zeit ausgesehen hat", erklärt Georg Jung. Es gibt verschiedene Schwerpunkte. Unter anderem erfahren die Teilnehmer, wo und unter welchen Bedingungen Fremdarbeiter, Zwangsarbeiter und Deportierte gelebt und gearbeitet haben, auch wo sie gestorben und beerdigt sind. Auch wie man mit jüdischen Mitbürgern und deren Eigentum umgegangen ist, wird zum Thema auf der Stadtrundfahrt. Den demokratisch gesinnten Männern und Frauen, "die sich ohne Rücksicht auf ihr eigenes Leben dem braunen Meinungsterror" entgegen gestellt haben, sind ebenfalls zahlreiche Stationen auf der knapp dreistündigen Tour gewidmet. "Es ist uns ein wesentliches Anliegen, dass die jüngere Generation die Deutsche Geschichte nicht vergisst", so Jung. "Sie soll wissen, wo sie her kommt, worauf sie achten sollte und was nie wieder passieren darf." Nach der Rundfahrt lädt der städtische Beigeordnete Sören Meng zu einem Gespräch ins Rathaus ein.

Gerne würde man die Fahrten - diese ist die dritte des Forums - das ganze Jahr über anbieten. Klassen und Gruppen können sich bei Interesse an einem eigenen Termin gerne mit dem Forum in Verbindung setzen, betont Jung. Das umfassende Skript zur Führung ist derzeit in der Mache. Wer möchte, soll künftig nach der Führung ein Exemplar mit nach Hause nehmen können.

Die Ausstellung "Hass ist ihre Attitüde" läuft vom 17. bis 29. September. Öffnungszeiten sind Montag bis Donnerstag von 8 bis 12 Uhr und von 14 bis 16 Uhr sowie freitags von 8 bis 12 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Die antifaschistisch-historische Stadtrundfahrt startet am Freitag, 26. September, um 13.30 Uhr an der Behindertenwerkstätte in der Irrgartenstraße (gegenüber Aldi). Gegen 17 Uhr ist das Gespräch mit dem Beigeordneten Sören Meng im Rathaus geplant. Die Teilnahme an der Rundfahrt ist kostenlos. Eine Spende wird aber gerne entgegengenommen.

Das Forum bittet um eine Anmeldung bei Georg Jung, Telefon (06821) 1 26 15 oder E-Mail: georgjungnk@t-online.de, oder bei Ulrike Heckmann, Telefon (06821) 8 96 36, E-Mail: ulrikeheckmann@aol.com.

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