Und zum Schluss ein Abrakadabra

Wiebelskirchen · Wer im nächsten Jahr ein Schulkind werden will, ist bereits in diesem Jahr untersucht worden: Wie verläuft die körperliche, motorische und sprachliche Entwicklung? Wir waren bei einem Besuch der Schulärztin im Fröbelkindergarten Wiebelskirchen dabei.

 Schulärztin Ruth Wolff testet bei der Einschulungsuntersuchung auch, welche Zahlen und Mengen, Formen und Farben, Buchstaben und Wörter den Kindern schon vertraut sind. Hier im Fröbelkindergarten Wiebelskirchen. Foto: cle

Schulärztin Ruth Wolff testet bei der Einschulungsuntersuchung auch, welche Zahlen und Mengen, Formen und Farben, Buchstaben und Wörter den Kindern schon vertraut sind. Hier im Fröbelkindergarten Wiebelskirchen. Foto: cle

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"Jetzt mach' mal die Augen zu und berühre mit deinem Finger die Nasenspitze", fordert Schulärztin Ruth Wolff den fünfjährigen David (Name geändert) auf. "Deine oder meine?", fragt der Junge konzentriert nach. Ruth Wolff lacht: "Nimm deine Nase. Meine zu finden, ist bestimmt zu schwierig."

Wir sind im Fröbelkindergarten in Wiebelskirchen , Funktionsraum. An diesem Vormittag bekommen sechs Kinder Besuch von der Schulärztin und zwei Sozialmedizinischen Assistentinnen, Manuela Kolling-Paul und Anja Reinsch. Die Sechs - alle vier oder fünf Jahre alt - wollen nächstes Jahr in die Schule. Und seit drei Jahren nunmehr schaut sich das Team vom Kreisgesundheitsamt die Kinder bereits im vorletzten Kindergartenjahr auf eine altersentsprechende Entwicklung an - körperlich, motorisch, sprachlich. So bleibe mehr Zeit bis zum ersten Schultag, um bei Förderbedarf die richtigen Hilfen einzuleiten.

David ist an diesem Tag einer der sechs Kandidaten, alle begleitet von Papa oder Mama. Davids Mutter bespricht zunächst in einem Extra-Raum mit Wolffs Mitarbeiterinnen einen bereits zu Hause ausgefüllten Fragebogen, legt das Impfbuch und das Heft der Vorsorgeuntersuchungen vor. Derweil zeigt David, was seine Augen und Ohren können. Und wie fit sein Kurzzeitgedächtnis ist. Dafür gibt es den "HASE"-Test: Nachsprechsätze, Zahlen nachsprechen, Wortfamilien erkennen oder Silbenreihen als Kunstwörter wiederholen. Wir vernehmen da so was wie "ri-ba-ne-um". Zum versöhnlichen Abschluss dann Bekanntes wie "A-bra-ka-da-bra".

Oft sind die Mamas aufgeregt, vor allem, wenn ihr Kind aus ihrer Sicht nicht so ganz "funktioniert", hören wir von Reinsch und Kolling-Paul. "Wir haben auch schon mal weinende Mamas vor uns sitzen und größte Mühe, sie wieder zu beruhigen." Dabei gehe es ja nicht um Leistung, sondern gegebenenfalls um Hilfe. "Es sitzen aber auch schon mal Kinder unterm Tisch", erzählen sie weiter. Jungs und Mädchen, die sich schlicht verweigern: "Manche machen später dann aber doch mit."

Ein Trick fürs Schlangen-S

Zum Abschluss bei Ruth Wolff wird auch David gemessen und gewogen. Die Schulärztin lässt ihn balancieren und hüpfen, misst seinen Blutdruck, schaut in seinen Hals, tastet den Bauch ab. Sie lässt ihn Bilder, Farben und Formen benennen. Sie schaut, welche Buchstaben und Zahlen ihm schon vertraut sind. Und sie verrät Tricks: "Wenn du etwas malen sollst, was du noch nicht kennst, fahre mit den Fingern die Form auf der Vorlage nach", sagt Ruth Wolff etwa, als David ein "Schlangen-S" aufs Papier bringen soll. Der Trick klappt.

An dieser Stelle hat die Schulärztin gleich auch einen Tipp für die Eltern: "Dem Kind Buchstaben auf den Rücken malen. Das hilft und macht auch noch Spaß."

Für Bärbel Theis, Leiterin des Fröbelkindergartens mit aktuell 50 Kindern in der Mäuse- und Igelgruppe, ist das Team vom Gesundheitsamt ein gern gesehener Gast: "Wir können uns kurzschließen, wenn es um die Kinder geht. Der Austausch bringt Ideen für die Kinder." "Wir haben den Eindruck, dass wir im Kindergarten willkommen sind", sagt auch Ruth Wolff.

Davids Mutter erhält am Ende der Untersuchung eine schulärztliche Stellungnahme mit dem Vermerk "altersentsprechende Entwicklung". In den Stellungnahmen ist auch Platz für individuelle Förderempfehlungen.

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