„Die Unterstützung im Team macht uns stark“

Kreis Neunkirchen. Beate Leonhard-Kaul ist eine Frau der ersten Stunde beim Kinderhospizdienst Saar. SZ-Redaktionsmitglied Sarah Umla sprach mit der Team-Leiterin über die fordernde Arbeit mit den kranken Kindern und ihren Familien, über die Motivation der ehrenamtlichen Helfer und deren Fähigkeit, Sterbende zu begleiten ohne selbst die Lebensfreude zu verlieren.



Was genau ist der Tag der Kinderhospizarbeit und wie setzt der Kinder-Hospizdienst Saar diesen um?

Der bundesweite Tag der Kinderhospizarbeit macht seit 2006 jedes Jahr auf die schwierige Situation lebensverkürzend erkrankter Kinder und deren Familien aufmerksam. Man möchte sich an diesem Tag solidarisch zeigen und den Familien signalisieren, dass sie nicht alleine sind. Der Kinder-Hospizdienst Saar präsentiert mit einem Informationsstand im Eingangsbereich der Marienhausklinik St. Josef Kohlhof, welche Hilfsangebote und Versorgungsangebote es gibt (siehe dieser Ausgabe). Ein weiteres Ziel ist es natürlich, ehrenamtliche Mitarbeiter, aber auch ideelle Unterstützer, die die Arbeit des Kinder-Hospizdienstes Saar mit einer Geldspende weiter vorantreiben, anzuwerben. Wir haben uns in diesem Jahr die Marienhausklinik in Neunkirchen-Kohlhof als Informationsort ausgesucht, da in Kliniken auch viele Menschen sind, die gerade eine ähnliche Situation erleben.

Was ist Ihre Motivation? Wie sind Sie zur Kinderhospizarbeit gekommen?

Ich möchte diese Familien begleiten und ihnen helfen, im Leben besser Fuß fassen zu können. Lange habe ich als Kinderkrankenschwester auf Station gearbeitet, wechselte dann später in die ambulante Kinderkrankenpflege. Als Kinderkranken-

Schwester habe ich ein schwer krankes, beatmungspflichtiges Kind versorgt und dabei gemerkt, dass dies genau das ist, was ich machen möchte. Ich komme selbst aus einer betroffenen Familie. Meine Schwester ist nach einer schweren Krankheit gestorben, daher weiß ich, was das für die Eltern und Geschwister bedeutet.

Was sind für Sie positive Erlebnisse bei der Sterbebetreuung?

Positiv ist es, wenn ein Kind mehr Lebensfreude und weniger Schmerzen durch unsere Behandlung hat, und auch, wenn Familien anfangen, zu akzeptieren, was unvermeidbar ist, auch wenn es ein sehr schwerer Weg ist.

Welche Dinge fallen Ihnen schwer bei Ihrer Arbeit?

Es ist immer schwer, ein neues Schicksal zu verarbeiten, wenn ich weiß, dass die Familie einen Leidensweg vor sich hat. Was mich auch sehr mitnimmt ist, wenn ich merke, dass die Familie ihr Schicksal nur schwer annehmen kann.

Wie ist das für Sie, wenn Kinder, die Sie in der Hospizarbeit betreut oder kennengelernt haben, nach kurzer Zeit schon sterben? Wie kommen Sie damit zurecht?

Man hat natürlich eine Beziehung zu den Menschen, daher lässt man sie auch nicht gerne gehen. Wir trauern alle. Jedoch macht uns die gegenseitige Unterstützung im Team stark.

Die Schicksale der Kinder und Familien sind traurig und psychisch belastend. Können sie nach Feierabend die Schicksale hinter sich lassen? Was hilft Ihnen, die Erlebnisse zu verarbeiten?

Nach Feierabend kann man die Schicksale nicht hinter sich lassen. Was mir hilft, ist das Positive was wir tun. Wir können den Familien helfen, dass diese ihr Schicksal tragen und verarbeiten können. Was auch sehr wichtig ist, ist trotz des schwierigen Themas, selbst wieder Lebensfreude zu finden.

Kann man den Familien die Angst vorm Sterben nehmen?

Ich denke, es ist immer schwer, einen Menschen herzugeben. Wir möchten die Familien dorthin führen, wo sie den Tod ihres Kindes annehmen können und die Angst nicht mehr so groß ist. Für viele Eltern ist es ein Trost und eine Hoffnung, dass sie ihr Kind irgendwann einmal wiedersehen können.

Geht die Betreuung auch über den Tod des Kindes hinaus?

Wir bieten Treffen für alle, die um ein Kind trauern, , an. Dort ist dann Raum und Zeit für Gefühle und Erinnerung. Neben den Eltern nehmen auch Großeltern und Geschwister daran teil. Zusätzlich bieten wir seit Sommer 2014 auch ein Treffen für Kinder an, die ihre Eltern, Geschwister oder einen anderen Angehörigen verloren haben.

Wie kann man sich ehrenamtlich engagieren?

Wir freuen uns über jeden, der uns unterstützen will. Der Kinder-Hospizdienst Saar bietet regelmäßig Ehrenamtsvorbereitungskurse an. Die Inhalte sind vielfältig. Zum einen behandeln wir die Krankheitsbilder und die Entwicklungsstufen von Kindern. Zum andern werden aber auch Fragen wie: "Wie rede ich mit einem schwer kranken Kind" beantwortet. Der Vorbereitungskurs dauert etwa ein halbes Jahr. Wöchentlicher Zeitaufwand sind zirka zweieinhalb Stunden und es gibt an vier Wochenenden samstags eine Tagesveranstaltung. Zusätzlich muss noch ein 20-stündiges Praktikum absolviert werden. Danach können die ehrenamtlichen Mitarbeiter entscheiden, wie und wo sie helfen möchten. Man kann sich direkt in einer betroffenen Familie einsetzen lassen, aber auch in anderen Bereichen des Hospizdienstes, wenn beispielsweise Hilfe bei der Öffentlichkeitsarbeit benötigt wird

Wie viele ehrenamtliche Mitarbeiter zählt der Kinder-Hospizdienst Saar?

Aktuell engagieren sich 103 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die zurzeit 154 Familien im ganzen Saarland betreuen.

kinderhospizdienst-saar.de

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