Zehn Monate "Entzug" sind vorbei

Merchweiler. Monoton schnarchte er am Freitagabend auf einer Trage liegend vor sich hin. Ob Wasser oder Schnaps - weder das Eine noch das Andere konnte dem Hoppeditz in Merchweiler neues Leben schenken

Merchweiler. Monoton schnarchte er am Freitagabend auf einer Trage liegend vor sich hin. Ob Wasser oder Schnaps - weder das Eine noch das Andere konnte dem Hoppeditz in Merchweiler neues Leben schenken. Da musste erst einmal eine Flasche Bier her, damit er die Elferratspräsidenten, Carsten Boeckmann vom Karnevalsverein Mir sinn do und Roland Siegler von der KiKaJu, oder wie der Hoppeditz es selbst formulierte "die zwei Pappnasen", in Amt und Würden erheben konnte. Boeckmann und Siegler gaben bei der Sessionseröffnung im katholischen Vereinshaus in Merchweiler dem Publikum vier Tipps, wie es den Abend genießen konnte: Mitsingen, Schunkeln, Klatschen und Lachen. Und das ließen sich die Narren nicht zwei Mal sagen. Schließlich waren sie "zehn Monate auf Entzug". KiKaJu und Mir senn do ließen ihre Mariechen tanzen. Von Minigarde bis Prinzengarde, von Showtanz bis Marsch, die Merchweiler Mädchen zeigten, dass auch sie Freude an der närrischen Zeit haben. Dabei übernahm die neunjährige Theresa Hassel von der KiKaJu als Juniorenmariechen in ihrem blauen Kostüm an diesem Abend die Eisbrecherfunktion. Kein Problem für die kleine Maus, schließlich steht sie schon das dritte Jahr alleine auf der Bühne: "Ich habe an der Faasend einfach Spaß", so Theresa. Zwölf Minis der Mir sinn do taten es ihr gleich. Mit blonden und braunen Perücken, gekleidet in Kostümen im 70er-Jahre-Stil, schwebten die Mädels zu einem Abba-Medley über die Bühne. Als Hans Jacob, alias "es Rumpelstilzche", auf die Bühne trat und vortrug, was er mit "spitzer Feder" über sein Steckenpferd Politik niederschrieb, bekam so ziemlich jeder Saarpolitiker "sei Fett weg". Von der Europagalerie, über die saarländische Jamaika-Koalition bis hin zur Landratswahl im Kreis Neunkirchen, "es Rumpelstilzche" ließ keinen Stein auf dem anderen. Einen absoluten Hingucker lieferte das Männerballett der KiKaJu: In ihrer Performance zu "Der Berg ruft" und "Sieben Sünden", zunächst traditionell in Lederhosen, dann in hautengen neongrünen und pinkfarbenen Latexhosen, brachten die acht Männer das Publikum zum Toben. Trotz der guten Stimmung, gab es einen kleinen Punkt der Traurigkeit an diesem närrischen Abend: Prinz Michael III. und Prinzessin Siggi I. gaben den Zepter ab, doch kein neues Prinzenpaar trat in ihre Fußstapfen. "Wir haben alles probiert, verhandelt, inseriert", so Boeckmann, doch niemand wollte dieses Jahr Prinzenpaar werden. Dennoch waren sich die beiden Elferratspräsidenten einig, dass man sicherlich "eine herrliche Session" erwarten könne.

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