„Liebesbriefe“ sorgen für Gänsehaut
Wemmetsweiler · Mit auf eine Gefühlsachterbahn nahm das Ensemble 85 seine Zuhörerschar bei der Probe in Wemmetsweiler mit neuem Programm. Es vereint Lieder rund um die Liebe aus verschiedenen Ländern und Zeiten.
Es war zwar "nur" eine öffentliche Generalprobe, bei der man am Donnerstagabend im Wemmetsweiler Gasthaus Wachdersch zuhören konnte, aber das Ensemble 85 ist eben ein Männerkammerchor mit Anspruch. So wurde bis wenige Minuten vor der Generalprobe ebenfalls geprobt und Chorleiter Matthias Rajczyk forderte alles von den 16 Sängern aus dem gesamten Saarland: hier liebevoller, da leichtere Flüsse, dort "alle F höher!"
Eine öffentliche Generalprobe, das war für den Chor etwas ganz Neues: "Das haben wir uns bei den Theaterleuten abgeschaut", so Rajczyk. Und noch etwas war neu: das Programm. Bisher hatte man im Frühjahr immer ein Passionskonzert gegeben, diesmal aber dreht sich alles um die Liebe. "Loveletters - Liebesbriefe ", so der Titel. "Wir hatten überlegt, was noch gut zu dieser Jahreszeit passen würde", so Rajczyk. Außerdem habe man sich einmal mit weltlicher Literatur des nordeuropäischen Kulturkreises befassen wollen.
Im englisch-irisch-schottischen Raum ging es dann auch los und zwar gleich ausgesprochen dramatisch, mit "Loch Lomond". Den Text soll ein Krieger 1746 als Abschiedsbrief an seine Liebste geschrieben haben, als er im Verlies auf seine Hinrichtung wartete. Deutlich leichter wurde es da mit "Londonderry Air" oder der Liebeslyrik der Renaissance, in der erwartungsgemäß der ritterliche Sänger die höher gestellte Dame anschmachtete. Volle, voluminöse Stimmen füllten den Saal und die Sänger modulierten die Melodien ganz besonders einfühlsam. Gänsehautfeeling, immer wieder. Über Frankreich, etwa mit "Bonjour mon coeur" - Rajczyk riet, die kreativen Kosenamen mitzuschreiben - ging es nach Schweden. Und ob nun Tiere und Bäume dem trauernden König Liljekonvalie Trost spendeten oder die Liebe mit einer taubedeckten Rose im Sonnenlicht verglichen wurde, die Natur spielte hier stets eine wichtige Rolle. Unter anderem Schubert begegneten die Zuhörer in Deutschland, bevor es mit Billy Joel in die Moderne ging.
Bei sieben Konzerten will das Ensemble seine Zuhörer mit auf die Gefühlsachterbahn der Liebe nehmen. Und dass das ankommt, ist besonders wichtig, wie Marcus Egermaier - eine Art Vorsitzender in einer Gruppe ohne offiziellen Vorsitzenden - verrät: "Wir wollen das Programm auf CD aufnehmen und das Ganze per Crowdfunding finanzieren." Das heißt, es werden Kapitalgeber gesucht.
Die Aufführungstermine von "Loveletters - Liebesbriefe " sind im Internet zu finden:
ensemble-85.de
