Erfolg, weil dem Saarländer nix peinlich ist

Wemmetsweiler · Ganz besonders lebhaft waren die Narren in Wemmetsweiler trotz oder vielleicht gerade wegen der Kälte am Sonntagnachmittag. Bibbern macht ganz offensichtlich ziemlich lustig und ausgelassen.

 Das Leben ist eine Achterbahn: Ausgelassen gab sich diese Gruppe dem Spiel mit der Geschwindigkeit hin. Foto: Anika Meyer

Das Leben ist eine Achterbahn: Ausgelassen gab sich diese Gruppe dem Spiel mit der Geschwindigkeit hin. Foto: Anika Meyer

Foto: Anika Meyer

Der Aufforderung eines Besuchers, "machen mo die Heizung an", konnten die Teilnehmer des Fastnachtsumzugs kaum nachkommen, also half nur eins: Tanzen. Und das Publikum, das die Straßenränder säumte, wippte fröhlich mit. Bei einer Rock'n' Roll-Truppe ließ man den Petticoat fliegen, bei einer Abordnung eines unkonventionellen Ordens von Lebe-Nonnen den Habit. Das Racing Team zeigte in seinem Wagen etwas, das einer Choreographie recht nahe kam: Alle duckten sich bis sie nicht mehr zu sehen waren, um dann schlagartig aufzuspringen und so wild wie nur möglich herumzuzappeln. Der Wagen hatte offensichtlich gute Stoßdämpfer. Gleich acht Musikvereine sorgten für die adäquate Beschallung, wobei die Guggenmusiker es so bunt trieben, dass einem im Spiel der Trommelstick zerbrach. Zwischen Bonbons und Popcorn landete dieser auf dem Bürgersteig und wurde sogleich von einem Fan einkassiert.

Insgesamt 64 Wagen und Fußgruppen bildeten den Umzug, der sich von der Bildstockstraße an Richtung Ortsmitte bis in die Ludwigstraße schlängelte. Darunter waren auch Narren der Umgebung, inklusive Garden und Prinzenpaaren. Am weitesten angereist waren die Guggenmusiker aus der Schweiz. Eine Neuerung war, dass Bürgermeister Walter Dietz die Gruppen am Rathaus jeweils vorstellte. "Wir haben die Zusammenarbeit mit der Gemeinde weiter verstärkt", erklärte Frank Moser vom Förderverein Karnevalsumzug.

Überhaupt sei das Klima zwischen den Beteiligten prima: "Alle ziehen an einem Strang!" Auch neu waren die Absperr-Geländer zur Straße im Bereich des Rathauses, die man aus Sicherheitsgründen und für einen flüssigeren Durchzug an diesem Engpass angebracht hatte.

Für die Besucher gab es teils ziemlich kuriose Wagendekorationen und Kostüme zu sehen, von den prächtigen Schiffen der Prinzenpaare bis zum kleinbürgerlichen Wohnzimmer, mit dem "die gestressten Hausfrauen" durch die Straßen fuhren. Eine Fußgruppe rückte in Zweierreihen als Achterbahn vor, riss immer wieder die Arme in die Höhe und kreischte: "Uaaah!".

Daniela und Anabell Leibrecht aus Kusel, die die Wemmetsweiler ihre Familie besuchten, waren begeistert: "Der Unterschied zwischen den Pfälzern und den Saarländern ist, dass den Saarländern nichts peinlich ist", sagte Anabell Leibrecht. Und das war als Kompliment gemeint, denn: "Bei uns ist in der Richtung leider gar nichts los." Auch Herbert Klein gefiel es, er ist jedes Jahr dabei: "Der Wemmetsweiler Umzug ist einfach einer der schönsten der Umgebung."

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