Kolumne Ein Hauch von Adria
Audrey Hepburn liebte ihn, Sofia Loren ebenso. Harald & Maude waren auf ihm ein kurioses Duo. Und Devid Striesow war im saarländischen Tatort permanent mit ihm auf Achse. Nur das Neunkircher Ordnungsamt, das hat keinen Sinn für seinen besonderen Charme, für die Grandezza des Motorrollers. Dabei ist der Rollerfahrer samt seines zweirädrigen Kumpanen sicher eine Bereicherung der Straße. Es gibt ihn ihn mädchenrosa und jungscoolaufgemotzt. In Retro, mit Sprit oder Elektro. Klein, wendig, der Fahrer gerne mit offenem Helm, entschleunigt und entschleunigend zugleich in seiner Leistungsschwäche. Irgendwie südländisch lässig halt. Besonders beim Parken. Da findet man ihn nah an die Häuserzeile geklemmt oder in eine Nische gedrückt. In Neunkirchen auch mit schöner Regelmäßigkeit in der Bahnhofstraße unter dem Baum, der die Parkplatzreihe zum Lübbener Platz hin beschließt. Drei, vier Zweiräder passen da vor dem Wendehammer gut hin. Allerdings: Wen dort, auf dem im Gegensatz zu der Parkreihe dunkelrot gepflasterten Bodenbelag, das strenge Auge der Verkehrsüberwachung vorfindet, der hat ein Ticket. 15 Euro teuer. Wegen unerlaubten Parkens.
Fragt man bei der Stadt nach, wo so ein kleines Gefährt mit großer Tradition parken solle, gibt es diese Auskunft: „Auch Mopeds und Roller sind Kraftfahrzeuge. Auch für sie gelten die Regeln der Straßenverkehrs-Ordnung. Deshalb dürfen diese dem Fußgänger vorbehaltende Bereiche (zum Beispiel Gehwege, Fußgängerzonen) weder befahren noch beparken, so weit dies nicht durch Beschilderung/Markierung ausnahmsweise zugelassen ist.“ Tatsächlich, der Roller gehört auf den Parkplatz! Nun ja - dem Striesow würde man es ja zutrauen, in eine der zwölf Parklücken einzutauchen, einen Parkschein zu lösen und an seinen Lenker zu kleben. Was Audrey Hepburn wohl gedacht hätte, wenn Gregory Peck in „Ein Herz und eine Krone“ -? Nein, man will es sich nicht vorstellen. Genauso wenig erfreulich ist der Gedanke daran, was Autofahrer auf der Parkplatzsuche täten, wenn ein Dutzend Roller fein säuberlich jeden der raren Parkplatz nahe der Blies besetzten. Da wäre womöglich doch wieder der Ex-Kommissar gefragt. Schade eigentlich. Ein südlicheres Flair wär doch was für die Stadt im Strukturwandel. Umweht nicht auch das Neunkircher Rathaus bei offiziellen Terminen ein Hauch von Adria?
