Nehmen wir's doch einfach sportlich

In Gedanken waren wir schon strahlende Sieger über Italien. Diesmal waren sich Jogi Löw und seine Jungs sicher, das Ding wuppen sie. Schließlich, so das Argument, sei es an der Zeit. Und auch beim Public Viewing im Zeltpalast Merzig waren die Zuschauer am Donnerstagabend voll Euphorie

In Gedanken waren wir schon strahlende Sieger über Italien. Diesmal waren sich Jogi Löw und seine Jungs sicher, das Ding wuppen sie. Schließlich, so das Argument, sei es an der Zeit. Und auch beim Public Viewing im Zeltpalast Merzig waren die Zuschauer am Donnerstagabend voll Euphorie. Siegessicher mit Kriegsbemalung, Deutschland-Trikot und schwenkenden Fähnchen, drückten sie ihren Jungs die Daumen. Doch trotz mentaler Unterstützung, aus dem Sieg wurde wieder nichts. Man hat nahtlos an die Tradition der Niederlagen gegen Italien angeknüpft. Wir hatten einfach den falschen Mario. Die Euphorie derjenigen, die das ganze Jahr nichts mit Fußball am Hut haben, pünktlich zur EM aber zu patriotischen Anhängern wurden, ist verflogen. Eingefleischte Fans sind zutiefst enttäuscht. Nicht nur auf der A 8 liegen am Freitagmorgen in alle Winde zerstreut die schwarz-rot-goldenen Auto-Fähnchen. Und auch in den sozialen Netzwerken wie Facebook, verschwinden die sintflutartigen Posts zum Thema EM. Keine Spur mehr von feinen Sticheleien wie "11 kleine Italiener". "Deutschland ist nach Hause geLahmt", könnte stattdessen ein böser italienischer Post heißen. Vorbei der Traum vom Europameister. Was bleibt sind lange Gesichter. Doch nehmen wir's sportlich. Denke man doch an die gemütlichen Fußball-Abende unter Freunden, in der Familie oder beim Public-Viewing. An Torjubel und Autokorsos. Momente, die Spaß machten. Emotionen, die tief gingen. Ist es nicht genau das, was die Menschen für ein paar Wochen vor den Bildschirmen und Leinwänden zusammenrücken ließ? Jetzt ist es am Sonntag an den Spaniern und den Italienern gelegen, die Menschen in ihrer Heimat noch ein bisschen stolzer zu machen. Und vielleicht bekommt der ein oder andere Deutsche beim Urlaub im Land des künftigen EM-Siegers auch ein wenig von diesem Freudentaumel ab.

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