16 Marther gegen eine Pflanze

Marth. Dick verpackt in lange Hosen, ein langärmeliges Hemd und Handschuhe — und das bei Temperaturen weit über 20 Grad Celsius — kämpft sich Dieter Karst durchs Unterholz am Ufer der Oster. Die nicht gerade sommertauglichen Kleider sollen ihn schützen, denn Karsts Ziel ist eine über zwei Meter hohe Riesenbärenklau-Pflanze

 Die Herkulesstaude ist für Menschen gefährlich. Fotos: schmidt

Die Herkulesstaude ist für Menschen gefährlich. Fotos: schmidt

Marth. Dick verpackt in lange Hosen, ein langärmeliges Hemd und Handschuhe — und das bei Temperaturen weit über 20 Grad Celsius — kämpft sich Dieter Karst durchs Unterholz am Ufer der Oster. Die nicht gerade sommertauglichen Kleider sollen ihn schützen, denn Karsts Ziel ist eine über zwei Meter hohe Riesenbärenklau-Pflanze. Der Saft dieses Gewächses ist für den Menschen gefährlich. Er zerstört den natürlichen UV-Schutz der Haut. Wird die betroffene Stelle dann von Sonnenstrahlen getroffen, drohen Verbrennungen zweiten Grades."Sei vorsichtig", warnt die Niederkircher Ortsvorsteherin Thea Edinger deshalb noch einmal eindringlich, als sich der 54-jährige daran macht, den Stiel der Herkulesstaude mit seiner Schaufel abzutrennen.

Karst ist einer von 16 Helfern, die Thea Edinger am frühen Morgen zusammengetrommelt hat, um auf Jagd auf die Riesenpflanze zu machen. Es sind Mitglieder des Ortsrates und des Obst- und Gartenbauvereins. Auch Leute von Feuerwehr und Jagdgenossenschaft sind mit von der Partie. "Wir treffen uns schon seit Jahren regelmäßig, um zu verhindern, dass sich der Riesenbärenklau im Ortsgebiet weiter ausbreitet", berichtet die 57-Jährige Ortsvorsteherin. Gerade im Ostertal scheint die in den 60er Jahren von Bienenzüchtern eingeführte Pflanze zu einer richtigen Plage geworden zu sein. Ein Grund hierfür ist wohl das Oster-Hochwasser, das dafür sorgt, dass sich die Pflanze entlang der Ufer weiter verbreitet.

"Der Riesenbärenklau stammt ursprünglich aus dem Kaukasus. Einige Imker haben ihn als Nahrung für die Bienen hier angepflanzt", erläutert der stellvertretende Ortsvorsteher Frank Meuler (43). Seitdem habe sich die Herkulesstaude in Windeseile verbreitet und einheimische Pflanzen verdrängt. Kein Wunder, enthält doch eine Blütendolde bereits mehrere Tausend Samen. Erschwerend kommt hinzu, dass der Riesenbärenklau ein wahrer Überlebenskünstler ist. Trennen die Helfer nur die Blütenstaude ab, bildet die Pflanze kurze Zeit später Notblüten und die Arbeit beginnt von vorne. "Die sicherste Methode wäre, die ganze Wurzel auszugraben", meint Meuler. "Aber die Pflanzen wurzeln sehr tief in steinigem Boden. Hinzu kommt, dass ihre Samen bis zu zehn Jahre im Boden überleben können."

Die Helfer in Marth haben sich deshalb darauf verlegt, die Pflanze kurz über dem Boden abzutrennen. Dann scheiden sie die Blütenköpfe ab und packen sie in Plastiksäcke. "Die kommen dann auf die städtische Müllverbrennungsanlage", erklärt Edinger.

So könne immerhin verhindert werden, dass sich die Staude weiter ausbreitet. Mehr als 100 ehrenamtliche Arbeitsstunden leisteten die Marther Freiwilligen nach eigener Aussage in den vergangenen Jahren. Haupteinsatzgebiete sind im Niederkircher Dombachtal, am Marther Osterufer sowie entlang des Grügelbachs. Hier treten die Pflanzenjäger regelmäßig an, um in Eigeninitiative für die Sicherheit von Spaziergängern, Joggern oder spielenden zu Kindern sorgen. Und das mit Erfolg: "Wir sehen schon, dass die Population der Pflanze zurückgeht. Aber es hat sich auch gezeigt, dass die Herkulesstaude sehr aggressiv ist und ständiger Kontrolle bedarf."

Hintergrund

Der Riesenbärenklau wird auch Herkules-staude genannt. Die aus dem Kaukasus stammende Pflanze wurde im 19. Jahrhundert nach Europa eingeführt. In den 1960er Jahren pflanzten Imker den Riesenbärenklau oftmals als Bienenweide an.

 Die Helfer waren entsprechend ausgerüstet und gekleidet.

Die Helfer waren entsprechend ausgerüstet und gekleidet.

Der Saft der Pflanze enthält photosensibilisierende Substanzen, die in Verbindung mit UV-Strahlung zu schweren Verbrennungen führen können. Kommt der Bärenklau-Saft mit der Haut in Berührung, sollte die betroffene Stelle mit Wasser und Seife gewaschen und während der nächsten Tage vor der Sonne geschützt werden. (Quelle: Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, www.pflanzenschutzdienst.de) vsc

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